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Zielgerichtet Bewirtschaften

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Die Jäger in Deutschland hegen, nutzen und regulieren Wildbestände. Was heißt das im Einzelnen?

Von Hans Joachim Steinbach

Hirsch
Dort, wo alte Hirsche in den Rotwild-Beständen fehlen, wird plan- un d disziplinlos gejagt.

Das Jagdgesetz verpflichtet Jäger und Jagdgenossen zur Hege des Wildes, das heißt zur Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes sowie zur Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen. Die Hege muss so durchgeführt werden, dass Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung, besonders Wildschäden, möglichst vermieden werden.

Gewinner & Verlierer in der Kulturlandschaft

In unserer heutigen Kulturlandschaft funktionieren natürliche Regulationsmechanismen zwischen Beutetieren und Beutegreifern oft nicht mehr. Durch das Ausrotten von Großraubtieren in der Vergangenheit hat vor allem das Schalenwild kaum noch natürliche Feinde.

Die Veränderungen in der Kulturlandschaft haben dazu geführt, dass bestimmte Wildarten begünstigt werden, andere werden durch Lebensraum-Verlust und -Veränderung bedroht und verdrängt. Viele sind aber auch ausgestorben oder abgewandert. Andere Arten wiederum fristen ein Dasein am Existenzminimum oder es gibt nur noch regionale Restpopulationen. Man spricht von „Gewinnern“ oder „Verlierern“ in der Kulturlandschaft.

Ohne die helfende Hand des Menschen und gesetzliche Bestimmungen zum Schutz bedrohter Arten können viele Wildtiere nicht erhalten werden. Bei anderen Arten muss der Mensch durch die Jagd regulierend eingreifen, um Wildschäden zu minimieren und Überpopulation oder Übervermehrung zu begrenzen.

Bei der Hege, Regulierung und Nutzung von (Schalen-)Wildarten spricht man auch von Bewirtschaftung. Darunter versteht man sowohl die Bejagung nach Altersklassen auf der Grundlage von wildbiologischen Erkenntnissen und eines bestätigten Abschussplanes als auch die Bejagung nach qualitativen Merkmalen wie Körpergewicht oder Trophäenausbildung durch Bewirtschaftungsrichtlinien.

Abschuss-Planung

Schalenwild, mit Ausnahme von Schwarzwild, darf nur auf der Grundlage eines revierbezogenen Abschussplanes bejagt werden. Die Aufstellung des Abschussplanes erfolgt für jede Wildart nach Geschlechtern und teilweise nach Altersklassen und Bewirtschaftungsrichtlinien.

Bei der Altersklassenplanung liegt der Bejagungsschwerpunkt immer in der Jugendklasse, um den Zuwachs abzuschöpfen und einen naturnah zusammengesetzten Wildbestand zu erhalten.

Will man einen Bestand aufbauen, liegt der jährliche Abschuss unter dem Zuwachs, will man reduzieren, liegt er über dem Zuwachs mit verstärktem Eingriff bei den Zuwachsträgern (weibliches Wild). In ausgewogenen Beständen liegt der Abschuss in Höhe des Zuwachses, verteilt auf die Altersklassen.

Den Zuwachs ermittelt man bei Rehwild mit etwa 100, bei Damwild 90, bei Rotwild 80 und bei Muffelwild 65 Prozent des am 1. April vorhandenen weiblichen Wildes. Bei Schwarzwild beträgt der Zuwachs zwischen 150 und 200 Prozent des vorhandenen Gesamtbestandes.

Grundlegendes Ziel der Abschuss-Planung ist die Erhaltung eines entsprechend der Alterspyramide gegliederten gesunden Wildbestandes und die Erhaltung eines Geschlechterverhältnisses von männlich zu weiblich von 1 : 1. Die Bejagung soll möglichst einer natürlichen Auslese nahekommen. Auch unter natürlichen Verhältnissen würde Raubwild vorrangig Jungwild und überalterte Stücke reißen. Deshalb wird verstärkt in die Jugendklasse eingegriffen, mittlere Jahrgänge werden geschont, um entsprechend in der Altersklasse zu jagen.

Ziel der Abschussplanung ist eine Wilddichte entsprechend der biologischen Grundlagen (Äsungskapazität, Deckung, Wildtiergesundheit) und die Verhinderung von nicht tragbaren Wildschäden.

So kann etwa in Waldumbaugebieten, in denen Eichen oder Buchen (ohne Zaunschutz) unter Kiefernbestände angebaut werden sollen, vorübergehend ein erhöhter Abschuss von Schalenwild angeordnet werden, bis der Jungwald dem Äser entwachsen ist. Danach kann der Abschussplan wieder herabgesetzt werden.

Voraussetzung für die Abschuss-Planung ist die Ermittlung des Wildbestandes durch Zählung und Schätzung. Auf der Grundlage dieser Bestandsermittlung schlägt der Jagdausübungsberechtigte einen Abschussplan vor. Dem Vorschlag muss auch die Jagdgenossenschaft zustimmen. Nach Beratung in der Hegegemeinschaft und im Jagdbeirat legt die Untere Jagdbehörde den endgültigen Abschussplan fest. In Waldgebieten werden zunehmend Verbissgutachten zur Festlegung des Abschussplanes herangezogen.

Qualitative Bejagungskriterien

Körperlich schwache Stücke werden vorrangig erlegt. In sachkundig bewirtschafteten Beständen wird man zur Erfüllung der Abschusspläne in einem hohen Prozentsatz „normal“ entwickelte Stücke erlegen. Ist der Anteil von schwachen Stücken auffallend hoch, sollte man seine Bewirtschaftungskriterien überdenken.

In den einzelnen Bewirtschaftungsgebieten werden beim männlichen Wild neben den Altersklassen meist auch Güteklassen definiert. Beim Rotwild schont man etwa in der mittleren Altersklasse (vier- bis neunjährig) meist (beidseitige) Kronenhirsche.

Derartige Alters- und Güteklassen werden, den biologischen Besonderheiten angepasst, für alle Schalenwild-Arten definiert. Richtlinien, die moderne Erkenntnisse der Wildbiologie stärker berücksichtigen, gewichten mehr in Richtung Altersklassen-Bejagung.

Auch beim Schwarzwild ist eine zielgerichtete Bewirtschaftung notwendig. Ziel ist die Erhaltung gut gegliederter Familienverbände mit einer Leitbache, die grundsätzlich zu schonen ist. Der Abschuss soll mindestens 70 bis 75 Prozent Frischlinge und 15 Prozent Überläufer betragen.

Werden diese Vorgaben nicht erreicht, steigt der Schwarzwild-Bestand weiter an. Werden vorrangig die stärksten Stücke erlegt, zerstört man Familienverbände und Rottengefüge. Es kommt dadurch zu ganzjährigem Rauschzyklus mit ganzjährig geringen Frischlingen und hohem Anteil an Frischlingsbachen. Auch die Wildschäden steigen an, weil führungslose Rotten unvorsichtiger sind und häufiger in die Felder ziehen.Foto: Jürgen Schiersmann

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