Merkel RX.Helix

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DJZ 08/2011

„Das Jagdgewehr für das 21. Jahrhundert“ nannten die Suhler ihre Geradezug-Büchse in der Werbung. Doch was kann sie wirklich? Norbert Klups machte den DJZ-Test.

Von Norbert Klups

 

Wäre nicht der Kammerstängel, könnte die Helix auch als Halbautomat durchgehen. Der Systemkasten aus Aluminium ist wie bei einer Selbstladebüchse geschlossen, und alles spielt sich im Innern ab. Nach hinten treten keine Verschlussteile aus. Sicher ein Vorteil für Schützen, die gern an der Wange repetieren, aber es nicht mögen, wenn die Kammer erst einen Zentimeter vor der eigenen Nase zum Stehen kommt. Dieses Problem wurde bei der Helix aus der Welt geschafft. Dazu musste der Repetierweg drastisch verkürzt werden, denn sonst wäre der Systemkasten extrem lang ausgefallen. Machbar ist das durch eine Übersetzung. Und genau diesen Weg haben die Merkel-Ingenieure gewählt. Die Helix verriegelt über einen Drehkopfverschluss mit 6 Verschlusswarzen direkt im Lauf. Der Verschluss ist stark an die Merkel-Selbstladebüchse SR 1 angelehnt. Im Gehäuse arbeitet ein Getriebe mit einer Zahnrad-Zahnstangen-Mechanik, die den Repetiervorgang 1:2 übersetzt. Wird der Kammergriff um 6,5 Zentimeter bewegt, läuft der Verschluss die doppelte Strecke zurück. Beim Zurückziehen des Kammergriffes werden die 6 Verschlusswarzen in einer schraubenförmigen Bewegung auf einer Steuerkurve aus ihren Verriegelungen gedreht. Dieser Bewegung verdankt die Merkel den Namen Helix. Der Repetiervorgang der Helix geht wirklich schnell. Der Verschluss läuft weich und ohne zu hakeln.
 
Zugeführt werden die Patronen aus einem 3-schüssigen Einsteckmagazin aus Stahlblech. Zum Entnehmen müssen beide Entriegelungstasten gedrückt werden. So wird vermieden, dass das Magazin versehentlich aus dem Schacht fällt, wenn mal nur eine Taste berührt wird.
 

Handspannung

 

Gespannt wird die Helix über einen Spannschieber auf dem Kolbenhals. Nur vor dem ersten Schuss, danach spannt die Büchse beim Repetiervorgang automatisch, solange sich der Spannschieber vorn befindet. Zum Entspannen muss der Druckknopf auf dem Schieber eingedrückt werden. Sollen Geräusche vermieden werden, ist es ratsam, den Schieber abzubremsen und in die Ausgangsposition gleiten zu lassen. In entspanntem Zustand ist die Kammer blockiert. Um den Spannschieber zu betätigen, ist schon ein kräftiger Daumen nötig. Zarte Frauenhände könnten hier durchaus an ihre Grenzen stoßen. Erstklassig ist dagegen der Abzug. Die Testwaffe war auf 850 Gramm justiert, und der Abzug stand trocken. Die Kimme mit drei eingelegten, gelb leuchtenden Zielpunkten ist in einen auf den Lauf gelöteten Visiersattel eingeschoben und lässt sich seitlich verstellen. Das rote  Kunststoffkorn sitzt auf einem blendfrei mattierten Kornsattel und bildet einen sehr guten Kontrast.
 
 

Montage

 

Eine Zieloptik lässt sich sehr einfach und kostengünstig anbringen. Die Oberseite der Verschlusshülse ist als Weaverschiene ausgebildet, wobei Merkel hier das Weaver-Profil aus dem vollen Material herausarbeitet und nicht etwa Montageteile aufsetzt. Weavermontagen sind recht preisgünstig, doch sind die günstigen Klemmmontagen nicht gerade für ihre Wiederkehrgenauigkeit bekannt. Soll die Büchse mit zwei Optiken für Ansitz und Drückjagd ausgestattet werden, ist es ratsam, etwas mehr Geld in die Montage zu investieren. Um das Swarovski 2,5–15 x 56 aus der Z6i-Serie zu montieren, wurde eine Makuick-Montage benutzt, die auch hohen Ansprüchen gerecht wird. Die Zieloptik ließ sich mit zwei Handgriffen abnehmen und wieder aufsetzen, ohne dass es zu Veränderungen der Treffpunktlage kam. Es war auch kein Problem, zwischen den beiden hinteren Querstollen des Weaverprismas zu wechseln, um den Augenabstand des Zielfernrohres zu verändern – interessant, wenn im Winter in dicker Kleidung geschossen wird und das Zielfernrohr zu weit vom Auge entfernt ist. Die Treffpunktlage blieb auch hier gleich.
 
