Die englische Firma Hawke ist schon seit 30 Jahren auf dem Optikmarkt und bietet Ferngläser und Zielfernrohre zu günstigen Preisen an. Jetzt hat der deutsche Waffenhersteller Anschütz den Deutschland-Vertrieb übernommen. Das 8 x 43 Sapphire ED wurde in Feld und Labor auf Herz und Nieren geprüft.
Von Norbert Klups
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Sogar ein Lederköcher gehört zum Lieferumfang des englischen Hawke Sapphire 8 x 43 ED (Fotos: Norbert Klups) |
Der Fernglas-Markt ist hart umkämpft, ständig kommen neue Modelle auf den Markt. Der Verbraucher hat die Qual der Wahl, besonders wenn der Geldbeutel Zeiss, Swarovski oder Leica verbietet. Eine interessante Firma für den kleinen Geldbeutel ist der englische Hersteller Hawke. Er besitzt einen guten Ruf für preiswerte, aber durchaus praxisgerechte Optiken. Die Fertigung erfolgt allerdings in China, sonst wäre eine solche Preiskalkulation unmöglich. Wir haben mit dem 8 x 43 Sapphire eines der teuersten Produkte aus dem Hawke-Programm gewählt, denn für den Jagdeinsatz ist ein 200-Euro-Glas kaum brauchbar. Das Sapphire kostet 615 Euro, was im Vergleich zu in Europa produzierten Ferngläsern immer noch ein Schnäppchenpreis ist. Neben einem ausgiebigen Reviertest wurde das Testglas auch in einem optischen Labor geprüft.
Markantes Design
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Am Fernglas können Abdeckkappen befestigt werden, die die Objektive vor Verunreinigungen schützen. Die große Fokussierwalze ist sehr griffig und leichtgängig, die Drehaugenmuscheln sind rastbar |
Auf den ersten Blick glaubt man, ein Swarovski EL vor sich zu haben. Die grüne Gummiarmierung und der „Durchgriff“ zwischen den beiden Fernglashälften sind sehr markant. Die Ausstattung mit Drehaugenmuscheln, großer Fokussierwalze und Fingermulden in der Gummiarmierung ist durchaus modern. Das Glas liegt sicher in der Hand und ist gut ausbalanciert. Das Fernglasgehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung, was in dieser Preisklasse bemerkenswert ist. Das Gewicht von 765 Gramm ist erstaunlich gering. Sogar das Zeiss Victory HT 8 x 42 ist mit 785 Gramm noch ein paar Gramm schwerer, und ein Swarovski EL 8,5 x 42 bringt immerhin 835 Gramm auf die Waage.
Das Gehäuse ist mit Stickstoff gefüllt und erwies sich als wasserdicht. Beim ersten Abendansitz überraschte die gute Transmission. Mit dem 8 x 43 war ein Beobachten bis in die tiefste Dämmerung
möglich – zumindest, wenn man sich auf den zentralen Bereich des Bildes konzentriert, denn zum Rand hin wird es deutlich schlechter. Auch der Kontrast ließ bei schwindendem Licht deutlich nach, wenn zum Vergleich durch das mitgeführte Swarovski 8 x 42 EL geschaut wurde. Auch war ein leichter Gelbstich festzustellen, der aber nicht wirklich stört.
Für 600-Euro zeigte das Glas eine sehr ordentliche Leistung. Der Hersteller betreibt bei der Fertigung einen hohen Aufwand: Es wird ED-Glas mit niedrigem Streuwert und hohem Auflösungsvermögen eingesetzt, die Dachkantprismen sind phasenkorrigiert, und es wird eine dielektrische Prismenverspiegelung verwendet. Beim Feldeinsatz fiel das große Sehfeld auf. Der Hersteller gibt 142 Meter auf 1.000 Meter an, im Labor wurden später sogar 143,2 Meter gemessen. Das bietet besten Überblick und entspanntes Beobachten. Die Objektivlinsen besitzen eine wasserabweisende Beschichtung, die gut funktioniert. Wassertropfen perlen einfach ab, und auch bei Regen bleibt das Glas einsatzbereit. Hätte man sich allerdings auch auf den Okularlinsen gewünscht.
Die Okulare lassen sich Hineindrehen, wenn eine Brille benutzt wird, und rasten in 2 Zwischenpositionen ein. Die beiden Scharniere, die die Fernglashälften verbinden, sind gut justiert und haben ausreichende Festigkeit. Auch bei einhändiger Beobachtung bleiben sie in Position. Der Durchgriff dagegen ist sehr eng ausgefallen. Mehr als 2 Finger lassen sich da nicht durchstecken. Da sind die Modelle anderer Hersteller weitaus komfortabler. Zum Lieferumfang gehören ein aufwändig gefertigter Lederköcher und ein gepolsterter Trageriemen. An den Objektiven lassen sich in Steckhalterungen Abdeckkappen anbringen, und auch eine Okularabdeckung wird mitgeliefert.
Im Großen und Ganzen bestätigten sich im Labor die Ergebnisse des Feldtests: 86,7 Prozent Tagtransmission und 83 Prozent bei Nacht. Das sind akzeptable Werte. Die Top-Marken kommen zwar auf über 90 Prozent, das lassen sie sich aber auch bezahlen. Der geringe Kontrast, die deutliche Randunschärfe und der Gelbstich wurden ebenfalls im Labor bestätigt.
Resümee
Das Hawke Sapphire sieht schick aus und ist dazu leicht sowie kompakt. Mechanisch ist es robust, die Ausstattung zeitgemäß. Ein handliches Pirschglas mit geringem Gewicht, das auch noch in der Dämmerung eine gute Figur macht. Für 615 Euro ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis!
Vorteile
+ gute Transmission
+ rastbare Drehaugenmuscheln
+ wasserabweisende Objektivlinsen
+ robuste Gummiarmierung
+ wenig Gewicht
+ Lederköcher im Lieferumfang
Nachteil
– Durchgriff zu eng
– sichtbare Randunschärfe
– schwacher Kontrast
Technik auf einen Blick
Vergrößerung: 8-fach
Objektivdurchmesser: 43 mm
Nacheinstellgrenze: 2 m
Sehfeld auf 1.000 m: 143,2 m
Höhe: 175 mm
Breite: 125 mm
Gewicht: 765 g
Wasserdicht: ja
Gummiarmiert: ja
Brillenträgerokulare: ja, rastbar
Preis: 615 Euro