Wer nicht auffallen will, darf sich den neuen kleinen Range Rover nicht kaufen. Ein SUV wie von einem anderen Stern. Er zieht die Blicke magisch an. Die DJZ hat den britischen Geländezwerg unter die Lupe genommen.
Von Armin Liese
Sind Sie schüchtern? Leben Sie abseits der Großstadt ohne Trubel auf dem Land? Lieben Sie die traute Zweisamkeit, ohne groß aufzufallen? Dann lassen Sie die Finger von dem kleinen Range Rover. Wer dieses Auto fährt, fällt auf. Magisch zieht der weiße Geländeflitzer die Blicke auf sich. Ganz diskret mal eben schnell einkaufen, ist mit dem englischen Untersatz nicht möglich.
Das Auto sieht nach 400 PS aus, so bullig erscheint das Heck. Die nach hinten immer mehr zulaufende Fensterfront unterstreicht den Eindruck des schnellen Flitzers. Fast wie ein Barbie-Auto wirkt der Kleine. Dabei handelt es sich um eine Serienversion. Meist werden futuristische Studien auf den großen Autoshows vorgestellt, die Umsetzung ist dann aber weichgespült. Land Rover geht mit dem Evoque neue Wege.
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Multimediazentrale mit Touchscreen: Fernsehen, Musikanlage und Navigationsgerät (Fotos: Armin Liese) |
Englische Eleganz
Einsteigen und wohlfühlen, das ist das Motto der Designer. Dass dies nicht nur bei dem großen Bruder Range Rover klappt, belegt der Evoque. Den Fahrer erwarten mit Leder bespannte Armaturen, schöne Ziernähte, viel Platz im bequem-sportlichen Sessel, mächtig Kopffreiheit und Multimedia-Unterhaltung. Dabei ist unterhalb der Armaturen, wo die Blicke der begeisterten Zuschauer nicht hinkommen, Plastik verbaut. Dies ist farblich aber so gut angepasst, dass man den hohen Nutzwert des pflegefreien Materials als Vernunftslösung ansehen darf.
Erweckt man den kultivierten Dieselmotor zum angenehm leisen Schnurren, erhebt sich aus der Mittelkonsole ein Drehknopf. Der war bis dato nur beim Jaguar bekannt. Damit lässt sich das Automatikgetriebe steuern. Dieses schaltet einwandfrei und lässt sich durch eine Sport-Option auch etwas höher drehen, wenn der Fahrer dies wünscht.
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Freier Blick nach oben. Dank riesigem Sonnendach fühlt man sich fast wie in einem Cabrio |
Der Testwagen mit seinem 2,2 Liter Selbstzünder beschleunigt Baby-Range innerhalb respektabler 8,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Das ist sehr ordentlich. Der Vierzylinder-Motor hat mit 420 Nm bei gerade einmal 1.750 Umdrehungen pro Minute mächtig Dampf. Dabei ist er, dank guter Dämmung, angenehm leise. Leider setzt sich der ungestüme Start nicht fort: Bei höheren Geschwindigkeiten oder Drehzahlen kommt das Aggregat schnell an seine Grenzen. Zum Rasen ist das Auto aber auch nicht gebaut, dafür gibt es Sportwagen.
Der kleine Brite hat einen permanenten Allradantrieb, was ihm Ausflüge ins Gelände ermöglicht. Hierfür bietet der Range eine Auswahl an Fahrprogrammen, die den Steuermann auf unterschiedlichen Untergründen unterstützen. Ob Sand oder Schlamm, der schicke Engländer scheut sich nicht. Dank elektronischer Regelung der Kraftverteilung sind solche Ausritte möglich. Für harte Geländeeinsätze ist das Auto mit einem Neupreis von über 63.000 Euro aber zu schade.
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Runde Spielwiese: Der Fahrer muss die Hände nicht mehr vom vollgepackten Lenkrad nehmen |
Wird der Rangejunior auch auf Feld- und Waldwegen gefahren, sind die Traumwerte des Kraftstoffverbrauchs dahin: 6,5 Liter sollen dem genügsamen Briten ausreichen, zumindest theoretisch. Der Verbrauch von 10,5 Liter ist eine andere Liga. Sogar bei reiner Autobahnfahrt bewegte sich der Durst um die 9 Liter Diesel. Schade, denn bis dahin hielt der Evoque allen Ankündigungen stand. Schlimm ist es trotzdem nicht, denn so viel Technik, Charme und Platz bedingen ein Leergewicht von knappen 2 Tonnen. Die wollen erst einmal bewegt sein.
Fazit
Der Evoque ist ein Auto zum Auffallen, auch nachts. Entriegelt man das Auto, klappen die Spiegel in Position. Gleichzeitig schwenkt ein Spot vor die Fahrer- und Beifahrertür. Als wäre dies nicht genug, ist in dem Licht die Silhoutte des Range Rovers zu erkennen. Respekt vor solchen Details! Auffallen mit Stil. Komfort, Charme und Funktionalität sind im Evoque stilvoll kombiniert. Die Geländegängigkeit ist dabei aber im Vergleich zu den luftgefederten Vorfahren zu Gunsten des Designs etwas verlorengegangen.
Leistung: 190 PS
Hubraum: 2.179 ccm
Länge: 4,45 m
Höhe: 1,72 m
Bodenfreiheit: 21,5 cm
Verbrauch (DJZ-Test): 10,5 l
zulässiges Gesamtgewicht: 2.350 kg
Nutzlast: 445 kg
Wendekreis: 11,3 m
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
Preis ab: 46.700 Euro
Preis (Testwagen): 63.610 Euro