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Titan total

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Auf der Shot-Show 1999 waren die nahezu komplett aus Titan bestehenden Revolver von Taurus die Stars. Jetzt sind die „Titanen“ auch in Deutschland eingetroffen.

Von Norbert Klups

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Titan-Revolver
Die drei Testwaffen in den Kalibern .38 Special, .357 Magnum und .45 Long Colt:

Die neue Taurus Total Titanium-Revolverserie umfaßt insgesamt 24 Modellvarianten, die auf zwei unterschiedlich großen Rahmen basieren. Der kleine Rahmen ist vergleichbar mit dem S&W J-Frame und für die Patronen .38 Spezial und .32 H&R gedacht. Im Kaliber .38 Spezial ist die Waffe fünfschüssig, von der kleineren .32 H&R passen sogar sechs Patronen in die Trommel. Der große Rahmen nimmt die Trommeln für die Kaliber .357 Magnum, .41 Magnum, .44 Spezial und .45 Long Colt auf.

Der .357er ist siebenschüssig und von den dickeren Kalibern lassen sich immer noch je fünf Patronen unterbringen. Die großrahmigen Modelle sind mit Gewichten zwischen 540 und 600 Gramm sehr leicht.

Um solche Leichtgewichte im Schuß beherrschen zu können, versahen die Taurus-Techniker alle Revolver mit Gasentlastungsbohrungen. Drei sitzen links und drei rechts vom Korn. Daneben haben die Revolver auch einen neuen Gummigriff mit weichen, horizontal verlaufenden Lamellen, die zusätzlich rückstoßabsorbierend wirken sollen.

Taurus nennt die neue Serie zwar Total-Titanium, aber so ganz stimmt das nicht. Denn die in den Titan-Lauf eingezogene Laufseele und die hauptsächlichen Schloßteile (Hammer, Abzug, Ejektorstange, Ausstoßerkranz, Trommelentriegelungsschieber) bestehen nach wie vor aus Stahl. Das trifft auch für viele Kleinteile wie Schrauben und Stifte zu. Deren Fertigung aus Titan wäre zwar technisch möglich gewesen, hätte aber kaum das Gewicht reduziert und darüber hinaus noch die Fertigungskosten weiter in die Höhe getrieben.

Durch vier verschiedene Oberflächenbeschichtungen bleibt dem Käufer die Qual der Wahl: zwei Blautöne (matt und glänzend), ein Goldton und silbergrau.

Verbesserter Hülsenauswurf

Die Technik der Titan-Serie ist zwar weitgehend mit den Stahl-Modellen identisch, aber einige Verbesserungen wurden hier doch eingebracht. Verändert wurde die Trommelverriegelung. Bei den „Titanen“ greift eine gefederte Klinke auf der Oberseite des Trommelkrans in eine entsprechende Ausfräsung des Rahmens ein. Die bisher übliche vordere Verriegelung über einen gefederten Bolzen im Ejektorgehäuse ist weggefallen.

Dadurch ist es jetzt möglich, die Ausstoßerstange zu verlängern, was den Hülsenauswurf wesentlich verbessert. Alle Titan-Modelle sind auch mit der Taurus-Sicherung im Hahnrücken ausgestattet, die es erlaubt, die Waffe mit einem Spezialschlüssel abzuschließen.

Die Testwaffen im Überblick

Taurus Modell 85 TI

Der kleine .38er ist ein echter Taschenrevolver und dazu noch federleicht. Durch die Fünf-Schuß-Trommel ist er nur 34 Millimeter dick. Zugelassen ist er auch für +P-Patronen, die einen höheren Gasdruck haben als Standard .38er-Munition. Dabei sind die Trommelkammern mit 1,8 Millimeter Wandstärke nicht etwa besonders dickwandig, der elastische Werkstoff Titan aber verkraftet höhere Gasdrücke anscheinend sehr gut.

Der .38er hat einen normalen, glatten Gummigriff, mit dem auch die anderen kleinrahmigen Taurus-Revolver ausgestattet werden. Für die Patrone .38 Spezial, auch bei harten +P-Laborierungen, reichen die Gasentlastungsbohrungen völlig aus, um die Waffe im Schuß zu kontrollieren. Der .38er hatte den besten Schloßgang der drei Testwaffen und fiel durch seinen seidenweichen Spannabzug auf, dessen Abzugsgewicht bei 4,3 Kilogramm lag. Auch bei vorgespanntem Hahn ist das gemessene Abzugsgewicht von 1,4 Kilo für einen Taschenrevolver hervorragend.

Taurus Modell 617 TI

Der 617 im Kaliber .357 Magnum baut auf dem größeren Rahmen auf und hat eine siebenschüssige Trommel. Damit ist dieses Modell der feuerstärkste Taurus-Titan. Auch der .357er hat einen kurzen Zwei-Zoll-Lauf. Für die starke Patrone .357 Magnum nicht gerade üppig, vor allem, wenn auch noch Kompensatorbohrungen angebracht sind.

