Mit dem Modell X-Bolt hat Browning seit Jahren einen günstigen sowie soliden Repetierer auf dem Markt. Durch einen Karbonschaft ist die bewährte Waffe nun auch hochgebirgstauglich. Von Markus Lück
Karbonschäfte sind für viele Jäger der absolute Hingucker. Ursprünglich nur in der Luft- und Raumfahrt sowie bei Luxussportwagen üblich, werden kohlenstoffverstärkte Bauteile heute auch vermehrt an Waffen eingesetzt. Neben einer massiven Gewichtsersparnis sorgen Karbonschäfte für etwas geringeren Rückstoß sowie auffällige Optik. Doch das Hightech-Material hat seinen Preis: So muss der Käufer teils mehrere Tausend Euro Aufschlag im Vergleich zu einem herkömmlichen Schaft zahlen.
Geringer Aufpreis
Anders bei der Browning X-Bolt Pro Carbon: Rund 1.000 Euro Aufpreis hat der Käufer im Vergleich zu einem „normalen“ Kunststoffschaft bei diesem soliden Repetierer zu zahlen. Im Vergleich zu Karbon-Modellen von anderen Herstellern ist die Browning geradezu günstig: Lediglich 2.290 Euro werden aufgerufen. Für diesen Preis bekommt der Käufer einen klassischen Jagdrepetierer, dessen Kammer über 3 große Warzen im Kammerkopf verriegelt. Das Repetieren mit der Waffe läuft spielend, der Schlossgang ist gut. Soll die Waffe gesichert geladen werden, ist das kein Problem: Im gesicherten Zustand kann die Kammer durch Druck auf einen kleinen Knopf am oberen Ende des Kammerstengels geöffnet werden.
Wie bei den X-Bolt-Modellen üblich, verfügt auch die Pro Carbon über eine 2-Stellungssicherung auf dem Kolbenhals. Schiebt der Schütze den kleinen mit einer angerauhten Oberfläche ausgestatteten Sicherungsschieber nach vorn, ist die Waffe feuerbereit. Ein roter Punkt auf dem Kolbenhals kennzeichnet diesen Zustand. Die Waffe ist mit einer indirekten Schlagbolzensicherung ausgestattet. Sichern und Entsichern klappt mit ein wenig Übung und der nötigen Vorsicht relativ leise. Wirklich lautlos ist es aber nicht.
Moderne flachbauende Zielfernrohrmontagen sind auf der X-Bolt Pro Carbon kein Problem: Der Öffnungswinkel der Kammer liegt bei lediglich 60 Grad. Die Kugel am Ende des Kammergriffes hat leichte Einfräsungen. Sie garantieren guten Griff auch mit nassen Händen beziehungsweise dünnen Handschuhen auf der Drückjagd.
Das Magazin des Repetierers fasst 4 Patronen. Es ist komplett aus Kunststoff gefertigt, wirkt aber trotzdem sehr stabil. Wie alle anderen außenliegenden Metallteile an der Waffe auch, ist der Magazinboden von außen mit der silbrig-grauen Tungsten-Cerakote-Beschichtung überzogen. Das sorgt für ein einheitliches Aussehen der Waffe.
Aktuelle X-Bolt-Modelle sind mit dem Super Feather Trigger ausgestattet. Der trocken stehende Direktabzug kommt auch bei der Karbon-Variante zum Einsatz. Bei der Testwaffe löste er im Mittel bei 1.200 Gramm aus. Die Testwaffe hatte das Kaliber .308 Win. Weitere verfügbare Kaliber sind: .243 Win., 6,5 Creedmoor, .30-06 Springfield sowie 7 mm Remington Magnum.
Die Extras
Doch nun zu den Besonderheiten der Pro Carbon: Wie der Name schon vermuten lässt, ist die Waffe mit einem Carbonschaft ausgestattet. Ohne Zielfernrohr bringt es die X-Bolt damit auf ein Gewicht von 2.760 Gramm. Am Pistolengriff sowie an der Unterseite des Vorderschaftes ist die Oberfläche aufgerauht. Das sorgt für gute Griffigkeit – auch mit feuchten Händen. Die Optik des Carbons ist gut. Lediglich im Bereich des Pistolengriffs war bei der Testwaffe eine Unregelmäßigkeit in der Musterung des Materials zu erkennen.
Die X-Bolt Pro Carbon verfügt über ein Mündungsgewinde. Schalldämpfer oder Mündungsbremse — kein Problem
Wie schon zuvor geschrieben, sind alle außenliegenden Metallteile der Waffe mit einer Cerakote-Beschichtung überzogen. Sie sind damit vor äußeren Witterungseinflüssen bestens geschützt. Zudem sorgt die silbrig-graue Färbung für ein stimmiges Bild in Verbindung mit dem Karbon-Schaft.
Der 53 Zentimeter lange Lauf verfügt über ein Laufgewinde mit dem Maß M14x1. Die Waffe kann somit problemlos mit einem Schalldämpfer oder Mündungsgewinde ausgestattet werden. Für zusätzliche Gewichtsersparnis sowie eine bessere Wärmeableitung ist der Lauf geflutet.
Auf dem Schießstand schoss sich die Testwaffe überraschend angenehm. Trotz des verhältnismäßig geringen Waffengewichts ist der Rückstoß nicht übermäßig heftig. Die relativ weiche sowie dicke Gummischaftkappe federt den ohnehin schon moderaten Rückschlag der .308 Win. Somit gut ab. Weiterhin mindert der Karbon-Schaft den Rückstoß. Wird die Waffe – wie heute in zahlreichen Bundesländern üblich – mit einem Schalldämpfer ausgestattet, ist der Rückstoß nochmals um etwa ein Drittel geringer.
Die Optik des Karbon-Schaftes gefällt. Am Streckenplatz ein echter Hingucker
Die Testwaffe wurde mit mehreren Laborierungen auf dem Schießstand geschossen. Allesamt brachten sie aus jagdlicher Sicht mehr als ausreichende Präzision. Es zeigte sich somit ein ähnliches Bild wie bei der vor Kurzem vorgestellten X-Bolt Varmint SF (siehe DJZ 8/2018 S. 90 ff.).
Fazit
Jäger, die bei ihrer Waffe besonderen Wert auf ein geringes Gewicht legen, sollten die neue Browning X-Bolt Carbon auf dem Zettel haben. Das System hat in Tausenden von Waffen bewiesen, dass es zuverlässig arbeitet. Der Käufer bekommt also bewährte Technik in einem modernen Schaft. Die angebotene Kaliberpalette ist zwar relativ klein. Sie unterstreicht jedoch klar den Trend, dass sich Waffenkäufer zunehmend auf den Mittelklassebereich US-amerikanischer Kaliber konzentrieren. Der geringe Preis sowie die bewährte Qualität sind zusätzliche Pluspunkte für die X-Bolt Carbon.