Die Sache mit dem Abzug

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Die Qualität des Abzugs hat einen nicht unerheblichen Anteil am Treffen oder Fehlen. Genauso unbestritten ist aber, dass der Abzug ein Gefahrenmoment bei der Jagdausübung darstellt. Beides unter einen Hut zu bringen ist das Bestreben der Techniker.

Von Roland Zeitler

Deutscher Stecher
Deutscher Stecher: Einstechen

Der Abzug an Büchsen (aber auch Flinten) ist zum erheblichen Teil für die Schusspräzision entscheidend. Er entscheidet nicht selten über Treffen oder Fehlen. Ganz unbestritten ist, dass man mit stecherfeinen Abzügen die höchste Präzision erzielt. Das gilt für die freihändig oder angestrichen abgegebenen Schüsse genauso wie für Schüsse von solider Auflage. Ein Beweis dafür sind die Abzüge an den Waffen der Jagdschützen, die auf dem Siegertreppchen stehen.

Bei sehr niedrigen Abzugswiderständen genügt eben eine minimale Fingerbewegung zur Schussauslösung. Muskeln in der Hand werden kaum bewegt. Die Hand bleibt bewegungslos am Schaft. Ein Verdrücken, Verziehen oder Verreißen der Waffe wird so ausgeschlossen. Außerdem lässt es sich sehr schnell ohne große Kraft- und Konzentrationsanstrengung auslösen. Eben eine Schussauslösung im sehr kurzen “richtigen Moment”.

Das hat auch Vorteile beim freihändigen Schießen. Man löst sehr schnell aus, wenn das Absehen gerade mal korrekt auf dem Ziel steht. Durch den leichten Widerstand geht das schnell und vor allem, ohne die Waffe im entscheidenden Augenblick der Schussauslösung zu verreißen oder zu verdrücken. Der Nachteil ist die Empfindlichkeit dieser Abzüge. Auf dem Schießstand spielt das kaum eine Rolle. Schließlich wird ein vorzeitig ausgelöster Schuss vom Kugelfang aufgefangen. Anders sieht es bei der Jagd aus. Eine unbeabsichtigte oder vorzeitige Schussauslösung birgt ein erhebliches Gefahrenmoment in sich.

Stecher

Bei den beiden weit verbreiteten Stecherarten lässt sich der Deutsche Stecher wohl am feinsten einstellen. Über eine Schraube kann von außen der Widerstand justiert werden. Er hat zwei Züngel, wobei das hintere zum Einstechen dient. Aber Vorsicht! Drückt man das hintere Abzugszüngel nach vorne (Verwechslung mit Rückstecher) dann löst sich der Schuss.

Deutsche Stecher (oder Doppelzüngelstecher) lassen sich schlecht mit Handschuhen bedienen, da der Raum zwischen beiden Züngeln sowie im Abzugsbügel recht eng ist. Deutsche Stecher sollte man nur eingestochen verwenden. Als Direktabzug haben sie ein brauchbares Abzugsgewicht (etwa 700 bis 1.000 Gramm), aber eine nicht besonders gute Charakteristik (sie stehen nicht trocken und haben Vorzug). Außerdem kann der Züngelabstand bei sehr kurzen Fingern problematisch sein. Jedoch sind sie als Stecher sehr fein einstellbar (ab etwa 20 bis 30 Gramm).

An Jagdwaffen ist noch der Französische Stecher (oder Rückstecher) gebräuchlich. Ihn findet man vor allem an mehrläufigen Kipplaufwaffen. Sie haben ja meist auch mehrere Abzugszüngel für verschiedene Läufe. Eingestochen wird durch Vordrücken des Abzugszüngels. Mit einer Schraube kann der Widerstand des Stechers eingestellt werden.

Viele Repetierer haben solche Stecherabzüge, die man gerne als Kombiabzug bezeichnet. Man kann sie eingestochen mit sehr niedrigem Widerstand (ab etwa 30 bis 80 Gramm) oder ungestochen als trocken stehenden Flintenabzug (etwa 1.200 bis 1.600 Gramm) benutzen.

