Die RUAG (RWS) bietet einen günstigen Gebrauchsrepetierer an, der sogar die Möglichkeit des Lauf- und Kaliberwechsels bietet. Der DJZ-Test begann mit Hindernissen…
Von Roland Zeitler
Der RWS/Rössler-Repetierer im Kaliber 7×64 und WEchsellauf Kaliber 9,3×62. |
Die DJZ erhielt erst geraume Zeit nach der Markteinführung eine Testwaffen von der RUAG. Sie war schon durch einige Redaktionen gegangen, ehe sie beim Verfasser landete. Der Repetierer im Kaliber 7×64 kam mit einem Wechsellauf 9,3×62. Mittels EAW-Schwenkmontage war ein Schmidt & Bender Zenith 3-12×50 montiert.
So ging es auch als erstes zum Schießstand. Streukreise von 28 Millimetern mit der 7×64 und von 26 Millimetern mit der 9,3×62 ließen uns aufwerfen. Erzielt aus warmem Lauf mit fünf Schuss auf 100 Meter.
Schließlich sollte die Treffpunktabweichung bei Laufaus- und Laufeinbau ermittelt werden. Es gab Abweichungen von bis zu 30 Zentimetern. Das konnte bei der soliden Bettung und der angewandten Technik nicht der Stand der Dinge sein zumindest nicht theoretisch.
Die Überprüfung der Waffe ergab einen zu kurzen Pillar (Hülsenführung) im Hülsenkopfbereich. Dadurch stand die Systemschraube unter Spannung. Zudem war ein Haarriss im Schaft hinter dem Magazin sichtbar. Außerdem fand ich einen Riss im Hülsenkopf entlang der Montagebasis.
Spektulationen sind im Nachhinein nicht gerade hilfreich. Jedoch war die Montage mangelhaft. Der Hinterfuß stand zu weit hinten, so dass sich das Zielfernrohr kaum abnehmen liess. Über das Zielfernrohr erhielt sicherlich die vordere Montage bei jedem Schuss einen enormen Schlag und setzte diese unter Spannung. Man kann es nur vermuten: kleiner Fehler mit großer Auswirkung. (Anmerkung der Redaktion: Man fragt sich natürlich, wie andere Redaktionen solche Waffentests durchführen.)
Das bewog uns, eine unbeschädigte Waffe aus dem Laden zu erwerben, sie mit dem Schmidt & Bender Zielfernrohr zu bestücken. Natürlich korrekt mittels EAW-Schwenkmontage montiert. Die Montage habe ich seit Jahren ohne Probleme in Benutzung. Sie ist äußerst schussfest und gewährt nach Zielfernrohrabnahme und dem Wiederaufsetzen gleichbleibende Treffpunktlage.
Bei der mangelhaften Testwaffe hatte es sich um eine frühere Serie gehandelt. Bei der neuen Waffe bestand die Bettung aus einem ganz anderen Material, und der Pillar saß korrekt. Der Schraubenkopf lag genau auf.
Diese Waffe wurde mit Patronen, die in etwa den Beschussgasdruck erreichten, einem Belastungstest unterzogen. Anschließend wurden je Kaliber rund 150 Schuss verfeuert. Es traten keine Mängel auf.
Aus der Kufsteiner Büchsenmacherei Rössler stammt der von RWS vertriebene Repetierer mit Laufwechselmöglichkeit. Die kaltgehämmerten Läufe kommen von dem amerikanischen Pistolen-Tunning-Profi Wilson. Sicherlich werden einige Kleinteile noch zugekauft.
Es handelt sich um eine größtmöglichst maschinell gefertigte Waffe. Der Schaft wird vorgefräst und das System auf modernen CNC-Maschinen gefertigt. Ein schlichter Repetierer zum günstigen Preis von 777 Euro (Wechsellauf 243 Euro).
Der gut geschliffene Ölschaft aus schlichtem Nussbaum wurde sehr gut matt geölt. Die perfekte Längsmaserung sorgt sicherlich für hohe Bruchsicherheit. Der Hinterschaft mit geradem Rücken hat eine einfache Monte Carlo-Backe und einen griffigen Pistolengriff. Er schließt nach schwarzer Zwischenlage mit einer Gummischaftkappe ab. Der kräftige, griffige Vorderschaft weist wie der Pistolengriff eine grobe Fischhaut auf. Am Schaft sind die Ösen für abnehmbare Riemenbügel.