 

Laufwechsel

 

Collage
1 Der Laufverriegelungshebel liegt links am System2 Laufverriegelung geöffnet3 Jetzt lässt sich der Lauf einfach nach vorn aus dem System ziehen4 Der Verschlusskopf bleibt im Lauf, kann aber einfach durch eine Vierteldrehung nach rechts entnommen werden
Die Helix ist eine echte Take Down – lässt sich also ohne Werkzeug zerlegen. Der Vorderschaft wird abgenommen, indem der Druckknopf an der Unterseite betätigt wird. Dann lässt er sich einfach nach vorn abziehen. Unter dem System befindet sich ein großer Klemmhebel, der umgelegt wird. Danach kann der Lauf einfach nach vorn aus der Hülse gezogen werden. Ist der Verschluss dabei geschlossen, bleibt der Verschlusskopf im Lauf. Bei geöffnetem Verschluss bleibt dieser in der Waffe. Er lässt sich mit einer Vierteldrehung aus dem Lauf entfernen. Wird ein Wechsellauf einer anderen Kalibergruppe eingelegt, muss auch der Verschlusskopf gewechselt werden. Ebenso meist auch das Magazin. Pfeilmarkierungen und rote Punkte helfen beim richtigen Einsetzten des Verschlussteils in den Lauf und dem Einlegen des Laufes in das System. Das geht alles sehr einfach. Etwas komplizierter wird es allerdings, wenn die Büchse zur Grundreinigung weiter zerlegt werden soll. Nach Abnahme des Hinterschaftes mit einem langen Inbusschlüssel müssen zwei Splinte entfernt werden. Dann lässt sich das Unterteil mit Abzug, Magazinschacht und Übertragungsmechanik entfernen. So ist es möglich, den Verschluss aus dem Oberteil zu entnehmen. Hier ist aber Fingerspitzengefühl und ein genaues Studium der Gebrauchsanweisung nötig.
 
Gewalt sollte man keinesfalls anwenden, denn der gesamte Kasten ist aus Aluminium. Beim Schuss ist das nicht nachteilig, denn die Verschlusshülse selbst hat keine Verriegelungs-, sondern nur Halteaufgaben. Eine Zahnradmechanik ist anfällig gegen Dreck und Sand. Um hier vorzubeugen, hat Merkel über dem Drehwarzenverschluss eine schwarze Plastikabdeckung montiert, die im verriegelten Zustand das Auswurffenster verschließt und so gegen das Eindringen von Fremdkörpern schützen soll. Bei offenem Verschluss liegt aber alles frei. Hier muss der Benutzer achtgeben, sonst knirscht es bald in der Mechanik. Muss der Verschluss, etwa bei Gesellschaftsjagden außerhalb der eigentlichen Jagd, geöffnet bleiben, ist Sorgfalt geboten. Die Helix hat einen Hinterschaft mit geraden Schaftrücken, der für den Schuss über die optische Visierung geschäftet ist. Die Schaftbacke ist flach und lang gezogen. Der Pistolengriff ist etwas steiler gestellt und rechtseitig handfüllend verdickt. Abgeschlossen wird der Hinterschaft durch eine Gummikappe. Der schlanke Vorderschaft ist zum Lauf hin leicht angeschrägt, was der Führhand einen sehr festen Halt gibt. Der untere Teil des Vorderschaftes liegt satt in der Hand, und die zugreifenden Finger können durch das schlanke Oberteil den Schaft fest in die Hand ziehen. Die Fischhaut am Pistolengriff und Vorderschaft ist sauber geschnitten und scharf. Breite Zierlinien an der Fischhaut vermitteln einen modernen Eindruck. Die Riemenbügel sind in den Hinterschaft und ganz am Ende des Vorderschaftes eingeschraubt.
 
