Dacia Duster TCe 150 im DJZ-Test: Der Dacia hat(te) technisch nicht den besten Ruf. Auch ein Parey-Kollege kann davon ein Lied singen. 2020 wurde die 2. Generation allerdings noch einmal überarbeitet. Ergebnis: Der kleine Rumäne wurde Klassenprimus.
(Foto: Markus Lotz)
Alleine auf dem Hof der Deutschen Jagdzeitung parken fünf Rumänen. Bei insgesamt rund 50 Autos ist das auffallend viel. Und alle sind zufrieden mit dem Renault-Ableger. Bis auf einen. Den Kollegen Peter hat’s erwischt: Ihm ist die Steuerkette gerissen. Und zwar kurz nach Garantieende bei gerade einmal 98.000 Kilometern. Großer Ärger. Wirtschaftlicher Totalschaden? Nein. Ein befreundeter Autoschrauber hat die Kiste wieder zum Laufen gebracht.
Der Dacia Duster in der 2. Generation ging 2018 an den Start. Dabei sorgte das 1,2-TCe-Aggregat auch mal für Ärger. Nicht nur die Steuerkette, auch hoher Ölverlust machte Probleme. Seit September 2020 sind die neuen TCe-Modelle mit der 1.300-ccm-Maschine am Start. Diese Motoren werden nun von Renault und Mercedes gemeinsam entwickelt. Das könnte ein Qualitätssiegel sein. Belastbare Langzeitwerte gibt es noch nicht. Schauen wir mal …
Innen etwas aufgepeppt
Nach der Neumotorisierung folgte vergangenes Jahr zudem ein Facelift. Das macht den kleinen SUV zusammengerechnet 1.300 Euro teurer. Dafür gibt’s unter anderem einen überarbeiteten Kühlergrill, neue LED-Leuchten sowie einen modifizierten Heckspoiler. Im Vergleich zum 2018er-Modell fallen die Sitze nun straffer aus. Und die breitere, verschiebbare Armlehne sorgt ebenfalls für erhöhten Komfort.
Schnörkellos stellt sich das Cockpit des neuen Dacia dar. Andere Hersteller bieten oft auch nicht mehr (Fotos: Hans Jörg Nagel )
Die Innenansicht ist im Übrigen gefälliger. Natürlich sieht man auf den ersten Blick, dass es sich hier um einen „Billigheimer“ handelt. Viel Kunststoff, Aluapplikationen, Knöpfchen und Hebel – das haben andere zwar auch. Trotzdem: Beim Duster kommt’s eben ein bisschen „wie von der Stange“ daher. Aber: Im Vergleich zur Vorgänger-Baureihe wurde eben doch in Sachen Optik eine Schippe draufgelegt.
Alles notwendige ist an Bord. So startet der Testwagen in der Top-Variante „Prestige“ schlüssellos. Eine Sitzheizung sorgt für Wärme am „Spiegel“. Das 8-Zoll-Multimediadisplay ist natürlich nicht High-End, zeigt aber obendrauf Fahrroute und Outdoor-Werte, wie Neigungswinkel, Höhenmessung und Himmelsrichtung.
Platz ist genug im Wageninneren. Sowohl für Fahrer und Mitfahrer, als auch für Ausrüstung. Hinten passen bei senkrechter Rückbank 411 Liter rein. Wird diese umgelegt, sind es 1.445 Liter.
Auf der Straße alles gut
Auf Asphalt macht sich der 150-PS-Benziner gut. Er ist recht flott unterwegs: 10,4 Sekunden braucht er für den Sprint von Null auf 100 km/h. Bei 198 km/h ist dann Schluss. 7,7 Liter hat der Testwagen kombiniert (Stadt, Überlandstraße, Revier) auf 100 Kilometer verbrannt. Das maximale Drehmoment des TCe 150 liegt bei 250 Newtonmeter. Das ist ausreichend.
Knapp über 400 Liter passen ins Heck des Rumänen. Für Frischling und Schmalreh hat’s dicke gereicht )
Die Lenkung ist leichtgängig, das Getriebe kurz übersetzt. Anfahren im zweiten Gang, wie es im Revier manchmal sinnvoll ist, kein Problem. Die Modellvariante „Prestige“ hat auch so manches Helferlein an Bord. Beispielsweise Tempomat, Bremsassistent sowie Toter-Winkel-Warner. Drei Antriebsmodi stehen dem Autolenker zur Verfügung: Zweiradantrieb, „Auto“ (die elektronische Lamellenkupplung passt die Kraftverteilung an Vorder- und Hinterachse den jeweiligen Bedingungen an) und „Lock“. Diese Sperrfunktion wird gewählt, wenn „Auto“ überfordert ist. Geht’s im Revier durch matschiges Gelände, wird die benötigte Kraft an den Reifen (pro Achse) gegeben, der Grip hat.
Hochbeinig und zupackend
So sind wir also im Revier angekommen. Steile Offroad-Passagen werden dank Bergan- und -abfahrhilfe gemeistert. Der Duster hat eine Bodenfreiheit von 21 Zentimeter, einen Böschungswinkel von 30 Grad vorne und 36,5 Grad hinten, einen Rampenwinkel von 23 Grad sowie Überhänge von 82,25 Zentimeter vorne und 82 hinten. Hinzu kommt ein solider Unterbodenschutz.
Der Dacia selbst ist ein Leichtgewicht. Gerade einmal 1.400 Kilo bringt er auf die Waage. Die maximale Anhängelast von 1.500 Kilo (gebremst) reicht für den Revieralltag dicke.
Im 4×4-Modus sieht der „Pilot“, in welchem Neigungs- sowie Kippwinkel gefahren wird. Und auf welcher Höhe
Fazit: Als Ansteller- und Bergefahrzeug während einer winterlichen Drückjagd im Odenwald hat der neue Duster absolut überzeugt. Auf der Straße zeigte er sich als flotter Verkehrsteilnehmer. Offensichtlich ist die neueste Variante zuverlässiger als der Dacia meines Kollegen Peter. Zumindest kommt er prima an: Bei der Leserwahl „die besten Marken“ von Autobild erzielte der neue Dacia Duster in der Klasse „kleine SUV“ Platz 1 (Ausgabe 17/2021). Wenn das mal nichts ist … Hans Jörg Nagel
Dacia Duster TCe 150
Leistung: 150 PS
Hubraum: 1.332 ccm
Max. Drehmoment: 250 Nm
Länge: 4,34 m
Breite: 1,80 m
Höhe: 1,62 m
Laderaumvolumen:
Leergewicht: 1.400 kg
Bodenfreiheit: 21 cm
Wendekreis: 11 m
Verbrauch: 7,7 l Super
Höchstgeschwindigkeit: 198 km/h
Preis(Prestige): 21.390 Euro
Preis Testwagen: 23.000 Euro