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Wilde Gänse

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Wie die Wildenten zählen auch die Wildgänse zu den Entenvögeln. Die Jagd auf Wildgänse ist spannend, erfordert gute Arten-Kenntnis und jagdliches Können.

Von Hans Joachim Steinbach

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Graugänse auf dem Sammelplatz. Jährlich sammeln sich bei uns die heimischen und osteurpäischen Graugänse bevor sie nach Spanien oder Nordafrika in das Winter-Quartier verstreichen.

In Deutschland kommt unter den verschiedenen Gänsen nur die Graugans als natürlicher (autochthoner) Brutvogel vor. Zudem hat sich aber vor allem die Kanadagans durch natürliche Bruten in ganz Deutschland ausgebreitet. Ein weiterer Neuankömmling ist die Nilgans, die ihre Verbreitung über die Niederlande ins westliche Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ausdehnt. Arten wie diese, die es auf natürlichem Wege nicht geschafft hätten, ihr Verbreitungsgebiet, in diesem Fall Deutschland, auszudehnen, bezeichnet man als Neozoen.

Alle anderen Wildgänse sind Zugvögel und bei uns Gäste im Herbst, Winter und Frühling. Als Zugvögel rasten und ziehen bei uns durch: Saat- und Blässgans, Kurzschnabelgans, Weißwangen- oder Nonnengans, Ringelgans und Kanadagans. Als große Seltenheiten kommen sporadisch Zwerggans und Rothalsgans vor.

Zu den jagdbaren Arten zählen die Wildgänse der Gattungen „Anser“, die als „graue Gänse“ oder „Feldgänse“ bezeichnet werden und die Gattung „Branta“, die man „bunte Gänse“ oder „Meergänse“ nennt. Die bei uns vorkommenden Wildgänse teilt man nach den beiden Gattungen wie folgt ein:

  • Gattung Anser: Graugans, Saatgans, Bläß-gans, Kurzschnabelgans, Zwerggans.
  • Gattung Branta: Kanadagans, Ringelgans, Weißwangen- oder Nonnengans, Rothalsgans.

    Am besten unterscheidet man beide Gattungen, wenn man sich merkt, dass die Gattung Anser, die „grauen Gänse“, überwiegend grau gefärbt sind; dagegen zeigen Gänse der Gattung Branta, die „bunten Gänse“, eine schwarz-weiß-Färbung.

    Von den jagdbaren Gänsen können die Graugänse im August bejagt werden, und ab 1. November bis 15. Januar (Bundesjagdzeitenverordnung) neben den Graugänsen auch Bläß-, Saat-, Ringel- und Kanadagänse. Die anderen Gänsearten haben ganzjährig Schonzeit. Die Länder haben spezifische Jagdzeiten erlassen und jagdbare Gänsearten zusätzlich ganzjährig geschont.

    Die Graugans

    Die größte der grauen Gänse ist etwa so groß wie eine Hausgans und im Federkleid heller als die übrigen grauen Gänse. Ihr Ruf ist dem der Hausgans ähnlich. Der Schnabel ist orangegelb, die Ruder mit den Latschen orange bis rot gefärbt.

    In Deutschland brüten etwa 5.000 Paare, davon 3.000 in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, zirka 1.000 Paare in Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Etwa Ende Februar kehren Graugänse aus ihren Überwinterungsgebieten in Spanien oder Nordafrika in ihre Brutheimat zurück. Die Graugans brütet in der Uferregion größerer und kleinerer Gewässer. Graugänse haben dann feste Reviere, die vom Ganter verteidigt werden.

    Das Nest besteht aus Pflanzenteilen. Ein Vollgelege hat fünf bis acht Eier. Die Gans beginnt im letzten Märzdrittel mit der Eiablage und brütet 28 bis 29 Tage.

    Die Gössel sind Nestflüchter, gehen sofort nach dem Schlüpfen ins Wasser, sind nach acht bis zehn Wochen flugfähig und mit etwa 18 Wochen ausgewachsen.

