Stefan Schopf, Vorsitzender der Jagdagenda 21, im DJZ-Interview
Stefan Schopf (Foto: privat) |
DJZ: Wie viele Mitglieder hat die Jagdagenda 21 zurzeit?
Stefan Schopf (Jagdagenda 21): Da wir bisher nicht aktiv in Erscheinung getreten sind, hat der Verein zurzeit nur mehrere Dutzend Mitglieder, wobei sich die Zahl in den letzten 10 Tagen, mit der Freischaltung unserer Homepage: www.jagdagenda21.eu, mehr als verdoppelt hat. Täglich kommen neue Mitglieder von Südtirol bis Norddeutschland hinzu.
DJZ: Wie verlief der Weg zur Gründung?
Schopf: Nach Bekanntwerden des sogenannten Theßenvitzpapieres (2009: Geheimpapier im Landwirtschaftsministerium, das zum Ziel hatte, Jäger und Grundbesitzer zu spalten) und auf Grund der zum Teil nicht richtig interpretierten Daten zum Vegetationsgutachten 2009 kam es in Bayern zu einem Aufschrei in der Jägerschaft. Dieser fand seinen vorläufigen Höhepunkt im Flächenbrand. Hier engagierten sich zahlreiche Jäger aus ganz Bayern zunächst lose. In der Folge kam es zu zahlreichen Telefonaten von unzufriedenen Jägern. Diese erkannten bald die Notwendigkeit eines gemeinsamen Auftretens und trafen sich zunächst in der Ingolstädter Runde“.
Im Juni 2010 sagte der Bayerische Staatsminister Brunner einer Weiterentwicklung des Vegetationsgutachten zu. Diese Zusage wurde lange nicht eingehalten, und auch der Jagdverband verhielt sich zögerlich. Der endgültige Entschluss zur Gründung wurde auf dem letzten Landesjägertag in Schweinfurt gefasst.
Im Juni 2010 sagte der Bayerische Staatsminister Brunner einer Weiterentwicklung des Vegetationsgutachten zu. Diese Zusage wurde lange nicht eingehalten, und auch der Jagdverband verhielt sich zögerlich. Der endgültige Entschluss zur Gründung wurde auf dem letzten Landesjägertag in Schweinfurt gefasst.
DJZ: Aus welchem Grund hat sich die Jagdagenda 21 gegründet?
Schopf: Traditionelle Jäger können den Verfall der Weidgerechtigkeit nicht länger mittragen. In der finanziellen und politischen Abhängigkeit des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) sehen wir die Hauptursache für eine wirkungslose Interessenvertretung. Wie viele Jagdverbände hat sich der BJV der Realität der Unzufriedenheit seiner Mitgliederbasis verweigert und zu wenig Entschlossenheit gegen die Angriffe auf das Jagdwesen gezeigt. In einigen Punkten hat er den Verschlechterungen sogar bewusst zugestimmt.
DJZ: Was sind die Ziele der Jagdagenda 21?
Schopf: Die allgemeinen Ziele der Jagdagenda 21 können dem § 2 unserer Satzung entnommen werden. Vorerst werden wir uns mit Nachdruck um wenige, aber umso dringlichere Ziele kümmern: In Bayern steht das Vegetationsgutachten 2012 an. Darin soll die Öffentlichkeit abermals um die Wahrheit der tatsächlichen Naturverjüngung im Wald getäuscht werden. Zwar werden in der neuen Anweisung auch die unverbissenen Pflanzen aufgenommen. Es wird aber keine Aussage darübergetroffen, wie viele unverbissene Pflanzen überhaupt benötigt werden, um das waldbauliche Ziel des Grundeigentümers zu erreichen. Darüber hinaus wollen wir mit aller Kraft dem von vielen Jägern als tierschutzwidrig angesehenen Umgang mit unserem Schalenwild, vor allem in den Staatsforsten, begegnen.
DJZ: Welche Verbreitung Ihres Verbandes ist angestrebt?
