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Gesellschaftsjagd: Beute machen

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Der wichtigste Grund für eine Gesellschaftsjagd ist: in kurzer Zeit einegroße, gute Strecke zu erzielen. Dafür müssen aber bestimmte Voraussetzungen gelten.

Von Thomas Berner-Bialas

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Es muß nicht immer die große Gesellschaftsjagd sein. Auch im kleinen Kreis macht Jagen Freude.

Wenn gute Besätze vorhanden sind und die nachhaltige Nutzung gewährleistet bleibt, brauchen sich die Jäger dieser Aussage keineswegs zu schämen! Erst wenn die Jagd zum gesellschaftlichen Ereignis hochstilisiert wird und der natürliche Zuwachs, ohne Berücksichtigung aller jährlichen Fluktuationen übernutzt wird, geraten Wildbesätze in Bedrängnis.

Die Revier-Verhältnisse

Das in unserer Zeit häufig anzutreffende wirtschaftliche Denken bei der Jagd entspricht nicht dem Grundgedanken der Nutzung natürlicher Ressourcen. Als Folge dieser naturfremden „jägerischen“ Einstellung werden die „notwendigen“ jährlichen Strecken-Steigerungen unter Vortäuschung guter Revier-Verhältnisse mittels ausgesetzter „lebender Zielscheiben“ erreicht.

Jahrzehntelange „Blutauffrischung“ und „Wiederansiedlung“ hunderttausender Fasane und Rebhühner haben nachweislich in den meisten Revieren keine befriedigenden Besatzsteigerungen erbracht. Die im besten Falle drei Monate vor der Jagd ausgesetzten Jungtiere dürfen bis zur „Jagd“ in monotonen Mais-, Rüben- oder Senfschlägen mit Unterstützung des Futtersackes dahinvegetieren. Der Rest der verbliebenen Tiere (meist Hennen) soll dann im Frühjahr auf blanker Ackerscholle den Besatz durch erfolgreiche Brut steigern. Nachdenken ist hier gefordert!

Reviere in geeigneter Lage, mit guter Revierstruktur oder jahrelanger Biotop-Verbesserung, haben derlei Praktiken nicht nötig. Diese Reviere sind sich aber auch darüber im Klaren, das es unnatürlich ist, auf einigen wenigen Hektar Revierfläche Hunderte von Fasanen zu schießen.

Ob und wann eine Gesellschaftsjagd durchgeführt wird, richtet sich daher ausschließlich nach dem tatsächlich vorhandenen natürlichen Wildbesatz, der Möglichkeit zur nachhaltigen Nutzung und nicht nach gesellschaftlichen Verpflichtungen.

Beobachtung & Zählung

Die in der Fachliteratur angegebenen theoretischen Zuwachszahlen des Niederwildes sollten niemals als Berechnungsgrundlage für eine Jagd herangezogen werden. Zu viele revierabhängige Einzelfaktoren spielen in den jährlich sowieso unterschiedlich ausfallenden Nachwuchszahlen eine Rolle.

Die genaue Kenntnis des Wildbesatzes durch Beobachtung und Zählung bis zur Jagd ist entscheidend. Waldreviere haben damit erfahrungsgemäß größere Schwierigkeiten und ungenauere Zahlen als Feldreviere, trotzdem sollte jeder Revierinhaber die Courage haben und gegebenenfalls auch noch vierzehn Tage vor dem Jagdtermin die Jagd bei schlechtem Wildbesatz absagen.

„Wir haben dieses Jahr 60 Hasen, 50 Hähne und 30 Kaninchen auf unseren Treibjagden geschossen.“ Diese Aussage besagt rein gar nichts, denn in einem 200 Hektar großen Revier ist das viel und in einer 800 Hektar großen Jagd wenig.

Das jagdliche Minimum

Neben den bekannten Einflußfaktoren auf das Niederwild ist der Lebensraum und die Lebensraum-Nutzung entscheidend. Wie Sie am Beispiel (unten) sehen, kann sich auch in einer großen Jagd die für das Niederwild taugliche Biotop-Struktur schnell reduzieren. Rechnet man noch die Verluste durch Straßenverkehr, landwirtschaftliche Erntemaschinen, Krankheiten und Raubwild hinzu, bleibt oft nicht mehr allzuviel zum Jagen übrig. Zwei, drei oder gar mehr Treibjagden sind da ausgeschlossen.

Und um das Wieviel geht es nun einmal, wenn Gäste zu einer Treibjagd eingeladen werden. Wegen zehn Hasen und fünf Hähnen auf der Strecke brauchen wir keine Jagdgesellschaft bestehend aus 40 bis 50 Schützen, Hundeführern und Treibern, die den ganzen lieben langen Tag über die Scholle laufen. Mit einem guten Hund und bei gutem Besatz „schafft“ man so eine Strecke nachmittags im Alleingang.

Also Hand aufs Herz, wer selber als Gast geladen ist, möchte schließlich auch zu Schuß kommen und Wild strecken. Zwei bis drei Stücke Wild müssen da pro Schütze schon als jagdlich abschöpfbares Minimum zusammen kommen. Ansonsten heißt es „Hahn in Ruh“ für Treibjagden, was nicht gleichzeitig bedeutet, daß wir nicht mit einigen Jagdfreunden den vorhandenen guten Tauben-, Enten-, oder Kaninchenbesatz bejagen können.

