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Bock-Checkliste

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Wenn 2 Jäger unabhängig voneinander einen Bock bestätigt haben, werden sie ihn dem Jagdherrn meist ganz unterschiedlich beschreiben. Wildmeister Werner Siebern entwickelte ein Schema, um Kommunikationsprobleme unter Jägern gar nicht erst aufkommen zu lassen.

 

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Solch ein Bock ist leicht zu beschreiben, sein Abschuss ein einfacher Auftrag für den Jagdgast (Fotos: Beate Siebern)
Vor allem von Jagdaufsehern und Berufsjägern wird zu Recht erwartet, dass sie Rehböcke nicht nur ausmachen und ansprechen. Der besagte Bock soll auch noch so beschrieben werden, dass der Jagdgast, der den Bock erlegen darf, ihn wirklich zweifelsfrei erkennt.
Auch im normalen Jagdalltag kommt diese Situation sehr häufig vor. Es wird über das Alter bestimmter Böcke spekuliert und ob schonen oder schießen angesagt ist. Das sind durchaus spannende Fachsimpeleien, die zur Zeit täglich tausendfach in heimischen Revieren und an Jägerstammtischen geführt werden.
Nur in vielen staatlichen Forstrevieren finden derartige Gespräche zwischen Forstbeamten und Jagdgästen nicht mehr statt. Da heißt es in der Vorgabe der Forstamtsleitung lapidar: „Jedes männliche Stück Rehwild ist als abschussnotwendig anzusehen.“ Wirklich sehr schade. Verantwortung über Leben und Tod ist anders zu praktizieren. Ich jedenfalls hänge die Jagd eher an den Nagel, als dass ich zum Schädlingsbekämpfer verkomme.

 

Malermeister

Eine übliche Methode, einen Bock zu beschreiben, ist der Malstift. Da die meisten aber keine „da Vincis“ sind, bleibt es in der Regel doch bei einer verbalen Beschreibung. Dennoch sind ein Block und einige Notizen hilfreich, um das Beobachtete festzuhalten. Sicherer ist es, den Bock zu fotografieren. Digitale Bilder kann man dem Jagdgast auf dem Display oder dem heimischen PC zeigen und die besonderen Merkmale eines bestimmten Bockes erläutern. Man kann ihm auch die Bilder mit Kommentar mailen.

 

 

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Bock Nr. 5 (siehe Ansprech-Schema) wurde dem Jagdgast so beschrieben, dass er ihn binnen weniger Sekunden ansprechen konnte
Einen Bock zu beschreiben ist nicht leicht, zumal, wenn es sich um einen „normalen“ Sechser handelt. Bei Ricken wird es noch schwieriger. Hier sucht man nach Besonderheiten: ein Riss im Lauscher, die fahle Decke, eine abweichende Gesichtsfärbung oder nach anderen körperlichen Merkmalen.
Auch ein bestimmtes, individuelles Verhalten des Stückes trägt zum Wiedererkennungswert bei. Kaum zu glauben, wie unzuverlässig die Erinnerung werden kann, wenn man in der Zwischenzeit noch einige andere Böcke ausgemacht hat.

Checkliste

Das Hauptkriterium für den Beobachter ist das Gehörn, denn es ist stets einzigartig. Es empfiehlt sich, eine Checkliste anzulegen, in der man durch Ankreuzen die wichtigsten Gehörnmerkmale festhält. Neben dem Kreuzchen kann auch der Hinweis li und re, also linke Stange beziehungsweise rechte Stange, hilfreich sein. Ein paar Notizen komplettieren die Liste der Merkmale. Jedes Textverarbeitungsprogramm verfügt heutzutage über eine Tabellenfunktion. So ist eine Tabelle, wie sie hier zu Demonstrationszwecken abgebildet wird, leicht zu erstellen und mehrfach ausdruckbar. Wer es nicht so mit Computern hat, kann die Tabelle auch herunterladen.

In der Tabelle finden sich Beispiele, wie man mit wenigen Kreuzchen auf der Liste einen Bock im Gedächtnis behält.
 

 

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Ein interessanter Bock. Wie würden Sie ihn einem Jagdgast beschreiben? Die nebenstehende Liste ist dabei eine Hilfe

Fallbeispiel

Die Liste dient zunächst als Gedächtnisstütze. Mit ihr in der Hand fällt es viel leichter, einem Jagdgast einen bestimmten Bock zu beschreiben. Den Bock Nr. 5 (siehe Ansprech-Schema) zum Beispiel habe ich ihm so erläutert: „Der Sechser ist recht standorttreu. Dennoch ist er nicht täglich auf dem Acker zu beobachten. Er erscheint erst nach den Ricken. Bevor er ins Getreide zieht, fegt er meist etliche Sträucher am Waldrand.“ Und weiter: „Bereits seine Rosenstöcke weisen nach außen. Die Rosen selbst sind unscheinbar. Seine Stangen sind hell, deutlich über Lauscher hoch und haben starke Auslage. Die linke Vordersprosse ist etwas tiefer angesetzt als die rechte. Unterhalb der linken Vordersprosse gibt es einen Knick, vermutlich durch eine Bastverletzung.“

Bei der Beschreibung fasst man sich kurz und konzentriert sich aufs Wesentliche, vor allem auf Merkmale, die nur diesen Bock charakterisieren. Obige Ansage genügte dem Jagdgast. Schon beim ersten Anblick des Bockes war er sich ganz sicher: „Das muss er sein!“ Es gab keine Zweifel, die ihn von der Abgabe des sauberen Schusses ablenkten.

 

Ein Fehlabschuss

Falls weitere Böcke in dem bestimmten Revierteil bekannt sind, werden dem Jagdgast auch diese kurz beschrieben. Denn schon so manches Mal geschah es, dass ein anderer Bock als der ausgesuchte schließlich auf der Decke lag. Es bleibt dahingestellt, ob dies an der fehlerhaften Beschreibung des Bockes lag oder eher an der laxen Auslegung des Jagdgastes. Ich habe deswegen nie einem Jagdgast die Freude über das Jagderlebnis vermiest, etwa durch Vorwürfe oder schulmeisterliche Belehrungen. Denn falls ein zu junger Bock zur Strecke kommt, bleibt der Alte wenigstens in dieser Saison am Leben.

Das hat dem Rehwildbestand immer gut getan. Für einen jungen Bock ist schnell Ersatz da. Selbst, wenn es ein gut veranlagter Sechser war. Ein anderer, hoffnungsvoller Bock tritt schon bald an seine Stelle. Bis ein alter Bock nachgewachsen ist, dauert es schon eine Weile.
 

 

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