    Nach der Brutzeit (Mitte Juli) sammeln sich die Graugänse auf Rastplätzen im Binnenland oder an der Ostseeküste. Zur gleichen Zeit treffen die Graugänse aus den ost- und nordosteuropäischen Brutgebieten bei uns ein. Bereits Ende September beginnt der Zug. Bis Ende Oktober sind die meisten an die niederländische Nordseeküste abgezogen. Später ziehen sie von dort nach Südspanien und Nordafrika. Nur wenige Trupps verbleiben auch im Winter an der Nord- und Ostseeküste.

    Saat- und Blässgans

    Saat- und Blässgänse sind die häufigsten Arten nordischer Gänse, die als Zugvögel bei uns rasten und teilweise überwintern. Die Populationen nehmen ständig zu, und die Gäste dringen von den Rastplätzen an den Küsten, entlang der großen Flüsse Elbe, Oder, Havel, Saale immer mehr in das Binnenland vor.

    Beide Arten nutzen gleiche Räume und Nahrungsquellen, wobei man die Blässgans auch als „Grünlandgans“, die Saatgans als „Feldgans“ bezeichnet. Sie kommen meist in gemeinsamen Scharen (Flügen) vor. Sie unterscheiden sich kaum in der Größe, aber die Blässgans ist von der Saatgans an ihrem gefleckten („getigerten“) Bauchgefieder und der Blesse am Schnabelgrund (weiße Stirn) gut anzusprechen. Die Schnäbel sind bei der Blässgans rötlich, bei der Saatgans schwarz-gelb gefärbt. Beide Arten brüten in Nord- und Nordosteuropa sowie in der westsibirischen Tundra und Taiga. In großen Scharen rasten sie auf ihrem Zug in ihre Überwinterungsgebiete von September bis November bei uns. An den sogenannten Rastplätzen kommt es zu großen Wildgänsekonzentrationen, wodurch in der Landwirtschaft an den frischen Herbstaussaaten erhebliche Wildschäden verursacht werden.

    Als Schlafplätze nutzen Wildgänse große Seen und Flüsse. Deshalb liegen die Rastplätze immer in der Nähe großer Gewässer.

    Kanadagans

    Sie ist die größte bei uns vorkommende Wildgans. Auffallend sind der lange, schwarze Hals und die weißen Kehlstreifen am Kopf. Die Kanadagans brütet in Nordamerika, in Schweden und Norwegen und mittlerweile auch in ganz Deutschland. Bei uns überwintern zudem einige Tausend skandinavische Brutvögel ab Dezember an der Nord- und Ostseeküste, bevorzugt an den Boddengewässern.

    Ringelgans

    Ringelgänse sind die kleinsten der europäischen Wildgänse, nur etwas größer als die Stockente. Ihre Brutheimat sind die Küsten der arktischen Tundra. Ringelgänse überwintern in großen Scharen an der niederländischen Nordseeküste (Wattenmeer) und in Großbritannien. Bei uns rasten einige Tausend Ringelgänse in Küstennähe.

    An ihrem weißen Halsring, der ihnen den Namen gab, sind die braun-schwarzen Ringelgänse gut zu bestimmen.

    Jagd auf Wildgänse

    Bei der Jagd auf Wildgänse sind Disziplin, Erfahrung und Treffsicherheit gefragt. Oft wird die Flughöhe unterschätzt, da der Flügelschlag relativ langsam wirkt. Hier gilt es also im besonderen Maße, das Wild im Zweifel zu pardonieren. 30 Meter sind die Obergrenze,denn das Gefieder ist sehr dicht und „schussfest“. Zur Jagd gehört unbedingt ein brauchbarer Hund der verlorensucht und -bringt.

    Wildgänse sollten vorwiegend in den frühen Morgenstunden beim Einfliegen an den Nahrungsplätzen, an gefährdeten Getreide- oder Rapsflächen bejagt werden.

    Die Jagd an den Schlafgewässern sollte unterbleiben. Werden die Gänse dort wiederholt gestört, weichen sie auf andere Gewässer aus. Ohne ein getarntes Versteck ist die Jagd an den Äsungsflächen fast aussichtslos. Wildgänse äugen hervorragend und senden sogenannte Späher aus, die das Terrain zuvor erkunden, bevor der gesamte Flug auf Nahrungssuche geht.Foto: Eckhard Mestel, Hansgeorg Arndt

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