Die gut geschlossene Hülse mit schmalem Auswurffenster wurde aus Aluminium gefertigt. Auf dem Hülsenschwanz sitzt eine Dreistellungs-Schiebesicherung, die auf den Abzug, und somit indirekt auf den Abzugsstollen wirkt und die Kammer blockiert. In Mittelstellung kann gefahrlos entladen werden. Die Sicherung wies einen etwas kratzenden Gang auf und war auch nicht geräuscharm bedienbar. Bei einem nahen Fuchs oder nah verhoffendem Stück Rotwild sollte man schon vorher entsichern, damit sie nicht abspringen.
Die Hülse hat dieselbe Oberflächenkontur wie die Sauer 202, so dass Montagen für diesen Waffentyp verwendbar sind. Der Hülsenkopf ist unten geschlitzt und weist zwei Klemmbacken auf, die man mit zwei Inbussschrauben zusammendrücken kann. Zwischen den Aluminiumklemmbacken befindet sich ein Stahleinsatz mit Gewinde für die vordere Systemschraube.
Nach Lösen der beiden Schrauben kann der Lauf entnommen werden. Die Laufunterseite weist hinten eine Ausfräsung auf, die korrespondierend beim richtigen Laufeinsetzen auf ein Schienenstück aufläuft und dieses hineinspringt. Man merkt deutlich, wenn der Lauf richtig eingeschoben wurde. Erst dann lässt sich die Kammer darin verriegeln. Um den korrekten Verschlussabstand zu erhalten, empfehle ich vor Festziehen der Klemmschrauben die Kammer im Lauf zu verriegeln.
Übrigens waren die Klemmschraubenköpfe kaum gehärtet, da sie schnell Abnutzungserscheinungen aufwiesen. Dasselbe gilt für die Systemschrauben. Hier sollte man hochwertigeres Material verwenden. Am besten Torxschrauben.
Auf dem Lauf sitzt eine für den präzisen Schuss brauchbare offene Visierung. Die Schmetterlingskimme mit Rechteckausschnitt ist im Schwalbenschwanz des Sattels verschiebbar. Eine Sicherungsschraube ist vorhanden. Dazu passt das höhenverstellbare Balkenkorn auf einem Sattel. Für flüchtiges Schießen ist die kontrastlose offene Visierung wenig geeignet.
Sehr guter Schlossgang
Die hell belassene Kammer läuft sehr spielarm, äußerst leicht und geschmeidig in der Hülse. Sie wird durch den Abzugsstollen, der in eine Ausfräsung der Kammer greift, gut geführt. Das Schlösschen ist praktisch vollkommen geschlossen und schützt so vor dem Eindringen von Staub und Schmutz.
Im gespannten Schlosszustand tritt hinten gut fühl- und sichtbar das Spannstück heraus. Positiv ist der weit abstehende, leicht nach hinten abgewinkelte Kammerstängel mit griffiger Kugel. Er ist auch mit dicken Winterhandschuhen sehr gut greifbar.
Die Verschlusswarzen stehen nicht über den Kammerkörper hinaus. Verriegelt wird mit sechs Verschlusswarzen, die in zwei Reihen angeordnet wurden, direkt in der Verriegelungskulisse des Laufs. Dadurch wird die Hülse stark von Rückstoßkräften entlastet.
Der Stoßboden wurde im Kammerkopf zurückversetzt. In einer Warze sitzt ein kräftiger Auszieher und im Stoßboden liegt der federbelastete Auswerferstift. Gasentlastungsbohrungen befinden sich lediglich in der Kammer.
Die Bettung des Systems ist für die Treffpunktlage eine der grundlegenden Voraussetzungen, wenn man das System mit Lauf aus dem Schaft nimmt. Im Gegensatz zur Sauer 202 wird der Schaft ja nicht vom System getragen, sondern der Schaft trägt das System. Der Klemmblock und die Laufwurzel finden ihr Lager in einer schwarzen Kunstharzbettung. Die Systemschraube wird von einem Pillar geführt. Das Hülsenende liegt auf einem Aluminiumeinsatz mit Pillar auf.
