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Schmalrehe – Jetzt oder nie!

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Obwohl viele Jäger im Mai nur an das eine denken können, nämlich die Bockjagd, ist das Weidwerk auf einjährige weibliche Rehe viel wichtiger. Gehörne sind schließlich auch später noch prima ansprechbar. Von Benedikt Peez

Foto: Michael Breuer

Im Monat Mai hat das Schmalreh in allen Bundesländern Jagdzeit. Der 1. Mai ist der traditionelle Beginn der Rehwildjagd. Der Schmalreh- und Jährlingsabschuss zu diesem frühen Zeitpunkt kann ein gutes Mittel zur raschen und effektiven Abschussplanerfüllung sein. Das Schmalwild wird Ende April/Anfang Mai von den Ricken „weggebissen“, sodass die relativ unerfahrenen Stücke gut sichtbar an allen möglichen Stellen des Revieres auftauchen.

Gros des Abschusses

Der Aufwand, um den nötigen Abschuss in der Altersklasse der Schmalrehe und Jährlinge zu erfüllen, ist im Mai also relativ gering. Außerdem lassen sich Schmalrehe im Mai noch sauber ansprechen und somit gezielt bejagen. Im Herbst und Winter, wenn ihr Körperbau fast vollständig dem einer Ricke gleicht, ist eine klare Unterscheidung häufig schwer. Vor allem für Jäger, denen die Kitzbejagung aus emotionalen oder Gründen der geringeren Verwertbarkeit schwer fällt, ist die Schmalrehbejagung im Mai daher das Mittel der Wahl, um beim weiblichen Rehwild ordentlich Strecke zu machen.

Trotz Haarwechsel-Verspätung bei diesem Schmalreh ist der Größenvergleich hier ein eindeutiges Indiz! (Foto: Marco Schütte)

Beim Weidwerk auf Schmalrehe ist dennoch alle Vorsicht geboten. Eine hochbeschlagene Ricke zu erlegen, wäre für den Jäger äußerst unschön und eine Ordnungswidrigkeit obendrein. Eine schon führende Geiß zu erlegen, wäre dagegen ein Straftatbestand, der unter Umständen den Jagdschein kosten kann. Ethisch sind beide Fehler natürlich absolut indiskutabel.

Ansprechhilfe

Daher ist es im Mai enorm wichtig, Schmalrehe klar von Ricken unterscheiden zu können. Dazu gibt es einige Merkmale, die beachtet werden sollten: Der Körperbau eines Schmalrehs ähnelt noch demjenigen eines Kitzes. Es hat einen dürren Träger und wirkt hochläufig, wenngleich seine Schulterhöhe im Vergleich zu älteren Rehen etwas geringer ist. Der Brustkorb scheint noch kein erwähnenswertes Volumen zu haben. Das Schmalreh wirkt eher filigran als stämmig oder bullig.
Die Hauptform eines Schmalrehs gleicht derjenigen eines Kitzes im Dezember. Im Winter wird vom Wild kaum in Knochenwachstum investiert, sodass die Anatomie des Schmalrehschädels derjenigen eines Kitzschädels ähnelt. Von der Seite betrachtet sieht er stumpf und dreieckig aus. Die langgezogene, leicht platte Hauptform eines adulten Rehs ist noch nicht vorhanden.

Rot statt Grau

Der Haarwechsel der Schmalrehe läuft deutlich früher und schneller ab als bei Ricken. Sie sind daher im Mai in aller Regel durchgefärbt und komplett rötlich in der Deckenfärbung. Geißen hingegen wirken struppig, häufig stecken sie mitten im Haarwechsel.

Der Bauch der hoch beschlagenen Ricke identifiziert dieses Stück, Träger und Haupt des Schmalrehs das andere
Die „kindlichen Gesichter“ lassen keine Zweifel zu: Bei diesen Stücken handelt es sich um Schmalrehe (Fotos: Dieter Hopf)

Besonders Anfang Mai ist dieses Merkmal gut zu gebrauchen. Je weiter die zweite Maihälfte fortgeschritten ist, desto weiter ist auch bei den Ricken der Haarwechsel vollzogen.

Den Ricken sieht man Anfang Mai ihren dicken „Babybauch“ deutlich an. Sie wirken richtig voluminös und schwer. Besonders beim Blick auf das spitz von hinten betrachtete Stück wird dies deutlich. Eine Geiß, die in der zweiten Maihälfte schon gesetzt hat, zeigt hingegen stark eingefallene Flanken. Die Hinterkante des Rippenbogens ist vor den Dünnungen deutlich zu erkennen. Außerdem wird bei einer Ricke einige Tage vor dem Setzen die Spinne dick. Der fein behaarte, weißliche, etwa faustgroße „Euter“ ist beim Blick von hinten zwischen die Keulen in der Regel deutlich zu erkennen. Dabei gilt die Regel: Je voller, desto doller. Die Spinne ist frisch geleert daher weniger gut sichtbar. Ein Spektiv hilft hierbei natürlich. Je weiter das Setzen zurückliegt, desto weniger zeigen Ricken eingefallene Flanken. Im Juni ist es bereits äußerst schwer, ein starkes Schmalreh von einer mehrjährigen Geiß zu unterscheiden.

Fazit

Die Summe der Ansprech-Merkmale lassen im (frühen) Mai mit etwas Erfahrung meistens einen klaren Schluss zu. Ist die Situation jedoch nicht deutlich oder bestehen Zweifel an der Richtigkeit der eigenen Entscheidung, sollte die Kugel auf jeden Fall im Lauf bleiben. Sich die Stücke „schön zu sehen“ und letztlich trotz Bedenken zu schießen, endet nicht selten in einer Katastrophe!

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