Die tschechischen Meopta-Zielfernrohre haben, was die mechanische Qualität betrifft, einen guten Ruf und sind preiswert. Jetzt stattet Meopta die Modelle der Artemis-Serie auch mit beleuchtetem Absehen aus – zu einem heißen Preis.
Von Norbert Klups
Das Meopta Artemis 3-12×50: montiert auf einer Winchester 70 im Kaliber .458 Winchester Magnum. |
Meopta ist eine alt eingesessene Optik-Fabrik, die schon seit 1933 existiert und mit der Fertigung militärischer Optiken große Erfahrung hat. Seit 1992 ist Meopta privatisiert und heute der einzige Optik-Hersteller der tschechischen Republik.
Für den Test wurde aus der Artemis-Serie das universell einsetzbare 3-12×50 mit beleuchtetem Absehen 4 ausgewählt. Der Regler für die Absehen-Beleuchtung sitzt ähnlich wie bei Schmidt&Bender, Zeiss oder Kahles als Drehknopf links am Mittelrohr. Die Intensität des Leuchtpunktes ist in Stufen verstellbar, wobei die Beleuchtung in den Zwischenstufen abschaltet.
Diese Technik der Zwischenabschaltung kennt man bereits von Schmidt&Bender-Zielfernrohren. Sie hat den Vorteil, dass beim Ansitz einmal die ideale Leuchtstufe eingestellt und dann die Beleuchtung batteriesparend durch eine halbe Stufe vor oder zurück abgeschaltet werden kann. Erscheint Wild, genügt es, eine halbe Stufe weiterzudrehen, und die vorher ermittelte optimale Leuchtintensität steht zur Verfügung. Das geht wesentlich schneller, als wenn der Regler aus der Ausgangsposition hochgedreht werden muss, und man hat sofort die richtige Einstellung.
Beim Meopta fiel auf, dass die Beleuchtung objektivseitig betrachtet sehr stark spiegelt (Taschenlampen-Effekt) und die Stufung der Elektronik in den untersten Beleuchtungsstufen sehr groß ist. Schwach herunter gedimmt lässt sie sich aber praxisgerecht einstellen und überstrahlt dann das Zielbild nicht.
Die Absehen-Verstellung arbeitet mit Rastung und verändert die Treffpunktlage pro Klick um einen Zentimeter auf 100 Meter. Das Einschießen des Zielfernrohres (montiert auf einer Winchester 70 Repetierbüchse mit Leupold Quick Release Montage) zeigte die Präzision der Absehenverstellung.
Eine Nullstellung ist allerdings nur mit Werkzeug möglich. Der maximale Verstellbereich beträgt 120 Zentimeter in der Höhe und 140 in der Seite.
Der Rohrkörper ist aus Stahl gefertigt und schwarz brüniert. Mit 722 Gramm ist das Gewicht daher entsprechend hoch. Und: Der Rohrkörper ist nicht einteilig, sondern die Kugelfläche am Mittelrohr ist angesetzt. Die Testwaffe hatte das Kaliber .458 Winchester Magnum. Da musste das Meopta zeigen, ob es wirklich schussfest war. Dabei gab es keine Probleme: Die Treffpunktlage veränderte sich auch nach 50 Schüssen nicht, und auch die Absehen-Verstellung arbeitete nach dem Schusstest präzise wie zuvor.
Der Vergrößerungswechsel erfolgt über erfreulich kurze Verstellwege. Nach dem Kältetest bei –25 Grad ließen sich die Bedienelemente noch gut bewegen, das Okular sogar leichter als im warmen Zustand. Gefühlsmäßig würde man sagen, dass hier keine Dichtung wirkt, der Wassertest zeigte aber, dass das Glas dicht ist.
Mechanisch gibt es also eigentlich nichts zu meckern. Das Meopta hat eine sauber arbeitende Verstellung und ist schussfest. Zur objektiven Beurteilung der optischen Qualitäten wurde das Zielfernrohr in einem optischen Labor geprüft.
Die Optik
Die tatsächliche Vergrößerung des Testglases beträgt 3,2 bis 11,8. Diese Abweichung liegt in der Toleranz und ist nicht zu beanstanden. Auch die Auflösung ist in Ordnung, und der Verstellbereich des Okulars liegt bei +3,2 bis –4,0. Das vom Hersteller angegebene Sehfeld von 11,2 Meter bei dreifacher Vergrößerung und 3,3 Metern bei zwölffacher Vergrößerung wurde beim Testglas mit 3,2 und 11,8 Meter gemessen. Hier ist das Testglas sogar bei hoher Vergrößerung besser als vom Hersteller angegeben.
