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Opportunisten

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Einige Rabenvögel sind sehr anpassungsfähig. Deshalb beziehen sie auch Lebensräume in direkter Nähe zu menschlichen Siedlungen und in Städten.

Von Hans Joachim Steinbach

Elster
Elstern sind Kulturfolger und können sich hervorragend auf veränderte Lebensbedingungen einstellen. In Stadtparks und auf Friedhöfen sieht man sie häufig.

Warum bezeichnet man Rabenvögel als so genannte „Opportunisten“?

Opportunisten sind Arten, die kurzfristig oder nur lokal begrenzt gegebene Umweltsituationen nutzen.

Die Populationsdichte dieser anpassungsfähigen Arten verändert sich oft sehr stark. Opportunismus ist eine Überlebensstrategie, bei der Arten unter günstigen Bedingungen eine hohe Vermehrungsrate zeigen und ein Areal sehr schnell und sehr dicht besiedeln.

Von den Rabenvögeln zeigen vor allem Kolkraben, Aaskrähen, Elstern und Eichelhäher eine opportunistische Lebensstrategie.

Worum geht es in dem Rabenvogelstreit zwischen den Jagd- und anderen Naturschutz-Verbänden?

Um den Einfluss der Besatzhöhe an Rabenvögeln, insbesondere Raben- und Nebelkrähe, Elster und Eichelhäher, regional auch Kolkrabe auf die Populationen anderer Singvögel, auf das Niederwild und Bodenbrüter, auch auf viele geschützte Arten.

Während Jäger die Meinung vertreten, dass Rabenvögel durch Jagd reguliert werden müssen, um den Räuberdruck zu vermindern, schätzen die übrigen Naturschutzverbände diesen Einfluss sehr gering ein und machen ihn nicht für den Artenrückgang verantwortlich.

Was versteht der Forstmann und Jäger unter „Hähersaat“?

Eichelhäher sammeln Baumfrüchte wie Eicheln und Bucheckern und legen damit zahlreiche Nahrungsdepots an. Oft vergessen die Vögel diese Nahrungslager. Auf diese Weise pflanzen die Vögel Eichen oder Buchen, oftmals Tausende von Bäumen in einem Waldrevier. Der Eichelhäher wird deshalb auch als „Forstmann im bunten Rock“ bezeichnet.

Welche Rabenvogelart hat bei uns den größten Einfluss auf das Niederwild?

Die Aaskrähe, die in zwei Unterarten in Deutschland vorkommt: die Rabenkrähe westlich und die Nebelkrähe östlich der Elbe. Es sind sozusagen unterschiedliche geographische Rassen. Dabei breitet sich die Nebelkrähe langsam auch west- und südwärts aus.

Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt in Nordosteuropa. Entlang der Elbe kommen auch Bastarde beider Arten vor. Die Aaskrähen sind in allen Revieren Standvögel und werden in der Brut- und Aufzuchtszeit zu Feinden und bedeutsamen Beutegreifern durch Nestraub und Verfolgung von Jungwild bis zu Kitzgröße.

Welche Rabenvogelarten haben auf Grund ihrer Seltenheit kaum Einfluss als Beutegreifer?

Der heimische (dickschnäblige) Tannenhäher ist selten, regional auch der Kolkrabe und die Dohle. Die Alpenkrähe und die Alpendohle kommen bei uns nur in den Alpen vor. Zum Erhalt der Alpendohle sind die oftmals kleinen Brutkolonien zu erhalten und vor Störungen besonders zu schützen.

Welche Rabenvögel brüten in Kolonien, welche allein?

Die Saatkrähe ist strenger Koloniebrüter, oftmals auf Allee- oder Straßenbäumen, auch inmitten von Siedlungen. Auch Dohlen brüten oftmals (aber nicht nur) in kleineren Kolonien auf hohen Gebäuden, Türmen oder Schornsteinen, auch an Autobahnbrücken.

Alle übrigen Rabenvögel brüten solitär. Kolkraben, Raben- und Nebelkrähen bevorzugen hohe Einzelbäume. Die Elster baut ein überdachtes Kugelnest auf Bäumen und Sträuchern auch inmitten von Siedlungen, Parks und Kleingartenanlagen. Eichelhäher nisten verborgen im Wald oder in hohen Bäumen von Feldgehölzen und führen während der Brut und Jungenaufzucht ein heimliches, unauffälliges Leben.

Wie lassen sich Rabenvögel effektiv bejagen?

Rabenkrähen lassen sich an oft besuchten Futterplätzen wie Deponien, Mieten und Misthaufen erfolgreich durch Ansitz bejagen. Spezielle Luderplätze mit Saatgutabfällen können gute Jagdplätze sein. Elstern werden bevorzugt an Schlafbäumen (auch an Luderplätzen) geschossen.

Foto: Dieter Hopf

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