Die Streife und das Frettieren auf Kaninchen, so auch der Anstand auf Enten und Tauben, ist für den passionierten Niederwildjäger reizvoller als eine schlechte Treibjagd. Alternativen während der Jagdzeit gibt es so gesehen reichlich und vielleicht erholt sich auf diese Weise der geschonte Hasen- und Fasanenbesatz in den nächsten Jahren – echte Hegearbeit vorausgesetzt!

Zum Glück sieht es nicht in allen deutschen Revieren so düster aus. Im Jagdjahr 1996/97 wurden immerhin 426.993 Hasen, 221.449 Fasane, 416.619 Kaninchen, 519.812 Wildenten und 779.414 Wildtauben geschossen. (Quelle: DJV-Handbuch 1998). Das sind zusammen nicht weniger als 2.364.287 Stück Niederwild, wovon das Gros bei der einen oder anderen Form der Gesellschaftsjagd zur Strecke kam.

Übrigens wußten Sie, daß im Jagdjahr 1979/80, also vor rund achtzehn Jahren, auch „nur“ 2.414.801 Stück der aufgeführten Niederwildarten geschossen wurden? Wer nachhaltig jagen kann, soll es auch mit Freude tun. Ein Merkblatt hilft zusätzlich, um bei den anstehenden Vorbereitungen einer gut organisierten Treibjagd nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Gut organisierte Treibjagd

Fasanen-Jagd: Spezielle Fasanentreiben immer zuerst vormittags durchführen; Hasentreiben nachmittags. Die Erfolgsaussichten sind den Lebensgewohnheiten entsprechend erfolgreicher. Bei Fasanentreiben im Senf und bei guten Kaninchentreiben haben sich gemulchte Jagdschneisen von vier bis acht Meter Breite bewährt.

Beim Fasan muß zusätzlich auf die Windrichtung ab Stärke zwei bis drei geachtet werden, denn dieser sollte immer mit Wind getrieben werden. Während wir hier ausschließlich das Vorstehtreiben wählen, sind Kaninchentreiben auch sehr gut als Scherentreiben anzulegen.

Hasen-Treiben: Im offenen Gelände nutzt man bei Hasentreiben nach Möglichkeit vorhandene natürliche Deckung zum Anstellen der Schützen (Zaunpfähle, Brennesselstauden, Büsche). Ob Vorstehtreiben oder Kesseltreiben entscheidet das Gelände, die Größe des einzelnen Treibens und auch die Anzahl der Schützen und Treiber.

In der heutigen Zeit ist in den meisten Fällen das Vorstehtreiben zu wählen. Hier nehmen wir für die Entfernung der Schützenabstände zueinander, einen Abstand von 35 bis 40 Metern. Die Ecken werden nicht besetzt. Bei vorhandener Deckung (Feldgehölz, Hecken) stellen wir die Schützen mindestens 35 Meter von der Deckung entfernt an. Der rechte wie der linke Schützenflügel muß immer kürzer sein als die Front.

Flankenschützen schwenken nicht in die vorbeigehende Treiberwehr ein, sondern bleiben bis zum Abblasen auf ihrem Stand. Durchgeh-Schützen gibt es nicht, oder sie schießen ausdrücklich nur auf Kaninchen!

Hunde werden nur bei krankem Wild geschnallt und anschließend wieder angekoppelt. Es gibt nur wenige Hunde die in einem guten Niederwildtreiben zum Stöbern eingesetzt werden können. Die Jagdleitung wird im Einzelfall darüber befinden.

Der Sitzstock (die Silhouette wird kleiner) und der Rucksack (Regenbekleidung) sind bei Treibjagden niemals verkehrt. Eine Patronentasche mit einer Sorte Munition (2,75 mm) ohne Schachteln ist ideal. Überflüssiges gibt man in der Regel beim Wildwagen- oder beim Personenfahrer ab, hier haben wir Zugriff zu unseren Sachen nach jedem Treiben. Ob der eigene gehorsame Jagdhund erwünscht ist, sollte man rechtzeitig mit der Jagdleitung absprechen.

Die Flinte ist überprüft und nicht zu eng gebohrt. Wer sich an die wirklich waidgerechten 35 Meter hält, kommt mit einer 1/4 bis 1/2 oder einer 1/2 bis 3/4 Choke gebohrten Flinte und mit einer Schrotvorlage mit 2,75 Millimetern (36 g) bestens zurecht. Die eigene Schußleistung wurde bereits vor der Jagd auf dem Skeetstand oder auf einem Jagdpacours überprüft und verbessert.

Die leeren Hülsen gehören beim Vorgenannten in die Eimer und bei der Jagd in die Tasche, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wo wir sonst doch so gern auf die Umweltsünder schimpfen.

Wenn Jagdleitung und Gäste sich dementsprechend vorbereitet haben und Petrus keine Schneeschauer schickt, kann einem gelungenen Jagdtag nichts mehr entgegenstehen.

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Auch die Arbeit der Hunde gehört zu einer erfolgreichen Jagd.
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