Viel. Das ist jedenfalls das Ergebnis einer Studie der Humboldt-Universität zu Berlin. Prof. Dr. Tobias Kümmerle und Benjamin Bleyhl vom Institut für Geographie haben darin 10 potentielle Gebiete für eine Wiederansiedelung des Wisents in Deutschland identifiziert.
Heute gibt es in 8 Ländern wieder 40 Herden mit über 3200 wilden Wisenten (Foto: Shutterstock)
Besonders viel versprechend sind demnach der Müritz-Nationalpark mit der Mecklenburgischen Seenplatte, die Region Cottbus-Spreewald-Guben, der Harz und der Pfälzer Wald.
“Deutschland hat Platz für Wisente” stellte deshalb auch die Umweltschutzorganisation WWF fest, die Auftraggeber der Berliner Wissenschaftler war. „Jetzt kommt es darauf an, ob die Bevölkerung in den potentiellen Wisent-Regionen sowie die Politik eine Rückkehr der einst ausgerotteten Wildrinder wollen. Dass eine Ansiedelung gelingen kann, zeigen andere Projekte in Mittel- und Osteuropa,“ sagte WWF-Naturschutz-Chefin Dr. Diana Pretzell.
Für Wiederansiedlungen kommen danach in Deutschland vor allem Lebensräume infrage, die dem Wisent genügend natürliche Rückzugsorte bieten. Neben den 4 bereits genannten Regionen finden sich laut WWF im gesamten Bundesgebiet noch weitere gut geeignete Wisent-Habitate: die Mittelgebirge Schwarzwald, Spessart, Bayerischer und Thüringer Wald, sowie die deutschen Alpen und die Region rund um Celle/Hermannsburg.
Ob dort die Wisente mit offenen Armen aufgenommen würden, ist jedoch fraglich. Denn mit der Akzeptanz hapert es in Deutschland, wie der laufende Prozess von Waldbesitzern gegen die Auswilderung von Wisenten im Rothaargebirge zeigt. Die großen Wildrinder lieben Baumrinde. Das haben jedenfalls die Waldbesitzer im Wittgensteiner Land leidvoll erfahren müssen.
Der europäische Wisent ist nach Ausrottung des Auerochsens der größte überlebende Pflanzenfresser in den europäischen Breitengraden. Er ist ein naher Verwandter des amerikanischen Bisons. In den 1920er Jahren war der wildlebende Bestand der Wisente vollständig ausgerottet, lediglich etwa 55 Tiere hatten in Gefangenschaft überlebt. Heute gibt es in 8 Ländern wieder 40 Herden mit über 3200 wilden Wisenten. In Deutschland wird der Wisent seit über 60 Jahren im Wisentpark Springe gezüchtet.
rdb