Der vordere Riemenbügel ist damit 31 Zentimeter von der Laufmündung entfernt. Bei dem hier eingelegten 56-Zentimeter-Lauf ist das gerade noch vertretbar. Für die Testwaffe wurde sehr schön gemasertes Nussbaumholz verwendet, das sauber geschliffen und geölt ist. Ein schlanker und eleganter Jagdschaft.
 
 

Praxiserfahrungen

 

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Reisefertig zerlegt: die RX.Helix
Die Testwaffe war für das Kaliber 9,3 x 62 eingerichtet. Das machte das Testschießen nicht zu einem Vergnügen. Merkel setzt auf Leichtbauweise, und die Helix bringt in Standardkalibern 3,1 Kilogramm auf die Waage. Nach drei verschossenen Packungen 9,3 x 62 im Schießkino wünscht man sich doch etwas mehr Gewicht. Der Rückstoß ist erheblich. Die Helix ermöglicht eine schnelle Schussfolge, doch ein zu starkes Kaliber macht diesen Vorteil schnell wieder zunichte. Repetiert ist zwar blitzschnell, doch bis die hochschlagende Büchse wieder im Ziel ist, dauert es seine Zeit. Eine .308, 8 x 57 IS oder .30-06 ist hier sicher die bessere Wahl.
 
Spannend bei einer Take Down ist immer die Treffpunktlage nach dem Zerlegen und Zusammenbauen. Bei der Helix ist der Lauf im Gehäuse geklemmt und zusätzlich arretiert. Der Klemmhebel lässt nur die Positionen offen und geschlossen zu, sollte also in Endstellung immer den gleichen Klemmdruck haben. Auf dem Schießstand erwies sich die Testwaffe aber als etwas launisch. Lauf einlegen, Klemmhebel zu, den Vorderschaft aufsetzen, Patrone in den Lauf und abdrücken: Höhenabweichung gut 8 cm, seitlich etwa 5. Das ließ sich reduzieren, indem vor Schussabgabe der Verschluss einige Male geöffnet und wieder geschlossen wurde – und zwar mit Schwung. Dadurch halbierte sich die Abweichung des ersten Schusses. Die Folgeschüsse lagen dann wieder bei der Ursprungsgruppe. Damit ist die Wiederkehrgenauigkeit nach dem Laufwechsel zwar nicht perfekt, liegt aber in einem Bereich, der bei der Jagdausübung in der „Revierstreuung“ untergeht. Zu bedenken ist allerdings, dass zum Reinigen der Lauf immer ausgebaut werden muss, wenn ein Putzstock von der Patronenlagerseite benutzt werden soll. Wer das nicht will, muss eine Reinigungsschnur, wie etwa Quick-Clean, benutzen.
 
 

Das montierte Zielfernrohr

 

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Die Testwaffe wurde mittels Makuick-Schnellspannmontage mit einem Swarovski Z6i 2,5-15×56 ausgestattet
Swarovski Z6i 2,5–15 x 56 bot durch die hohe Endvergrößerung und die brillante Optik beste Voraussetzungen für den Präzisionsschuss. Sollte sich der Merkel Werbespruch „Jagdgewehr des 21. Jahrhunderts“ auf die Präzision beziehen, liegen die Suhler daneben. Die Testwaffe schoss zwar nicht wirklich schlecht, doch im DJZ-Test waren schon weitaus preisgünstigere Repetierer, die deutlich präziser schossen.
 
 

Schussleistung

 

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Verschluss in hinterster Stellung. Aus dem System treten keine Verschlussteile nach hinten aus.
Die beste Präzision bei fünf Schüssen auf 100 Meter erzielte die RWS-Laborierung mit 18,8 g schwerem Evolution-Geschoss. 3,7 cm maß der Streukreis. Das 19 g schwere Uni-Classik des gleichen Herstellers lag bei 3,9. Die weiteren Patronen von Hornady, Remington und Sellier & Bellot schafften es nicht unter 4 cm. Bei der Drückjagd sicher kein Thema und auch für den Schuss vom Hochsitz noch vertretbar. Was weitaus mehr nervte, war der Vorderschaft, der sich beim Schießen mehrmals löste, obwohl der Druckknopf eingerastet war. Das passierte jedoch nur bei aufgelegtem Vorderschaft und nicht beim Schießen aus freier Hand.
 
