Von den fünf Birken-Arten, die in Deutschland vorkommen, war die Hänge-Birke Baum des Jahres 2000. Überraschend, wenn man weiß, daß die Art weit verbreitet und teilweise sogar häufig ist.
Von Manfred u. Ursula Braun
Die Hänge-Birke: ein hoher Baum, die Zweige hängen herab. Seine Blätter sind doppelt gesägt. |
Die Hänge-Birke wurde früher als „Forstunkraut“ aus Jungaufwuchs-Flächen rausgeschlagen. Die Wahl zum Baum des Jahres soll zeigen, daß die Art ökologisch wertvoll ist, ohnehin auf den meisten Standorten von anderen Baumarten überwachsen wird und wegen Form und Farbe, insbesondere der Rinde, zu den Schönheiten unserer Landschaft gehört.
Hänge-Birke
Betula pendula. Der Baum erreicht 20 Meter Höhe. Gewöhnlich ist die Krone rundlich gewölbt und wird von einem geraden Stamm getragen. Die Äste stehen im unteren Kronenbereich zumeist waagerecht ab und im oberen Bereich des Baumes mehr oder weniger steil aufrecht. Der deutsche Name stammt von den langen und schlanken Zweigen, die wie Peitschen herabhängen.
Der Baum ist an der markanten glatten und weißlich-silbergrauen und dunkel- rissigen Rinde leicht zu erkennen und zu allen Jahreszeiten bestimmbar. Die jungen Triebe der Hänge-Birke besitzen zudem kleine warzenförmige Erhebungen, die als Drüsen bezeichnet werden. Die etwa vier Millimeter langen Knospen sind zugespitzt. Die Blattlänge schwankt zwischen zwei und sechs Zentimetern, wobei die Form zwischen rundlich-oval und rhombisch-dreieckig alle Übergänge aufweist. Die Blätter sind lang gestielt und, was für die Bestimmung wichtig ist, doppelt gesägt. Beide Blattseiten sind ohne Behaarung.
Die Birke gehört zu den einhäusigen Pflanzen. Männliche und weibliche Blütenteile sitzen also an einer Pflanze (einem Baum). Die Blütenanlage ist jedoch getrennt. Das bedeutet, daß es männliche und weibliche Blüten gibt. Die männlichen Kätzchen sind in der Blütezeit hellgelb und geben je nach Witterung in den Monaten März bis Mai, zumeist im April, den gelben Blütenstaub ab, der vom Wind verbreitet wird und dabei auch auf die mittelbraunen weiblichen Blütenkätzchen fällt und diese dann bestäubt.
Bedauerlicherweise ist der Pollen der Birke recht aggressiv, so daß Allergiker ihre Probleme damit haben. Die weiblichen Kätzchen nehmen im Sommer eine dunkelbraune Farbe an, und in dem Fruchtstand finden sich mehrere 100 Nußfrüchte, die bei näherer Betrachtung kleine seitliche Flügel besitzen. Das ermöglicht eine Verbreitung durch den Wind. Pro Baum werden Millionen von Samen produziert.
Diese gewaltige Samenproduktion macht die Birke sehr erfolgreich. Sie kommt in weiten Teilen Europas vor, besiedelt auch Süd- und Nordeuropa und dringt bis in die höheren Gebirgslagen vor. Sie ist klimatisch anspruchslos und meidet auch sonnige Stellen nicht, wobei die reflektierende helle Rinde vorteilhaft ist.
Die Hänge-Birke ist die Charakterart von Schlagfluren, Kahlschlägen, Vorwaldgesellschaften aller Art und Waldrändern. Charakterart ist der Baum in den Eichen-Birkenwäldern in den Sandgebieten Nordwesteuropas; sie ist auf den armen Böden dort der Rotbuche überlegen.
Das Birkenholz wird gerne als Kaminholz genutzt und findet auch als helles Holz in der Modellschreinerei Verwendung.
Untersuchungen haben ergeben, daß viele Insektenarten an der Birke leben. Der Naturfreund kann in den Wintermonaten beobachten, wie Erlenzeisige, Stieglitze, Birkenzeisige oder Buchfinken die Samen fressen. Die Knospen der Birken sind wertvolle Winternahrung für Rauhfußhühner, vor allem auch für das Haselhuhn. So mancher Kleinspecht hat seine Bruthöhle in Birkenstämme geschlagen. Der Saft wird als Grundstoff für Haarwasser genutzt.
Moor- Birke
Betula pubescens. Sie ist breitwüchsiger als die Hänge-Birke. Zudem hängen die Zweige nicht herab, sondern wachsen waagerecht bis schräg nach oben. Sie hat eine unregelmäßige Krone und keine warzenförmigen Drüsen an den Jungtrieben. Dafür weisen diese eine feine flaumige Behaarung auf. Diese kann man mit Hilfe einer Lupe an jungen Trieben gut erkennen.
Der Stamm ist weiß-grau bis hellbraun, und es findet sich bei der Art dort nicht die typische rissige Felderung wie bei der Hänge-Birke. Ein weiterer Unterschied ist die Blattform. Während die Blätter der Hänge-Birke doppelt gesägt sind, sind die der Moor-Birke einfach gesägt. Ferner ist die Blattform rundlicher, und die Blattnerven sind auf der Unterseite mit feinen Flaumhaaren versehen. Bei der Hänge-Birke sind die Blätter im untersten Drittel am breitesten, während bei der Moor-Birke die Blätter kurz unterhalb der Blattmitte ihre breiteste Stelle aufweisen.
Während die Hänge-Birke trockene Standorte bevorzugt, wächst die Moor-Birke gerne auf staunassen und sauren Böden. Daher ist sie vor allem in Nord- und Osteuropa verbreitet und in Deutschland eher zerstreut anzutreffen.
Die schwer bestimmbare Karparten-Birke (Betula carpatica) wird von vielen Botanikern auch als Unterart der Moor-Birke angesehen. Niedrige Birke (Betula humilis) und Zwerg-Birke (Betula nana) sind Eiszeitrelikte und kommen nur an wenigen Stellen in den Mooren der höheren Mittelgebirge vor.Foto: Manfred u. Ursula Braun
Die Moor-Birke: Ihre Äste und Zweige wachsen waagerecht oder nach oben. Die Blätter sind einfach gezähnt. |