Schleppen und Wildkontakte in der Welpenausbildung: Damit zusammenwächst, was zusammen wachsen soll, sorgt der Rüdemann dafür, dass sein Welpe Kontakt mit Wild bekommt. Und er arbeitet ihn in die Nachsuchenpraxis ein.
Von Werner Stief
Der Welpe hat sich in seiner neuen Umgebung gut eingelebt. Nun ist es an der Zeit, die 1. Schleppe zu legen. Das zielführende Einarbeiten in die Schweißarbeit beginnt. Der Rüdemann nimmt dazu eine etwa 3 Meter lange Kordel und bindet ein Stück Pansen oder Schlund mit Lunge daran. Alternativ füllt der Hundeführer einen Waschlappen mit Nassfutter aus der Dose.
Anschließend zieht Herrchen eine 20 bis 30 Meter lange Schleppe. Er beginnt mit einer 50 x 50 Zentimeter großen Fläche, auf der immer wieder das Schleppmaterial intensiv den Boden berührt. Das ist der simulierte Anschuss, mit dem jede Kunstfährte startet. Dann marschiert der Rüdemann in eine Richtung und legt am Ende das Schleppmaterial sowie eine saftige Belohnung ab. Der Endpunkt darf für den Hund nicht einsehbar sein, der Wind nicht auf ihn zu wehen. Der Welpe würde sonst den Endpunkt wittern und nicht mit tiefer Nase suchen, sondern einfach nur auf den verlockenden Geruch zulaufen.
Die Standzeit der Schleppe darf bereits 4 bis 5 Stunden betragen. Für die ersten Schleppen wählt man einen Standort zum Fährtenlegen, der möglichst keine Verleitungen hat, damit der Hund sich nur auf die Wittrung des Schleppmaterials konzentriert. Die ersten Schleppen können auch auf einer Wiese gezogen werden. Voraussetzung ist eine gute Markierung, damit der Rüdemann die Arbeit des Welpen kontrollieren kann.
Die Schleppe arbeitet der Welpe an einer dünnen Leine. Sie ist im Bild kaum erkennbar. Man achte aber auf die Hände des Rüdemanns! (Fotos: Werner Stief)
Die Arbeit auf der Schleppe
Bereits ab der ersten Schleppenarbeit trägt der Welpe ein nur für diese Arbeiten genutztes Halsband mit einer ungefähr 5 Meter langen dünnen Leine. Optimal ist eine gekürzte Feldleine. Diese Utensilien werden zum Schlüsselreiz für den Hund, so wie später Schweißhalsung und Nachsuchenleine.
Angesetzt am markierten Anschuss, geht die Suche los. Mit tiefer Nase soll der Welpe intensiv die 50 x 50 Zentimeter breite Stelle bewinden. Er darf nicht sofort durchstarten: Der Rüdemann zwingt ihn zu einem intensiven Bewinden des Anschusses. Neben dem Welpen kniend, prüft er mit ihm den Anschuss. Herrchen ist der Rudelführer und zeigt dem Hund, was er machen soll. Ermuntert wird er mit den Worten „Zeige mir!“. Später ertönt das Kommando „Such verwund!“.
Langsam und behutsam soll der Welpe nun den Schleppenverlauf ausarbeiten. Der Ausbilder achtet darauf, dass die Leine möglichst durchhängt, damit eine ruhige Arbeit absolviert wird. Kommt der Welpe vom Fährtenverlauf ab, geht der Rüdemann mit seiner Hand zum Boden und streicht über die Fährte. Mit „Such verwund!“ ermuntert er zur Weitersuche.
Folgt der Welpe wieder dem Fährtenverlauf, ertönt ein freudiges „So ist brav, mein Hund“. Der Welpe muss spüren, dass Herrchen als Rudelführer mit seiner Arbeit zufrieden ist. Am Ende angekommen, lobt Herrchen den Hund ausgiebig, damit er dessen ganze Freude erlebt. Dann begibt man sich auf seine Ebene und beginnt das Spielen mit ihm. Es ist ratsam, ihn am Ende zu füttern. Schnell wird der Welpe lernen: Nase runter, und nach einer gewissen Wegstrecke gibt es für ihn Futter.
Einsatz des Fährtenschuhs
Mit der Zeit wird der Hund umgestellt: Man beginnt, den Fährtenschuh beim Legen von Fährten einzusetzen. Der Fährtenschuh erzeugt eine gewisse Bodenverwundung beim Gehen und ist die beste Möglichkeit, eine natürliche Wundfährte nachzustellen. Der Hund wittert die Bodenverwundung gemeinsam mit der Individualwittrung des Stück Reh- oder Schwarzwildes. Man variiert Standzeit und Länge, um den Hund bestmöglichst auf die natürliche Nachsuche vorzubereiten (siehe auch DJZ-Seminar „Spurtreue dank Fährtenschuh“ mit Werner Stief).
Schwebe-Pendel-Sau: Mit der Schwebe-Pendel-Sau hat der Rüdemann die Möglichkeit, seinen Hund völlig gefahrlos sowie zudem frühzeitig auf Schwarzkittel zu prägen. Durch geschicktes Handhaben lässt sich auch schon der Welpe mittels eines Zerr-Beute-Spieles auf Wild konditionieren. Damit wird der Hundeführer beginnen, um dann mit der Schwebe-Pendel-Sau zu arbeiten.
Wildkontakt – ja oder nein?
Der Kontakt mit Wild ist unabdingbar! Man nimmt den Welpen mit auf den Ansitz und lässt ihn Jagd erleben. Die vielen Ansitzstunden verbinden. Auf dem Kanzelboden liegt eine alte Decke, auf der sich der Welpe zusammenrollen und ruhen kann. Schießt Herrchen ein Stück Wild, erlebt der Welpe den ersten Kontakt mit erlegtem Wild. Der Schütze wartet die berühmte Zigarettenlänge ab. Dann nichts wie runter.
Der Rüdemann führt den Hund ans erlegte Stück. Eventuelle Unsicherheiten überbrückt er, indem der Welpe gelockt und ermuntert wird, das Stück zu bewinden. Das ist wichtig! Der Welpe wird dadurch nicht zum Anschneider, auch wenn er mal zupft. Optimal sind für den Junghund Totsuchen. Wichtig ist allerdings, dass die Pirschzeichen eindeutig sind, es sich also um eine Totsuche handelt. Denn eine Prägung sollte stets mit Erfolg enden. So wächst zusammen, was zusammenwachsen soll.
Der Schlüssel zum Erfolg in der Welpenerziehung: Hund und Bindung Teil 1 lesen Sie hier …