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Fürstliches Flair

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An einer Drückjagd in fürstlichen Privatwäldern teilzunehmen, ist heute praktisch für „Jedermann“ möglich. Trotzdem sind diese Jagden längst nicht „gewöhnlich“.

Als Beispiel für eine solche exklusive Jagdmöglichkeit schildert Jens Borchert, Betriebsleiter der Fürstlich Fürstenbergischen Forstbetriebe (FF) in Donaueschingen, die örtlichen Gegebenheiten.

DJZ: Seit wann veranstaltet die FF Tagesdrückjadgen für zahlende Jagdgäste?

Borchers: Schon 1995 konnten Jäger, vor allem mithelfende Jäger, gegen eine Unkostenbeteiligung jagdlich tätig sein. Erst seit dem Jahr 2000 ist man dazu übergegangen, Bewegungsjagdstände professionell zu vermarkten.

DJZ: Bis vor wenigen Jahren kamen entgeltliche Jagden nicht in Frage. Warum der Wechsel?

Borchers: Das hat unterschiedliche Gründe. Auch früher schon wurden entgeltliche Jagdmöglichkeiten angeboten, aber in einem anderen Maß und mit einem anderen Konzept. Wir stehen heute vor einer anderen Situation. Wir haben im forstlichen Bereich gewaltige Einbrüche zu verzeichnen, denken Sie nur an den Sturm Lothar und an die aktuelle konjunkturelle Situation.

Aus diesem Grund darf man einen so wichtigen Wirtschaftsbereich wie die Jagd nicht unberücksichtigt lassen. Dies geschieht in Absprache mit dem jetzigen Hausherrn, der einen gewissen Teil seiner jagdlichen Möglichkeiten der Marktwirtschaft freigibt. Das bedeutet für uns, alles, was sich im jagdlichen Bereich einer Nachfrage erfreut, und was sich mit der bewährten jagdlichen Tradition unseres Hauses verbinden lässt, auf den Markt zu stellen.

DJZ: Mit welcher Resonanz werden Ihre Angebote angenommen?

Borchers: Die Resonanz ist sehr hoch, so dass es ohne Warteliste nicht geht. Wir haben in unseren beiden Revieren Amtenhausen und Unterhölzer ja nur limitierte Möglichkeiten. Im Vordergrund stehen für uns aber immer Qualität und Leistung.

Wir möchten, dass unsere Gäste zufrieden sind und wiederkommen, das heißt, sie müssen ein einmaliges Erlebnis hier bekommen und sagen: „Jawohl, das war eine fürstliche Jagd!“ Es gibt so viele entgeltliche Jagdangebote, aber es gibt nur einen Fürsten zu Fürstenberg mit einer entsprechenden Jagdtradition in Donaueschingen!

DJZ: Was macht die Jagd so besonders? Wie lassen sich die hohen Standgebühren rechtfertigen?

Borchers: Aus meiner Sicht sind die Preise nicht hoch!

DJZ: Standgebühren von 1.000 Euro sind ja nun nicht gerade billig, oder?

Borchers: Noch mal, aus meiner Sicht sind die Preise nicht zu hoch. Ich kenne ja die Preise in anderen Revieren und in anderen Häusern. Sehen Sie, bei uns ist alles „Open Air“, bei uns gibt es kein Gatter. Was bei uns besonders ist, ist die Art und Weise, wie die Jagd durchgeführt wird, das Flair, die Professionalität.

Sie jagen in einem Kreis von Leuten aus dem unmittelbaren Umfeld der fürstlichen Familie, zusammen mit dem Fürsten und mit Personen des öffentlichen Lebens, genießen die Jagdkameradschaft dieser Menschen. Sie erleben unvergleichliche Stunden, sehen vielleicht so viel Damwild wie noch nie zuvor in ihrem Leben, sie jagen in einem Gebiet mit 400 Jahre alten Eichen! Das macht die ganze Sache so einmalig!

DJZ: Wie viele Schützen nehmen im Durchschnitt an einer Drückjagd teil und wie hoch ist der Anteil zahlender Gäste?

Borchers: Das hängt von der Jagd ab. In Amtenhausen ist es etwa fifty-fifty, jedoch steigt die Zahl der zahlenden Jäger. Bei der Unterhölzer Hofjagd ist es anders, hier haben wir etwas über 20 Prozent zahlende Gäste. Das hängt natürlich mit der Exklusivität der Unterhölzer Jagd und mit dem damit verbundenen höheren Preis zusammen.

Die Unterhölzer Jagd ist eine sehr exklusive Jagd mit ganz besonderem Flair, wirklich mit allem, was eine fürstliche Jagd ausmacht.

DJZ: Nach welchen Kriterien wird die Standvergabe vorgenommen, Plan oder Verlosung? Werden zahlende Gäste zusammen mit eingeladenen Gästen in einer Schützenkette angestellt?

Borchers: Die zahlenden Gäste erfahren bei uns genau den gleichen Stellenwert wie die Gäste der fürstlichen Familie. Insofern gilt die gleiche Priorität für die zahlenden Gäste wie für die anderen auch.

DJZ: Einige Bundesländer lehnen Drückjagden mit zahlenden Gästen ab und setzten auf das Konzept der mithelfenden Jäger. Das Argument: Man kennt die Treffsicherheit der Schützen und vermeidet unnötige Nachsuchen und Disziplinlosigkeit. Wie sind ihre Erfahrungen mit zahlenden Gästen?

Borchers: Unsere Erfahrungen mit den Gästen sind sehr gut. Disziplinlosigkeit darf nicht sein. Deswegen suchen wir uns die Leute natürlich auch aus. Zum einen reglementiert schon der Preis den Kreis der Kunden. Unsere Jagden sind schließlich kein Warenhausangebot.

Unsere Kunden sind im allgemeinen Leute, denen die Jagd sehr viel wert ist und die in der Regel sehr professionell jagen. Zum anderen telefonieren wir auch mit den Leuten. Bei uns jagt niemand ohne vorher mindestens einmal mit uns gesprochen zu haben.

DJZ: Wie hoch sind die Strecken bei Ihren Drückjagden durchschnittlich und wie groß ist der Streckenanteil der zahlenden Gäste?

Borchers: Sehr unterschiedlich. Unser Ziel ist, ein Stück Wild pro Schütze, das ist eine sehr gute Relation. In der Unterhölzer Jagd ist dies das erklärte Ziel. In der Amtenhausener Jagd hatten wir in der Vergangenheit Strecken zwischen 60 und 200 Stück Schwarzwild.

Wichtig sind uns naturangepasste und vernünftige Wildbestände. Wir wollen uns von niemandem nachsagen lassen, wir würden Schwarzwild für die Jagd züchten. Der Wildbestand ist immer den Verhältnissen angepasst.

Wichtig ist, dass wir nur eine Jagd pro Saison durchführen. Somit hat das Schwarzwild das ganze Jahr über Ruhe. Nur so lässt sich der Erfolg erklären.

DJZ: Wie weit im Voraus muss sich ein Interessent bei Ihnen anmelden?

Borchers: Eine sehr rechtzeitige Anmeldung schon Anfang des Jahres ist wichtig, da die Jagden in der Regel bis Mitte des Jahres ausverkauft sind, und man dann auf eine Warteliste gesetzt wird. Natürlich fallen immer wieder Gäste aus, verlassen sollte man sich aber nicht darauf.

Das Interview führte Jörn Clotten

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