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An ihren Stangen sollt Ihr sie erkennen

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Recht einfach war das Ganze bei meiner Berufsjägerarbeit im steirischen Hochgebirge. Das Rotwild musste hier bei Schneehöhen von zwei bis drei Metern über Monate gefüttert werden. Wegen der Abgelegenheit der Fütterungen suchten wir gezielt erst Anfang Mai nach Abwurfstangen. Das Rotwild hatte hier feste Wechsel zwischen Einstand und Fütterung, und die Stangen lagen entweder an der Fütterung oder an einem der Wechsel. Die Tageseinstände waren selten weiter als 400 Meter entfernt.

Stangensuchen war hier mehr „einsammeln“. Wir nahmen uns dazu ein paar Bekannte mit, weil wir sonst die Stangen nicht hätten bergen können. Außerdem wollten wir nur ein Mal stören, denn gefüttert wurde hier im Hochgebirge normalerweise bis Ende Mai.

Im Mittelgebirge oder gar im Flachland ist das Rotwild ja bei weitem nicht so standorttreu an den Fütterungen (falls überhaupt noch gefüttert wird), sodass die Stangen-Ausbeute hier sicherlich geringer ist, aber einen Teil der Stangen wird man weiterhin finden

Ohne Fütterung wird das Stangensuchen mehr oder weniger ein Suchen nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Ohne genaue Kenntnisse der Wintereinstände wird man die Stangen nur per Zufall finden, und bei der heutigen Beunruhigung wechseln die Einstände bekanntlich mehr als früher. Außerdem gibt es natürlich auch viele Reviere, die außerhalb der Brunft typische Kahlwild-Reviere sind und dann wird man fast nur Stangen von Hirschen in der Jugendklasse finden.

Klassische Plätze für die Suche sind: Äsungsflächen, Wildwiesen, Feldflächen mit Wintergetreide oder Raps und natürlich die bekannten regelmäßigen Wechsel dorthin. Darüber hinaus Gräben und Bachläufe, an denen die Hirsche ihre Stangen beim Überfallen der Hindernisse verlieren, sowie Suhlen und Salzlecken. Auch lohnt sich das Absuchen der Hauptwechsel in dichten Beständen, denn das Anstoßen der lockeren Stangen an Hindernissen führt häufig zum Abwerfen.

Der sachkundige Heger wird versuchen, Störungen in den Haupteinständen zu vermeiden. Wenn man denn schon einmal im Jahr hinein geht, kommt man verständlicherweise in Revierteile, die man sonst kaum inspiziert. So findet man neue Fuchs- oder Dachsbaue, neue Suhlen, aber auch neue Wildschäden, Käfernester in Fichtenbeständen oder so manchen Schnee- und Windbruch. Manchmal klärt sich hier auch, wo der eine oder andere Hirsch oder Rehbock geblieben ist, den man vergeblich gesucht hatte.

Am effektivsten ist die Stangensuche bei Schneelage. Die Stangen sind dann weit sichtbar und liegen meist so, dass die Enden nach oben zeigen. Im dichten Gestrüpp liegen sie oft mit den Enden nach unten. Man findet sie ohne Schnee dann kaum.

 

 

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