 

Resümee

 

Die Merkel RX.Helix ist eine Waffe, die die Jägerschaft in zwei Lager spalten wird. Man mag sie, oder man mag sie nicht. Das fängt bei der Optik an. Die Einen werden die Helix modern und stylisch finden, die Anderen sagen: „Wenn das Ding schon aussieht wie eine Selbstladebüchse, dann will ich nicht noch repetieren müssen.“ Innovativ ist sie sicher, und einige Details sind vorbildlich gelöst. Der Laufwechsel geht einfach und schnell, und der kurze Repetierweg wird sicher einen festen Anhängerkreis bei den Drückjagdschützen finden. Auch der Abzug und die Visierung sind tadellos. Beim Gewicht hingegen streiten sich die Geister wieder von „herrlich leicht“ bis zu „ekliger Rückschlag“. Lässt sich beides lösen: Entweder ein rückschlagschwächeres Kaliber wählen oder einen Kickstopp in den Hinterschaft einsetzen. Eine stramm gehende Handspannung und ein sich ab und an selbstständig machender Vorderschaft hingegen sind Kinderkrankheiten, die man bei Merkel sicher beheben kann.
 
 

Ausgiebig testen

 

Dass sich allerdings ein „Jagdgewehr für das 21. Jahrhundert“ nur zerlegen lässt, indem man zwei Stahlsplinte herausklopft, ist eine andere Sache. Hier hätte man sich eine andere Lösung einfallen lassen können. So ein Kleinteil ist schnell mal weg und die Büchse dann unbrauchbar. Was die Präzision anbelangt, so ist die Testwaffe allein sicher kein Maßstab. Dass Merkel präzise Büchsen bauen kann, steht außer Frage, und nicht jedes Exemplar aus einer Serie bringt eben Bestleistung. Daher ist jedem Käufer nur ein ausgiebiges Testschießen beim Kauf einer neuen Waffe zu empfehlen.
 


Vorteile & Nachteile

 

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Beim Einsetzen des Verschlusskopfes ist auf die roten Markierungen zu achten
Vorteile
+ kurzer Repetierweg
+ sehr guter Abzug
+ Laufwechsel ohne Werkzeug
+ gutes Fluchtvisier
+ Einsteckmagazin
 
Nachteil
– harte Handspannung
– Vorderschaft löst sich gelegentlich
– leichte Veränderungen der Treffpunktlage nach Laufwechsel
– komplettes Zerlegen kompliziert
– vorderer Riemenbügel weit hinten
 


Technik auf einen Blick

 

Hersteller Merkel, Schützenstr. 26, 98527 Suhl
Modell RX.Helix
Kaliber Testwaffe 9,3 x 62
Weitere Kaliber .222 Rem., .223 Rem., 243 Win., 6,5 x 55 SE, .270 Win., 7 x 64, .308 Win, .30-06, 8 x 57 IS, 7 mm Rem. Mag., .300 Win. Mag.
System Geradezugverschluss mit 6 Verschlusswarzen im austauschbaren Verschlusskopf
Magazin Kastenmagazin für 3 Patronen
Lauf 56 cm bei Standardkalibern, 61 cm bei Magnumkalibern
Sicherung Handspannung auf dem Kolbenhals
Abzug Direktabzug
Abzugsgewicht 850 g
Visierung Fluchtvisier mit gelben Leuchteinlagen und rotem Kunststoffkorn
Zielfernrohrmontage Makuick-Schnellspannmontage, greift direkt in integrierte Weaverschiene
Zielfernrohr Swarovski Z6i 2,5–15 x 56
Schaft Nussbaumschaft mit geradem Schaftrücken und Backe, steiler Pistolengriff mit rechtsseitiger Verdickung, Fischhaut am Vorderschaft und am Pistolengriff
Preis 2 449 Euro

 


 

 
 
 
 


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