Wenn 2 Jäger unabhängig voneinander einen Bock bestätigt haben, werden sie ihn dem Jagdherrn meist ganz unterschiedlich beschreiben. Wildmeister Werner Siebern entwickelte ein Schema, um Kommunikationsprobleme unter Jägern gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Solch ein Bock ist leicht zu beschreiben, sein Abschuss ein einfacher Auftrag für den Jagdgast (Fotos: Beate Siebern) |
Malermeister
Eine übliche Methode, einen Bock zu beschreiben, ist der Malstift. Da die meisten aber keine „da Vincis“ sind, bleibt es in der Regel doch bei einer verbalen Beschreibung. Dennoch sind ein Block und einige Notizen hilfreich, um das Beobachtete festzuhalten. Sicherer ist es, den Bock zu fotografieren. Digitale Bilder kann man dem Jagdgast auf dem Display oder dem heimischen PC zeigen und die besonderen Merkmale eines bestimmten Bockes erläutern. Man kann ihm auch die Bilder mit Kommentar mailen.
Bock Nr. 5 (siehe Ansprech-Schema) wurde dem Jagdgast so beschrieben, dass er ihn binnen weniger Sekunden ansprechen konnte |
Checkliste
Das Hauptkriterium für den Beobachter ist das Gehörn, denn es ist stets einzigartig. Es empfiehlt sich, eine Checkliste anzulegen, in der man durch Ankreuzen die wichtigsten Gehörnmerkmale festhält. Neben dem Kreuzchen kann auch der Hinweis li und re, also linke Stange beziehungsweise rechte Stange, hilfreich sein. Ein paar Notizen komplettieren die Liste der Merkmale. Jedes Textverarbeitungsprogramm verfügt heutzutage über eine Tabellenfunktion. So ist eine Tabelle, wie sie hier zu Demonstrationszwecken abgebildet wird, leicht zu erstellen und mehrfach ausdruckbar. Wer es nicht so mit Computern hat, kann die Tabelle auch herunterladen.
Ein interessanter Bock. Wie würden Sie ihn einem Jagdgast beschreiben? Die nebenstehende Liste ist dabei eine Hilfe |
Fallbeispiel
Die Liste dient zunächst als Gedächtnisstütze. Mit ihr in der Hand fällt es viel leichter, einem Jagdgast einen bestimmten Bock zu beschreiben. Den Bock Nr. 5 (siehe Ansprech-Schema) zum Beispiel habe ich ihm so erläutert: „Der Sechser ist recht standorttreu. Dennoch ist er nicht täglich auf dem Acker zu beobachten. Er erscheint erst nach den Ricken. Bevor er ins Getreide zieht, fegt er meist etliche Sträucher am Waldrand.“ Und weiter: „Bereits seine Rosenstöcke weisen nach außen. Die Rosen selbst sind unscheinbar. Seine Stangen sind hell, deutlich über Lauscher hoch und haben starke Auslage. Die linke Vordersprosse ist etwas tiefer angesetzt als die rechte. Unterhalb der linken Vordersprosse gibt es einen Knick, vermutlich durch eine Bastverletzung.“
Ein Fehlabschuss
Falls weitere Böcke in dem bestimmten Revierteil bekannt sind, werden dem Jagdgast auch diese kurz beschrieben. Denn schon so manches Mal geschah es, dass ein anderer Bock als der ausgesuchte schließlich auf der Decke lag. Es bleibt dahingestellt, ob dies an der fehlerhaften Beschreibung des Bockes lag oder eher an der laxen Auslegung des Jagdgastes. Ich habe deswegen nie einem Jagdgast die Freude über das Jagderlebnis vermiest, etwa durch Vorwürfe oder schulmeisterliche Belehrungen. Denn falls ein zu junger Bock zur Strecke kommt, bleibt der Alte wenigstens in dieser Saison am Leben.