Schopf: Wir haben die Jagdagenda 21 so aufgestellt, dass sich ihre Aktivitäten nicht nur auf Bayern begrenzen müssen. Wenn sich aus anderen Bundesländern genügend Mitglieder einfinden, können sich auch dort entsprechende Landesverbände etablieren. Anfragen und Mitglieder gibt es hierzu bereits auch aus Österreich und Südtirol. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass offensichtlich dringender Handlungsbedarf für eine Neuausrichtung der jagdlichen Verbandsarbeit besteht.
DJZ: Welche Vorwürfe oder Kritik richten sich an den BJV?
Schopf: Wir bemängeln in erster Linie eine zu lasche und damit unwirksame
Interessenvertretung bei allen Verbänden für die Belange des Wildes und der
Jagd. Gegen den erkennbaren Niedergang der Weidgerechtigkeit und gegen die Neuordnung der Jagd als reine Schädlingsbekämpfung, gefördert durch diverse Interessengruppen und Parteien, wird nicht gezielt genug vorgegangen.
Weiterhin, dass der BJV keine Notwendigkeit darin sieht, an den gesetzlichen
Regelungen etwas zu ändern. Dies, obwohl der Grundsatz Wald vor Wild“ durch zahlreiche Beamte der AELF (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) in Bayern missbraucht wird. Wahrscheinlich liegt es daran, dass seinerzeit in der Abstimmung zu diesem Passus der Präsident des BJV als MdL ebenfalls für diesen Passus gestimmt hat. Die gesamte Jagdvertretung muss politisch unabhängig ausgerichtet sein.
Interessenvertretung bei allen Verbänden für die Belange des Wildes und der
Jagd. Gegen den erkennbaren Niedergang der Weidgerechtigkeit und gegen die Neuordnung der Jagd als reine Schädlingsbekämpfung, gefördert durch diverse Interessengruppen und Parteien, wird nicht gezielt genug vorgegangen.
Weiterhin, dass der BJV keine Notwendigkeit darin sieht, an den gesetzlichen
Regelungen etwas zu ändern. Dies, obwohl der Grundsatz Wald vor Wild“ durch zahlreiche Beamte der AELF (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) in Bayern missbraucht wird. Wahrscheinlich liegt es daran, dass seinerzeit in der Abstimmung zu diesem Passus der Präsident des BJV als MdL ebenfalls für diesen Passus gestimmt hat. Die gesamte Jagdvertretung muss politisch unabhängig ausgerichtet sein.
DJZ: Was sind die nächsten Aktionen der Jagdagenda 21?
Schopf: In Bayern treten wir in erster Linie für ein ehrliches Vegetationsgutachten ein. Hierin muss das waldbauliche Ziel des Grundeigentümers und nicht der waldbauliche Vorschlag eines Angehörigen des AELF zwingend beachtet werden. Daraus lässt sich ableiten, welche Anzahl an unverbissenen Pflanzen je Baumart und Hektar erforderlich ist, um dieses Ziel zu erreichen. Diese erforderliche Zahl muss die Basis der Beurteilung der Vegetation sein. Alles andere werden wir nicht akzeptieren. Darüber hinaus sehen wir den Passus Wald vor Wild als dringendst korrekturbedürftig, weil es ein inakzeptabler Rechtfertigungsgrund für den forstlichen, aus Tierschutzsicht höchst bedenklichen Totschießaktionismus ist. Hier werden wir bis zur nächsten Landtagswahl in erheblichem Maße politischer werden und dazu aufrufen, nur die Partei zu unterstützen, die sich bedingungslos für eine Abänderung in Wald und Wild“ ausspricht. Wir werden es nicht länger hinnehmen, dass unser Wild wie Ungeziefer behandelt wird und Weidgerechtigkeit und Tierschutz nur geheuchelt werden. Hierzu werden wir bestimmte Standards herausarbeiten und auf deren Einhaltung drängen. Außerdem werden wir die tierliebende Empathie zeigende Bevölkerung mit ins Boot holen und aufklären, wie zurzeit, aus welchen inakzeptablen Motiven heraus, von gewissen Kreisen mit unserem Wild umgegangen wird.
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