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Wildschweinstudie veröffentlicht

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In Berlins Stadtwäldern gibt es isolierte Wildschweinpopulationen und es gibt städtische Wildschweine, die aus ländlichen Gebieten stammen.

Die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Populationsstruktur der Wildschweine in Berlin und Brandenburg sollen zum Verständnis von Prozessen der Urbanisierung von Wildtieren beitragen. Die Studie wird teilweise aus Mitteln der Jagdabgabe finanziert. (Fotos: Milena Stillfried/IZW)

Das ist das Ergebnis einer Kooperationsstudie des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin, dem Landeslabor Berlin Brandenburg und dem Naturkundemuseum Luxemburg.

Die Forscher gingen der Frage nach, wo die Berliner „Stadtschweine“ herkommen und werteten genetische Daten von 387 Sauen aus. Jetzt wurden erste Ergebnisse im „Journal of Applied Ecology“ veröffentlicht.

„Überraschenderweise handelt es sich bei den Wildschweinen der Berliner Stadtwälder um drei isolierte Populationen, die im Kerngebiet des Grunewalds, im Tegeler Forst sowie im Köpenicker Forst vorkommen. Hingegen bilden die Wildschweine aus Pankow, dem vierten Forstgebiet Berlins, eine zusammenhängende Population mit den untersuchten Brandenburger Wildschweinen“, sagt die Doktorandin Milena Stillfried, die die Studie durchführte.

„Besonders verblüffend ist die Tatsache, dass Wildschweine aus dem innerstädtischen Bereich aus Brandenburg und nicht aus den Stadtwäldern stammen“, erklärt Stillfried. Somit würden sich in Berlin zwei Urbanisierungsprozesse beobachten lassen. Zum einen würden isolierte Populationen in den Stadtwäldern entstehen, zum anderen fungiere der Siedlungsbereich als Auffangbecken für die Brandenburger Landpopulation. „Nie hätten wir erwartet, dass sich urbane Strukturen eins zu eins in der genetischen Struktur der Wildschweinpopulationen abbilden“, so die Initiatorinnen des neuen Forschungsschwerpunktes „Urbane Wildtierökologie“, Stephanie Kramer-Schadt und Sylvia Ortmann, die diese Initiative 2012 am Leibniz-IZW ins Leben gerufen haben.

Wildschweine hinter Häusern in einem Garten

Offensichtlich verstünden es die flexiblen und anpassungsfähigen Tiere, sich neue, städtische Lebensräume erschließen. Während Wildschweine in ländlichen Gebieten scheu seien und Begegnungen mit Menschen meiden würden, fänden Wildschweine in der Stadt Lebensräume in unmittelbarer Nähe zum Menschen und würden ihre Scheu verlieren.

Genetische Muster seien oft durch Landschaftsstrukturen beeinflusst. Sei es also denkbar, dass die isolierten Populationen im Grunewald und in Tegel ein Ergebnis der Berliner Mauer, also der Berliner Geschichte sind, die möglicherweise auch eine unüberwindbare Grenze für Wildtiere darstellte? Nun, auch im Köpenicker Forst, der nicht durch eine Mauer abgetrennt gewesen sei, habe ebenfalls ein Urbanisierungsprozess der Wildschweine stattgefunden, der zu einer isolierten Population führte, so dass die Berliner Mauer als alleiniger Erklärungsgrund für die Entwicklung der Struktur der Wildschweinpopulationen nicht ausreiche.

Eine andere Erklärung sei naheliegender: Die Kerngebiete der isolierten urbanen Populationen seien zum großen Teil von landschaftlichen Barrieren wie großen Straßen und Wasserläufen eingegrenzt, die die Mobilität der Wildschweine in alle Richtungen erschweren könnten.

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