ANZEIGE

Jagende Frauen: Interview mit Elia Schneeweiß

6720


Elia Schneeweiß ist zusammen mit ihrer Mutter Petra Herausgeberin der Zeitschrift „Die Jägerin“. Die DJZ wollte wissen, was sie dazu getrieben hat und was das Besondere an jagenden Frauen ist. »Frauen sind auch nur Jäger!«

 

Elia Schneeweiß
Elia Schneeweiß auf der Jagd in ihrer Heimat (Fotos: www.habsburg.co.at)
Elia Schneeweiß ist zusammen mit ihrer Mutter Petra Herausgeberin der Zeitschrift „Die Jägerin“. Die DJZ wollte wissen, was sie dazu getrieben hat und was das Besondere an jagenden Frauen ist. »Frauen sind auch nur Jäger!«
 
DJZ: Elia, wie bist Du zur Jagd gekommen?
Elia Schneeweiß: Wie bei so vielen Leuten, ist es auch bei mir eine Art Familientradition. Ich weiß gar nicht, ob es in unserer Familie überhaupt jemals eine Person gab, die nicht gejagt hat. So bin ich schon als kleines Kind mit dem Großvater auf Jagd gegangen, habe bereits mit 4 Jahren dabei zugeschaut, wie ein Stück aufgebrochen wird.
 
DJZ: Gepflegtes Äußeres und blutiges Handwerk widersprechen sich also nicht?
Elia Schneeweiß:
Wohl eines der größten Vorurteile. Das Aufbrechen gehört genauso zur Jagd wie der Schuss, das Beobachten und die viele Arbeit, die in jedem Revier anfällt. Da unterscheiden sich die Frauen nicht von Männern. Wir verstehen unser Handwerk genauso gut.
 
DJZ: Jagen Frauen dennoch anders als Männer?
Elia Schneeweiß: Es gibt sicher einige Unterschiede. Nach meiner Erfahrung sind Frauen von Beginn an gewissenhafter und ehrgeiziger. Man merkt es an dem geschlechterspezifischen Verhalten in der Ausbildung. Die Männer, die noch gar keine Ahnung haben, tun vielfach so, als könnten sie schon alles. Frauen sind da viel unverkrampfter. Sie müssen keinem zeigen, was für ein toller Hecht sie sind. Wir wissen um die Verantwortung er Jagd und nehmen eine ordentliche Ausbildung deshalb sehr ernst. Auch die Schießkünste müssen unbedingt passen, damit das Wild mit der größtmöglichen Wahrscheinlichkeit ohne Leiden zur Strecke kommt.
 
DJZ: Man hört immer wieder von Frauen, die sich mit dem Abschuss von Jungwild schwer tun. Sind Frauen da sensibler als Männer?
Elia Schneeweiß: Das kann gut sein. Mir geht es auch so, dass ich ein Kitz oder Kalb mit anderen Augen sehe, als einen Bock oder einen Hirsch. Auf alle Fälle muss es schnell gehen. Wenn ich ein Kitz auf der Wiese herumspringen sehe und über längere Zeit beobachten kann, wie viel Lebensfreude es empfindet, kann ich es kaum noch erbeuten. Ich weiß, dass es da vielen Jägerinnen ähnlich geht.
 
DJZ: Ein ähnliches Missverhältnis zwischen Mann und Frau soll ja auch beim Humor bestehen?
Elia Schneeweiß: Mir ist bewusst, dass dies ein Problem manch konservativer Jäger ist. Sie können sich nicht mehr so zwanglos unterhalten und müssen sich anders benehmen. Vielfach trifft das sogar
zu. Aber genauso unterschiedlich wie Männer sind auch Frauen. Es gibt durchaus Jägerinnen, denen das Derbe gut gefällt. Außerdem erfreuen sich zum Glück auch viele Jäger an uns.
 
DJZ: Gemeinsames Jagen ist Dir also am liebsten?
Elia Schneeweiß:
Ich denke da nicht so kategorisch. Ich fühle mich in gemischten „Rudeln“ ebenso wohl wie in reinen Frauentruppen. Die Hauptsache ist, dass man sich versteht und gemeinsame Freude an der Jagd empfindet. Ich kenne leider auch Jägerinnen, die fast ausschließlich unter sich jagen wollen. Die verstehe ich nicht. Im Grunde genommen sind die nicht besser als Jäger, die Jägerinnen ablehnen und unter sich bleiben wollen. Aber vielleicht ist der Geschlechterkampf auch einfach eine Generationsfrage, die sich irgendwann erledigen wird.
 
DJZ: Braucht die Jägerin dennoch eine eigene Zeitschrift?
Elia Schneeweiß:
Anscheinend schon. Der Erfolg gibt uns zumindest recht. Die Verkaufszahlen unserer Zeitschrift „Die Jägerin“ sind sensationell und liegen damit weit über unseren Erwartungen. Anscheinend haben wir eine Marktlücke entdeckt. Viele Leute glauben allerdings, dass sich unsere Zeitschrift ausschließlich an Jägerinnen richtet. Das stimmt nicht. Etwa 35 Prozent unserer Abonennten sind Männer.
 
DJZ: Wie seid Ihr denn auf die Idee gekommen?
Elia Schneeweiß
: Angefangen hat im Grunde alles mit dem katastrophalen Angebot an Funktionskleidung. Die wurde in Frauengrößen so gut wie gar nicht angeboten. Im Gespräch mit anderen Jägerinnen sahen wir uns bestätigt. Da wollten wir zeigen, dass es auch einen Markt für Frauen gibt, der gar nicht mal so klein ist. Das Ganze trifft übrigens auch auf Waffen zu. Aber das war sicher nicht der einzige Grund. Es lag ein gewisser Reiz darin, ein eigenes Magazin herauszugeben, dessen Inhalte man selbst bestimmen kann. Es gab immer wieder Themen, die in anderen Jagdmagazinen nicht behandelt wurden, die wir aber für außerordentlich relevant halten.
 
DJZ: Sind diese Themen frauenspezifisch?
Elia Schneeweiß:
Eher nicht. Bei unserer Themenauswahl achten wir mehr darauf, wie außergewöhnlich ein Thema ist oder wie sehr es der Allgemeinheit helfen kann. Die meisten Reaktionen bekommen wir oft auf Artikel, in denen Jungjäger ihr erstes Jagderlebnis schildern. Aber ich möchte nicht ausschließen, dass die Themenauswahl durch meine Mutter und mich aus weiblicher Sicht eine andere ist als in männerdominierten Redaktionen, und die Themen dadurch für Frauen interessanter sind.
 
DJZ: Wollen jagende Frauen eigentlich als Frauen oder als Jägerinnen wahrgenommen werden?
Elia Schneeweiß:
Natürlich wollen wir als Jägerinnen ernst genommen werden, aber auch als Frauen wahrgenommen. Frauen sind eben auch nur Jäger!
 
Die Fragen stellte Peter Diekmann
 
 
 


ANZEIGE
Aboangebot