Klare Kampfansage an die Konkurrenz: der Duster. Die Renault-Tochter Dacia bietet ihren ersten SUV nun auch in der 4×4-Variante an. Ist der Billig-Rumäne ein Schnäppchen für Jäger? Hans Jörg Nagel
„Dieser Gelände-Zwerg wird ein Knaller“, „der Preisbrecher im SUV-Revier“ . . . – die Fachpresse überschlägt sich und prophezeit dem Dacia Duster eine strahlende Zukunft. Die DJZ fühlte dem Markt-Neuling aus den Karpaten auf den Zahn.
Begegnung
Der erste Eindruck: Von außen wirkt der Rumäne kraftvoll, geradezu bullig. Die dicken Stoßfänger und der breite Unterfahrschutz versprechen Beachtung im Straßenverkehr und Geländetauglichkeit in Wald und Feld. 4,31 Meter misst der Rumäne in der Länge und 1,82 Meter in der Breite. Klein, aber fein.
Einsteigen. Alles drin, alles dran ist der erste Eindruck. Der Innenraum ist funktional und übersichtlich. Die Sitze sind straff gepolstert. Auch größere Autofahrer (1,85 m) haben ausreichend Knie- und Kopffreiheit. Lenkrad und Vordersitze sind einstellbar.
Die Armaturen sind übersichtlich angeordnet, und mit LED-Balken werden Kraftstoffvolumen und Temperatur angezeigt. Beim DJZ-Test war allerdings auf die Spritanzeige kein Verlass. Sie sprang schon mal von „Reserve“ auf „randvoll“. Verflixte Elektronik.
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Erfrischend überschaubarer Renault-Motor: Da kann man noch mit dem eigenen Werkzeug Schrauben nachziehen (Fotos: Hans Jörg Nagel) |
Auch der zweite Blick in den Innenraum ernüchtert. Viel Plastik und Kunststoff. Alles wirkt, als hätten die Dacia-Ingenieure im Lager nachgeschaut, was noch übrig ist, und dieses verbaut.
Der Kofferraum macht wieder Spaß. Von gut 440 auf 1 640 Liter lässt er sich vergrößern. Das ist ordentlich. Schönes Extra: Das Reserverad unter der Bodenplatte ist vollwertig. Und daneben gibt es verborgene Staufächer. Praktisch für Jägers hochwertige Optik, Wildbergeausrüstung oder das Weidblatt.
Erkundung
Volle Fahrt voraus: Im DJZ-Test stand uns der 1,6 Liter 16-Ventiler mit 105 PS zur Verfügung. In der 4 x 4-Version schaltet der Fahrer mit 6 Gängen. Das ist auf der Straße während der Beschleunigungsphase schnell erledigt, wenn auch aufwändig. Die Schaltintervalle sind sehr kurz. Im Gelände aber, zum Beispiel mit Anhängerlast oder an steilen Stücken, ist der knapp übersetzte 1. Gang Gold wert.
Alle Duster-Motoren stammen von Renault. Der Benziner wirkt im Vergleich zum Dieselaggregat etwas träge, zieht aber gleichmäßig durch. Knapp 175 km/h Höchstgeschwindigkeit sind für einen SUV in Ordnung. Drei Antriebsvarianten bietet Dacia für den Duster 4 x 4 an: 2-WD (reiner Frontantrieb), „Auto“ (2- oder Allradantrieb, je nach Straßenverhältnissen) oder 4-WD (fixer Allradmodus). Geländetauglichkeit garantiert. Dafür sorgt auch die respektable Bodenfreiheit von 21 Zentimeter. Schließlich erfüllt auch die gute Federung auf schlechten Straßen vollends ihren Job.
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Plastik aus der Ramschkiste? Edel ist anders. Der Preis verlangt Kompromisse |
Erstmals bieten die Rumänen im Duster den Schleuderschutz ESP an. ABS, Bremsassistent und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer sind ein zeitgemäßes Sicherheitspaket. Bordcomputer mit Lenkradbedienung und die Klimaanlage runden das Bild ab.
Bilanz
Das wird was: In einer Pressemitteilung definiert Dacia die angestrebte Zielgruppe für den Duster als „freizeitorientierte Limousinenfahrer, denen ein SUV bislang zu teuer war.“ Doch die Renault-Tochter wird auch unter preisbewussten Jägern Abnehmer finden. Und das zu Recht und nicht zu knapp.
Mit fünf Motorisierungen und jeweils vier Ausstattungsvarianten bietet die Renault-Tocher den Duster an. Bereits für 11.900 Euro ist das Basismodel mit dem 1,6 Liter Benzinmotor erhältlich. Das günstigste 4 x 4-Modell (Benziner) beginnt bei 13.700 Euro. Der preiswerteste Diesel startet bei 15 400 Euro, und die Allrad-Luxusversion (Diesel) kommt auf gut 18.000 Euro. Die Fachpresse spricht von „Kampfpreisen“ auf dem Allradsektor. Stimmt.
Technische Daten
Motor: 1.6 l 16V (Benziner)
Leistung: 105 PS
Abgaseinstufung: Euro 5
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Beschleunigung: 0–100 km/h in 12,8 Sek.
Verbrauch: 9 Liter
L x B x H: 4 315 x 1 822 x 1 625 mm
Radstand/Bodenfreiheit: 2 673/210 mm
Wendekreis: 10,44 m
Leergewicht: 1 325 kg
Kofferraum: 443 bis 1 600 l
Zulässiges Gesamtgewicht: 1 800 kg
Grundpreis: 11 900 Euro
Preis Testwagen: 18 200 Euro