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Gegen den Wind – die Pirsch

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Die Pirsch gilt als die hohe Kunst der Jagd – wer sie beherrschen will, muss viele Dinge berücksichtigen.

Von Hans Joachim Steinbach

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Jetzt nur keine hastige Bewegung, denn sonst springt auch der Jährling ab.

Warum entscheidet vor allem der Wind über Erfolg oder Misserfolg einer Pirsch?

Der Wind nimmt alle Gerüche (Wittrung) auf und trägt sie mit sich fort. Beim Rot- und Schwarzwild ist der Hörsinn gut, beim Fuchs besonders gut entwickelt. Schwarzwild hat zudem einen hervorragenden Geruchssinn. Das Rehwild vernimmt nicht ganz so gut, Geruchs-und Sehsinn aber sind scharf ausgebildet.

Alles Wild ist äußerst empfindlich gegen „schlechten Wind“. Entweder flüchtet es oder tritt gar nicht erst aus. Wenn der Jäger mit Wind im Nacken pirscht, trägt dieser den menschlichen Geruch (Feindgeruch) dem Wild zu. Dadurch ist die Pirsch nicht nur erfolglos, der Jäger wird das Wild auch vergrämen und das Revier auf seinen Wegen „verstänkern“.

Was muss der Jäger noch über den Wind wissen?

Für den Pirschjäger, aber ebenso für den Jäger auf dem Ansitz gibt es nur „guten“ oder „schlechten“ Wind. Der Wind verliert sich nicht nur in der festgestellten Hauptwindrichtung, weil er auch an Waldkanten oder Abteilungslinien „abprallen“ kann. Dadurch ändert sich, vom Jäger unbemerkt, die Windrichtung. Der Jäger spricht auch in Tallagen oder auf Waldwiesen von „küselnden“ oder „umschlagenden” Winden. Solche Revierlagen eignen sich wenig zum Pirschen.

Der Jäger spricht auch von viertel oder halbem Wind, wenn er schräg zur Windrichtung pirscht, was aber nur auf kurze Entfernung gut geht. Beim Pirschen muss der Jäger wiederholt den Wind prüfen. Dazu eignet sich unter anderem ein Röhrchen zum Erzeugen von Seifenblasen (Kinderspielzeug).

Zu welcher Tageszeit ist das Pirschen am aussichtsreichsten?

Man pirscht grundsätzlich besser morgens als abends. Am Morgen zieht das Wild noch; am Abend aber wechselt es oft sehr spät aus und verhofft lange sichernd in der Deckung. Dabei wird es den Jäger meistens früher eräugen als umgekehrt.

Besonders erfolgreich ist eine gezielte Mondschein-Pirsch oder Pirsch bei Schneelage auf im Gebräch stehende Sauen (unter Mastbäumen, auf frisch bestellten Maisflächen). Ungeeignet ist die Pirsch in Zeiten erhöhter Störungen im Wald (Beeren-, oder Pilzzeit).

Was versteht man unter Pirschen-Stehen?

Es ist die am häufigsten ausgeübte Pirschweise. Sie kann auch in relativ kleinen Revieren erfolgreich ausgeübt werden, ohne das Wild unnötig zu stören. Dazu muss der Pirschjäger in gedecktem Gelände ganz langsam pirschen und immer in Deckung längere Zeit das Gelände beobachten und minutenlang stehen bleiben. Selbst bei einem Pirschgang von drei Stunden wird man so nur eine geringe Strecke zurücklegen, wenn man an jedem Punkt etwa 20 bis 30 Minuten steht. Wenn man einen Sitzstock mitführt, kann man sich dazu auch immer mal wieder hinsetzen (Rehbockjagd in der Blattzeit), dann spricht man von „Pirschen-Sitzen“.

Was muss man beim Pirschen-Gehen beachten?

Pirschen-Gehen heißt auf keinen Fall spazieren gehen, sondern immer sich anpirschen, besser anschleichen. Pirschen ist also niemals Laufen. Auch beim Pirschen-Gehen wird der Jäger die fließende Bewegung immer wieder durch mehr oder weniger langes Stehen unterbrechen. Aber: keine Regel ohne Ausnahme. Besonders in von Spaziergängern stark frequentierten Revieren kann das Nachahmen eines Spaziergängers – gerade beim Rehwild – sehr erfolgreich sein.

Der pirschende Jäger muss sich grundsätzlich einen gewissen Rundumblick aneignen, also das gesamte Gelände sorgfältig beobachten. Bei der Pirsch muss man auch auf rätschende Eichelhäher, warnende Krähen oder ähnliche Laute achten. Hat der Jäger Wild ausgemacht, muss er regungslos verharren und abwarten, ob das Wild ruhig zieht oder äst. Erst dann darf ein günstiger Moment genutzt werden, um in den Anschlag zu gehen.

Was muss der Pirschjäger noch sorgsamer beachten als der Ansitzjäger?

Die Sicherheit bei der Schussabgabe. Bei der Pirsch hat der Jäger bei der Schussabgabe nicht so einen günstigen Schusswinkel wie auf dem Ansitz. Vom Ansitz aus, also aus erhöhter Position, wird der Boden hinter dem Wild zum Kugelfang. Auf der Pirsch wird durch die Kugel der Hintergrund deutlich stärker gefährdet, deshalb muss der Jäger auf einen sicheren Kugelfang achten und darf nur dann, wenn dieser gegeben ist, schießen.

Foto: Uwe Schäfer

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