Umsetzung der GAP: Wissenschaftler bewerten drei Maßnahmen für Ackerflächen positiv, die bisher wenig Beachtung finden. CIC und DJV fordern Politik auf, Erkenntnisse zu nutzen. Vorbild für die Umsetzung könnte das Niederländische Modell sein.
Insekten, Feldhasen und Vögel, wie das Rebhuhn, profitieren von Blühflächen. (Quelle: Seifert/DJV)
Dr. Rainer Oppermann und Dr. Sonja Pfister vom Mannheimer Institut für Agrarökologie und Biodiversität (ifab) haben verschiedene Maßnahmen für mehr Artenvielfalt in der Agrarlandschaft wissenschaftlich ausgewertet. Ergebnis: Mehrjährige Blühpflanzen-Kulturen ohne oder mit Nutzung für Energieerzeugung sowie extensiver Getreideanbau mit blühender Untersaat sind drei wichtige Bausteine. Und: Blühflächen sollten mehrjährig angelegt werden – dann sind sie am wirkungsvollsten. In bestehenden Förderrichtlinien sind die drei Bausteine allerdings bisher nicht ausreichend berücksichtigt. Der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC) in Deutschland und der Deutsche Jagdverband (DJV), fordern: Die Bundesregierung muss die aktuellen Erkenntnisse bei der anstehenden Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik aufgreifen.
Die Studie zeigt: Für positive Effekte auf die Artenvielfalt sollten rund 20 Prozent der Ackerfläche naturnah bewirtschaftet werden. „Großes Potenzial bieten insbesondere Öko-Regeln und Agrarumweltmaßnahmen“, sagt Ansgar Aundrup, DJV-Referent für Landwirtschaft. Die Artenvielfalt profitiere langfristig nur, wenn Landwirte künftig fair entlohnt werden und zusätzlich eine Anreizkomponente erhalten. So lassen sich effektive Maßnahmen in der Fläche umsetzten. „Die Elemente können vielfältig sein. Sie sollten sich an den örtlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten des Landwirts orientieren“, sagt CIC-Mitglied und Landwirt Joachim von Reden. Eine wirtschaftliche Nutzung, etwa Energie aus Wildpflanzen, müsse möglich sein.
Insekten, Vögel und Feldhasen profitieren von Blühflächen
Dr. Oppermann und Dr. Pfister haben den Effekt mehrjähriger Blühpflanzen-Kulturen und extensivem Getreideanbau mit herkömmlicher Landbewirtschaftung verglichen. Von angelegte Blühflächen ohne Nutzung profitieren besonders Insekten: Ihre Vielfalt verdreifacht sich, die Zahl der Feldhasen steigt auf das Doppelte an. Feldvögel wie Feldlerche, Braunkehlchen oder Rebhuhn profitieren besonders von Extensivgetreide mit Untersaat: Die Bestände sind dreifach höher als bei konventioneller Bewirtschaftung. Blühflächen zur Energiegewinnung haben auf Insekten, Feldvögel und Feldhasen gleichermaßen einen messbaren positiven Effekt. Sie sind ökologische Trittsteine – insbesondere für viele Wirbellose.
Niederländisches Modell: Kooperation statt Käseglocken-Naturschutz
CIC und DJV fordern, dass Landwirtschaft, Behörden und Naturschutzverbände künftig enger zusammenarbeiten. Als Beispiel könnte das Niederländische Modell dienen: Der Staat schließt mit regionalen landwirtschaftlichen Kooperativen Verträge über Artenschutzziele ab, Landwirte setzen als Vertragspartner der Kooperativen diese um. Die Politik muss in Deutschland den Rahmen schaffen für ähnliche Modelle auf regionaler Ebene.
Eine Kurzübersicht der Forderungen von CIC und DJV gibt es hier. Das ausführliche Thesenpapier gibt es hier…
PM DJV/CIC