Wichtig bei einem jagdlichen Zielfernrohr, das bei den heutigen Jagdgegebenheiten überwiegend bei schlechtem Licht eingesetzt wird, ist die Transmission. Die maximale Transmission des Testglases wurde mit 87 Prozent gemessen. Die Spitzenmodelle dieser Klasse liegen zwar alle bei über 90 Prozent, aber auch mit einigen Prozenten darunter ließe sich noch gut leben. Ältere Jäger, besonders Brillenträger sind auch kaum in der Lage, Unterschiede von drei oder vier Prozent wahrzunehmen.
Bei der Transmission muss jedoch zwischen der Transmission bei Tage und bei Nacht unterschieden werden – und hier zeigt das Meopta Schwächen. Die maximale Transmission bei Tageslicht liegt zwar bei 87 Prozent, bei Nacht bleiben davon aber nur 80,3 Prozent übrig. Spitzenfabrikate von Zeiss, Swarowski oder Schmidt&Bender fallen zwar bei Nacht auch etwas ab, liegen aber auch hier noch um die 90 Prozent: Ein zum Vergleich gemessenes Schmidt& Bender 3-12×50, also mit genau den gleichen optischen Daten, brachte es auf 91 Prozent. Eine Differenz von zehn Prozent ist schon deutlich sichtbar und schränkt den Gebrauch bei schlechtem Licht ein.
In der Praxis
Labor-Messungen sind nicht alles. Das menschliche Auge ist manchmal gar nicht in der Lage, Unterschiede festzustellen, die sich im Labor auf dem Papier so klar zeigen. Um einen zusätzlichen – zugegeben subjektiven – Eindruck zu bekommen, wurde das Testglas zusammen mit zwei Vergleichsgläsern, einem S&B 3-12×50 und einem Zeiss 2,5-10×50, mit ins Revier genommen und beim Abendansitz, bei schwindendem Licht, geprüft.
Im Vergleich zeigte das Bild des Meopta einen leichten Braunstich und einen deutlich geringeren Kontrast, sobald es dämmerig wurde. Als die untergehende Sonne tief über dem Waldrand stand, war ein Beobachten mit dem Meopta sehr schwierig. Das von vorn eindringende Licht rief starke Spiegelungen hervor, und das Bild war insgesamt milchig. Die beiden Vergleichsgläser wurden mit dieser Situation deutlich besser fertig.
Bei nachlassendem Licht schlug sich das tschechische Glas aber besser, als nach den Messungen erwartet. Die tatsächliche Zeitspanne, in der man mit Zeiss oder Schmidt&Bender – alle Gläser standen auf achtfacher Vergrößerung – noch hätte schießen können und mit dem Meopta nicht mehr, betrug nur etwa fünf Minuten.
Jäger mit besseren Augen sind hier aber wahrscheinlich in der Lage, noch ein paar Minuten mehr rauszuholen. Wird das Leuchtabsehen sorgfältig eingestellt und nur so hell gedreht, dass es gerade noch zu sehen ist, liefert das Testglas ein gutes Zielbild. Eine Stufe zuviel führt aber sofort zum Überstrahlen. Hier hatten die Vergleichsgläser deutlich mehr Spielraum.
Resümee
Der tschechische Hersteller Meopta liefert mit dem Artemis 3-12×50 ein mechanisch sehr gutes Zielfernrohr, das in diesem Punkt mit der deutschen und österreichischen Konkurrenz durchaus mithalten kann. Optisch zeigte das Testglas aber, dass es in diesem Punkt noch ein Stück von der Spitzenklasse entfernt ist.
Besonders die Transmission bei Nacht und die Bildqualität in der Dämmerung sind deutlich schlechter.
Hier muss aber auch der Verkaufspreis bedacht werden. Das hier vorgestellte Zielfernrohr wird vom Importeur Frankonia für 659 Euro verkauft. Im Vergleich zu den beiden beim Test eingesetzten Vergleichsgläsern (S&B 3-12×50 = 1495 Euro, und Zeiss 2,5-10×50 = 1663 Euro) ist das als sehr preiswert anzusehen.
Nicht jeder Jäger kann sich ein teures Spitzenzielfernrohr leisten. Wer ein variables Zielfernrohr mit Leuchtabsehen haben, aber keine 1500 Euro ausgeben will, findet hier eine brauchbare Alternative. Meopta erschließt sich hier so etwas wie einen eigenen Markt: deutlich billiger als die Top-Geräte und qualitativ besser als die meisten fernöstlichen Produkte.Foto: Norbert Klups
Der Regler für die Absehen-Beleuchtung sitzt links am Mittelrohr und hat Stufen mit Zwischenabschaltung. |
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