Die Bodenplatte einschließlich Abzugsbügel und Magazinschacht besteht aus Kunststoff. Im Bereich der Pillars und Systemschrauben findet man Aluminiumeinsätze. Beide mit korrekter Auflage. Das einreihige Blechmagazin hat einen Kunststoffboden und schließt bündig ab. Nach Drücken beider Entriegelungsleisten springt es etwas heraus und kann noch gut entnommen werden. Es fasst drei Patronen. Ein verlängertes Magazin für fünf Patronen steht zur Verfügung.
Die Zuführung erfolgte übrigens perfekt, da die Patronen auch in einer Linie zum Patronenlager im Magazin liegen.
Als Abzug wählte man einen im Widerstand justierbaren Flintenabzug (wahlweise steht ein Kombiabzug zur Verfügung). Im Gegensatz zu amerikanischen Büchsen kam die Büchse mit perfekt eingestelltem Abzug. Er stand sehr trocken und löste bei praxisgerechten 900 Gramm sauber aus. Ein Abzug, der sowohl präzise Punktschüsse als auch flüchtiges Schießen erlaubt.
Die Waffe war sauber verarbeitet. Die Metallteile (bis auf die Kammer) wurden sehr glatt geschliffen und fehlerlos tiefschwarz brüniert. Korrosion trat während des Tests nur leicht an einer Systemschraube auf.
Der Laufwechsel
Bei der neuen Waffe funktionierte der Laufwechsel so, wie es die Technik erwarten ließ. Die Versuche im Kaliber 7×64 wurden mit GECO-Patronen durchgeführt. Nach Laufaus- und -einbau konnte praktisch keine Treffpunktverlagerung ermittelt werden. Bei der 9,3×62 trat nach Laufentnahme im Mittel eine Treffpunktverlagerung von zwei Zentimetern auf. Mal horizontal tief, mal horizontal hoch. Nach einem Setzschuss war die ursprüngliche Treffpunktlage wieder gegeben.
Bei Kaliberwechsel von 7×64 auf 9,3×62 war die Treffpunktlage seitlich um etwa 20 Zentimeter versetzt. Somit ist bei Kaliberwechsel ein neues Einschießen nötig. Jedoch kann man bei sehr gutem Zielfernrohr sich den nötigen Absehenverstellweg aufschreiben und mit den Klicks arbeiten.
Jedoch sollte man auf dem Schießstand testen, ob die Absehenverstellung auch genau arbeitet. Bei dem Schmidt & Bender Zenith war dies der Fall. So ist es durchaus möglich, die am Abend geführte 7×64 für den Nachtansitz auf Sauen auf die 9,3×62 umzurüsten. Wer sich zwei Zielfernrohre leistet, hat mit einer Absehenkorrektur gar keine Probleme.
Die geringfügige Abweichung von zwei Zentimetern beim Laufwechsel ist nicht jagdrelevant. Jedoch sollte jeder ermitteln, welche Treffpunktabweichungen es bei Laufwechsel gibt. Ein Prüf- und Setzschuss ist zu empfehlen.
Die Präzision war hervorragend und sehr konstant. Mit der 7×64 streute sie mit RWS-Patronen nur 27 Millimeter. Mit der 9,3×62 RWS waren es gar nur 24 Millimeter. Geschossen wurden jeweils fünf Schuss auf 100 Meter aus warmem Lauf. Die Schussleistung veränderte sich auch nicht; sie blieb hinsichtlich Treffpunktlage und Streuung konstant.
Bei der Rössler handelt es sich um einen einfachen Repetierer mit Lauf-/Kaliberwechselmöglichkeit. Nach dem Laufwechsel sollte ein Probe- und Setzschuss abgegeben werden. Bei Kaliberwechsel ist entweder ein Zielfernrohrwechsel oder eine Absehenkorrektur möglich.
Der Repetierer bietet für den geringen Preis erstaunlich viel. Er lässt sich universell einsetzen. In der Praxis erwies er sich als ausgesprochen führig. Dank hoher Präzision und sehr gutem Abzug ließ es sich präzise schießen. Ferner hat er einen weichen Schlossgang. Einzig die Sicherung wünschte ich mir leiser. Eine robuste Gebrauchswaffe.
Konkurrenten sind neben der teuren Blaser R93, die Sauer 202 sowie Mauser M03 und als preisliche Alternative der Swiss Arms Repetierer.Foto: Roland Zeitler
Montiert war ein Zenith 3-12×50 von Schmidt&Bender. |