Zur Rückstoßreduzierung sind diese zwar sinnvoll, doch sie kosten auch Leistung. Der weiche Gummigriff mit Längslamellen liegt sehr weich und angenehm in der Hand. Die Größe ist auf eine mittelgroße Hand zugeschnitten und für einen Taschenrevolver gut gewählt. Der Schloßgang war im Vergleich zum .38er etwas rauher und auch das Abzugsgewicht lag mit 1,8 Kilogramm bei vorgespanntem Hahn und 5,0 Kilogramm beim Spannabzug deutlich höher.

Taurus Modell 450 TI

Diese Ausführung ist für die .45 Long Colt eingerichtet. Ein Oldtimer aus der Schwarzpulverzeit, der auch heute noch viele Anhänger hat, die allesamt die gute Stoppwirkung und das angenehm weiche Schußverhalten dieser Patrone schätzen. Dafür lassen sich aber nur fünf der großen „Murmeln“ in der Trommel unterbringen.

Rein auf dem Papier bringt die .357 Magnum mehr Leistung und hat dazu noch zwei Schuß mehr. Technisch und von den Abmessungen her sind der .357er und der .45er aber identisch. Der .45er ist sogar noch 20 Gramm leichter. Er hatte den kratzigsten Schloßgang der drei Testwaffen und wies mit 2,1 Kilogramm (SA) und 5,2 Kilogramm (DA) auch die höchsten Abzugsgewichte auf.

Auf dem Schießstand

Alle drei Testwaffen funktionierten problemlos und auch der Hülsenauswurf arbeitete dank der verlängerten Ejektorstange reibungslos. Gasentlastungsbohrungen und Gummigriff erwiesen sich als sehr nützlich. Das giftigste Schußverhalten offenbarte eindeutig der .357 Magnum. Hier muß man schon kräftig zupacken, und größere Serien schießt damit wohl niemand freiwillig.

Dazu ist die Waffe aber auch nicht gedacht, und auf die üblichen Kurzdistanzen läßt sich damit auch ganz gut treffen. Der .38er ist selbst mit +P-Patronen problemlos zu handhaben. Das Modell in .45 Long Colt schießt sich weitaus angenehmer als der .357er, auch wenn die schweren Geschosse einen herzhaften Kick produzieren.

Aus den Gasentlastungsbohrungen blitzt es heftig und in der Dämmerung dürfte mit starker Blendwirkung zu rechnen sein. Die Präzision wurde auf 15 Meter ermittelt. In Anbetracht der kurzen Visierlinie und der dürftigen Visierung fast schon zu weit. Die beste Präzision erbrachte mit 39 Millimeter bei fünf Schüssen der .357er, gefolgt vom .38 Spezial, der ein 42-Millimeter-Schußbild lieferte. Doch auch der .45 Long Colt schoß mit 49 Millimeter noch ganz ordentlich und wird seiner Aufgabe als Fangschuß- und Verteidigungswaffe damit voll gerecht.

Kurzer Lauf, wenig Leistung?

Bei solch kurzläufigen Revolvern, die auch noch über Gasentlastungsbohrungen verfügen, sind natürlich Mündungsgeschwindigkeit und die sich daraus ergebende Mündungsenergie von großem Interesse.

Erwartungsgemäß kosten die kurzen Läufe und die Portbohrungen Leistung, das war ja zu erwarten. Der Verlust hält sich jedoch im Rahmen, auch wenn der .38er schon an der absolut untersten Grenze als Fangschußwaffe liegt. Aber die .38 Spezial war, aus Taschenrevolvern verschossen, noch nie eine besonders leistungsstarke Patrone, und so ist der Taurus-Titan hier keine Besonderheit.

Die höchste Leistung erbrachte wie zu erwarten der .357 Magnum, wobei der .45 Long Colt mit den schweren Bleigeschossen zwar auf dem Papier etwas schwach daherkommt, in der Praxis aber eine gute Wirkung zeigt.

Die Präzision auf 15 Meter ist für Taschenrevolver mit Stummelläufen und „Notvisierung“ gut. Mit den präzisesten Laborierungen blieben alle drei Testwaffen unter 50 Millimeter. Auch die Treffpunktlage war nicht zu bemängeln. Die Waffen schossen entweder Fleck oder hatten einen leichten Hochschuß von fünf Zentimetern.

Edler Werkstoff, hoher Preis

Für eine Kurzwaffe, die mehr getragen als geschossen wird, ist Titan ein interessanter Werkstoff, der die Waffe merklich leichter macht. Durch den Kompensator bleiben starke Kaliber noch beherrschbar, auch wenn größere Schußserien kaum Freude bereiten.

Doch dafür ist ein Taschenrevolver ohnehin nicht gedacht, und als Fangschußwaffe machen die neuen Titanen eine gute Figur. Zur Zeit sind sie außerdem noch konkurrenzlos.

Mit Preisen von 1279 bis 1458 Mark liegen sie zwar deutlich über vergleichbaren Modellen aus Stahl, doch Titan ist nun mal von Haus aus teuer. Für Jäger und andere zivile Waffenträger, bei denen das Waffengewicht eine entscheidende Rolle spielt, sind die neuen Titanen aber mehr als eine interessante Alternative.Foto: Norbert Klups

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