Charakteristik und Widerstand bei direktem Abziehen sind akzeptabel. So kann man einen Kombi-Rückstecherabzug als Direktabzug auch auf Drückjagden benutzen.

Beim Einstechen kann aber durch eine unkontrollierte Fingerbewegung die Schussauslösung erfolgen. Und bei starkem seitlichen Druck wird manchmal nicht der Schuss ausgelöst, sondern nur entstochen.

Stecher sollten sich bei Betätigung des Öffnungshebels an Kipplaufbüchsen oder dem Öffnen der Kammer bei Repetierern automatisch entstochen werden.

Feinabzüge

Heute kommen immer mehr die sogenannten Feinabzüge in Mode. Es handelt sich um Direktabzüge nach “Art” Flintenabzug, jedoch mit sehr geringem Widerstand. In der Regel weisen Feinabzüge eine etwas aufwändigere Technik auf als einfache Flintenabzüge.

Die Feinabzüge kann man im Widerstand justieren. Entweder durch Tausch eines Federpakets oder aber über eine Justierschraube im Abzugszüngel. Die Feinabzüge stehen sehr trocken und lösen sauber ohne zu kriechen aus. Teils weisen sie stecherartige Widerstände auf. In der Regel haben sie Widerstandswerte von 400 bis 600 Gramm.

Um bei mehrläufigen sowie mehrschlossigen Kipplaufwaffen ein Doppeln zu verhindern, stellt man die Feinabzüge mit höheren Widerständen ein. In der Regel zwischen 800 und 1100 Gramm. Die meisten Waffen mit zwei Feinabzügen haben in etwa denselben Widerstand je Abzug. Das ist ideal, weil man sich nicht umgewöhnen muss. Es wird so ein Verreißen der Waffe beim zweiten Schuss verhindert. Es gibt aber auch Waffe mit unterschiedlich stark eingestellten Feinabzügen.

Da bei Feinabzügen ein sehr leichtes und somit “schnelles” Schussauslösen möglich ist, findet man sie vor allem an Handspannerwaffen, die erst durch das Schlossspannen kurz vor einem Schuss schussfertig gemacht werden.

Universal-Abzugs-System

Krieghoff geht mit seinem Universal-Abzugs-System (UAS) einen etwas anderen Weg. Das UAS wurde von vornherein für mehrläufige und auch mehrschlossige Kipplaufwaffen konzipiert. Man findet es aber auch in Krieghoffs Kipplaufbüchse “Hubertus”.

Das Krieghoff UAS verwirklicht zwei Abzugsarten in einem Abzugssystem. Zunächst ermöglicht es an einer Kipplaufwaffe direkte Abzugswiderstände, die zwischen 1.000 und 1.500 Gramm auslösen. Sie lösen trocken aus und sind ideal für den flüchtigen Schuss. Außerdem lassen sie präzise Punktschüsse zu. Man kann die Widerstände von zwei Abzügen mit etwa denselben Wert einstellen, was präzises Treffen vor allem mit dem zweiten Schuss erleichtert.

Das UAS ermöglicht an mehrschlossigen Kipplaufwaffen Widerstände, die mit keiner herkömmlichen Schlossart (ausgenommen Handspanner mit Feinabzügen) erreicht werden. Selbst Seitenschlosse á la Holland& Holland müssen da kräftig zurückstehen.

Das UAS verbindet jedoch den trockenen Flintenabzug mit einem integrierten Rückstecher. Bis auf die Großwild-Doppelbüchse befindet sich im ersten Abzugszüngel ein justierbarer Rückstecher. Auf Wunsch baut Krieghoff auch in beiden Abzügen einen Rückstecher ein.Foto: Roland Zeitler

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Deutscher Stecher
Deutscher Stecher: Auslösen des Schusses
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Kombiabzug Kombiabzug Rückstecher am Drilling Rückstecher am Drilling Flintenabzug

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