Von 2005 bis 2009 war er Bundesminister für Wirtschaft und Technologie im Kabinett Merkel. Doch kaum war Michael Glos (CSU) zurückgetreten, wechselt er die Farben. Aus dem schwarzen Minister wurde ein grüner Weidmann.
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Michael Glos (CSU): Schwarzer Grünrock |
Im Vorbereitungslehrgang wird gerne mal nachgefragt, warum man Jäger werden will. Während die meisten aus meinem Kurs antworteten, der Vater sei Jäger und das gebe unter anderem den Ausschlag, war es bei mir gerade umgekehrt. Ich gab an, dass mein Sohn Jäger ist und das einer der Gründe sei. Michael Glos legt sofort nach: Aber da kommen viele andere Argumente hinzu.
Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister ließ sich für das grüne Dokument lange Zeit. Erst vor 2 Jahren schrieb er sich zu einem Intensivkurs in Mecklenburg-Vorpommern ein. Vorher habe er einfach keine Zeit gehabt, begründet der heute 67-Jährige seine Spätberufenheit: Mein politisches Wirken, die vielen Ämter und Funktionen und die Parteiarbeit hielten mich rund um die Uhr auf Trab.
Das änderte sich im Februar 2009. Michael Glos informierte Angela Merkel, dass er zurücktreten werde. Nach einigem Zögern gab die Kanzlerin der Bitte nach. Als Nachfolger wurde wenige Tage später Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg ernannt. Übrigens auch ein begeisterter Weidmann.
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Behörde verweigerte den Jagdschein
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Gute Damwild-Strecke: Gerne besucht der Ex-Minister Drückjagden. |
Nun hatte ich endlich etwas mehr Zeit. Das war der richtige Moment, meinen Bedürfnissen nach gesünderem Leben und mehr Naturerlebnis nachzugeben. Schnell habe sich Michael Glos, dessen Großvater schon ein passionierter Grünrock war, entschieden, den Jagdschein zu machen. 17 Tage lang klotzte der Ex-Minister in der Jagdschule so richtig ran. Während ihm die jagdtheoretischen Fächer kaum Probleme machten, trieb ihm die Schießprüfung Schweißperlen auf die Stirn: Der Schuss auf den laufenden Keiler das war für mich schon eine besondere Herausforderung. Aber auch die umfangreichen Regelungen im Umgang mit den Waffen während des Jagdbetriebs überraschten den altgedienten CSU-Politiker: Da sieht man mal, wie verrechtlicht alles bei uns ist. Kurz und gut: Zu seiner eigenen Überraschung hielt Michael Glos im September 2009 ein gutes Prüfungszeugnis in den Händen. Und nun ab ins Revier? Weit gefehlt. Es stand ein weiterer Wahlkampf an. Eifrig sammelte er einmal mehr in seinem Landkreis Kitzingen (Unterfranken) Wählerstimmen.
Irgendwann war auch das vorbei, doch die erste Pirsch des Jungjägers verschob sich erneut. Glos: Im Landratsamt wurde mir der Jagdschein verweigert. Erstmal. Peinlich berührt teilten mir die Beamten mit, dass ich im zentralen Ermittlungsregister gleich mehrfach geführt werde. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um sogenannte Politikeranzeigen handelt, die gerne und häufig von frustrierten Bürgern anonym abgegeben werden. Von diesen Einträgen wusste ich bis dahin nicht einmal etwas. Aber das war dann auch ganz schnell vom Tisch, so Glos lächelnd.
Doch dann kam der Herbst 2009 und damit das erste Jagderlebnis des gereiften Jungjägers. Während einer Drückjagd bei Regensburg erlegte Glos sein erstes Stück Schwarzwild. Für den gelernten Müller ein besonderes Ereignis, wenngleich er die Erlegung seines ersten Bockes noch intensiver erlebte: Es war bei einem Freund, in dessem Revier im Steigerwald. Ich saß in der Abenddämmerung auf einer Kanzel. Aus einer Dickung kam ein Bock auf die vor mir liegende Freifläche. Schnell erkannte ich, dass er alt und gut war. Auf knapp 100 Meter schoss ich. Hochblatt getroffen kam er nur noch wenige Gänge weit. Am erlegten Stück hielt ich nachdenklich und berührt Totenwacht.
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Wirft die Ehefrau auf, wirds spannend
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Bergjagd sei für ihn zwar anstrengend, aber die Entlohnung einzigartig, sagt Michael Glos. (Foto: Ilse Glos) |
Jagdgelegenheiten hat der Ex-Minister reichlich, wenngleich er betont, keinerlei Prominentenbonus auszunutzen. Freunde mit Revieren laden ihn gerne und häufig ein. Am liebsten jagt Glos aber bei seinem Sohn Michael jun. (41) im Steigerwald. Auf 350 Hektar tummelt sich hier in erster Linie Niederwild, aber auch das ein oder andere Stück Schwarzwild kommt zur Strecke. Vor allem die Ansitzjagd hat es dem 67-Jährigen angetan. Die Ruhe, gepaart mit Spannung, sei unvergleichlich. Hinzu käme, dass ihn dabei häufig seine Frau begleite: Die hört viel besser als ich. Wenn sie aufwirft, weiß ich: Da zieht was heran, sagt Glos mit einem Augenzwinkern. Sie war es auch, die seinerzeit beim Erwerb seiner jagdlichen Erstausrüstung deutliche Worte sprach: Ich wollte mir erst einmal gebrauchte Waffen kaufen, doch da intervenierte meine Frau energisch. Sie fragte mich, worauf ich denn noch warten wolle. In meinem Alter kämen nur Neuwaffen in Frage. So schaffte sich der Ex-Minister auf Geheiß seiner Gattin zum Einstieg eine Blaser R93 im Kaliber 9,3 x 62 mit .30-06-Wechsellauf an.
Auch seinen langgehegten Traum einmal unter dem Himmel Afrikas zu jagen hat sich der CSUPolitiker mittlerweile erfüllt. Im Juni diesen Jahres erlegte er in Namibia Kudubulle und Springbock.
Im August ging es erstmals auf Bergjagd. In Tirol wurde er nach anstrengender Tour mit einem 13-jährigen hochkapitalen Gamsbock für die Strapazen entlohnt.
Gute Strecke machte Jäger Michael Glos auch kürzlich bei einer Drückjagd nahe Regensburg. 4 Stück Schwarzwild erlegte er hier, darunter einen 80-Kilo-Keiler.
Ein jagdlicher Glückspilz? Nicht in allen Fällen: Seit 2 Jahren jage ich auf einen guten Hirsch. Ich wurde schon x-mal in Österreich, der Eifel oder auch im Bayerischen Wald darauf geführt. Aber es sollte bislang einfach nicht sein.
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