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Wildäcker – Liebe geht durch den Pansen

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Gute Schalenwildreviere zeichnen sich durch Äsung, Deckung und Ruhe aus. Wie der Heger beim Thema Äsung punkten kann, zeigen einige Versuchsanlagen im DJZ-Testrevier

Von Erich Kaiser

 

Wildäcker und Äsungsflächen werden auf Revier und vorkommenden Wildarten abgestimmt. (Foto:Erich Kaiser)
Wildäcker und Äsungsflächen werden auf Revier und vorkommenden Wildarten abgestimmt. (Foto:Erich Kaiser)
Die Notwendigkeit von Äsungsflächen wurde in den beiden vergangenen harten Wintern besonders deutlich. Um zeitgerecht passende Äsung am rechten Ort zu haben, bedarf es der frühzeitigen und detaillierten Planung.
Im vergangenen Jahr gab es keine Buchen- oder Eichenmast in Camberg/Würges. Es folgte ein kurzer, aber starker Wintereinbruch zum Jahreswechsel. Die Trennung von Bejagung und Fütterung ist sinnvoll in solcher Situation, ein generelles Fütterungsverbot nicht.
Wie nötig es gewesen wäre, dem (Hoch-)Wild flächendeckend etwas Heu auf die gefrorene, hohe Schneedecke zu legen, zeigen vielerorts gravierende Schälschäden. Dies auch bei geringen Wildbeständen. Selbst das normalerweise unkomplizierte Damwild schälte dicke und grobborstige Bäume. Hasen sowie Kaninchen raspelten an jungen Bäumchen und Sträuchern — bis zur völligen Schäle. Ursache waren nicht etwa zu hohe und „nicht  angepasste“ Wildbestände, sondern schlichtweg der Hunger der Wildtiere!
 

Äsungsangebote

 

Bis zum Winter sind Wildackergemenge zu bevorzugen, die schmackhafte Klee-, Gras- und Getreidesorten enthalten. Im Winter sind Raps und Kohl gefragt. (Foto: Erich Kaiser)
Bis zum Winter sind Wildackergemenge zu bevorzugen, die schmackhafte Klee-, Gras- und Getreidesorten enthalten. Im Winter sind Raps und Kohl gefragt. (Foto: Erich Kaiser)
Als Berufsjäger will ich möglichst viele und im Revier verstreute Äsungsflächen unterhalten (Vernetzung). So verteilt sich das Rotwild – trotz Rudelbildung. Denn auf diesen Flächen herrscht größtmögliche Ruhe (auch Jagdruhe). Als weitere Komponente kommt eine fachgerechte Winterfütterung hinzu, um das Wild bei guter Kondition zu halten und Wildschäden weitgehend zu vermeiden.
Wildäcker und Äsungsflächen werden auf Revier und vorkommenden Wildarten abgestimmt. Niederwild braucht viele kleine, langgezogene, abwechslungsreiche Wildäcker. Die bekannten „Rehwildeintöpfe“ und „Hasenapotheken“ sind hier brauchbare Allrounder. Aber auch einfache Wiesen mit hohem Anteil von Süßgräsern, Kräutern und mindestens 50 Prozent (Rot-)Klee erfüllen ihren Zweck. Im Hochwildrevier zählt eher Masse.
Im Frühjahr ist meist genug Äsung vorhanden. Raps und Weizensaat auf den Feldern schmecken noch, die Wiesen beginnen zu grünen. Energiereiche dicke Knospen und frisch ausgeschlagene Blätter sorgen für Nahrung in Hülle und Fülle. Um den Druck von den Wirtschaftsflächen zu nehmen, sollten aber schon jetzt gepflegte und gut gedüngte Wildwiesen vorhanden sein. Solche Ausweichflächen benötigt man auch zur Zeit der Getreidereife. Rot- und Schwarzwild ziehen reine Weizen-, Mais- oder Haferschläge an, die zumindest die Schmackhaftigkeit der Wirtschaftsflächen besitzen. Und: völlige Jagdruhe auf diesen Wildäckern und massiver Jagddruck auf den landwirtschaftlichen Flächen!
Nach der Getreideernte, wenn die Felder ausgeräumt sind, zählt weiterhin Masse, damit sich das Wild für den Winter ordentlich Feist anlegen kann. Bis zum Winter sind Wildackergemenge zu bevorzugen, die schmackhafte Klee-, Gras- und Getreidesorten enthalten – gemischt mit Lupine
 

 

Jetzt kann‘s losgehen mit dem Säen! (Foto: Erich Kaiser)
Jetzt kann‘s losgehen mit dem Säen! (Foto: Erich Kaiser)
 

Testmischungen

 

1. Dauerwildwiesenmischung Odenwald
Diese Mischung eignet sich für Böden mit pH-Werten zwischen 5 und 7 sowie einer Meereshöhe bis etwa 700 Meter über NN. Sie enthält Ober- und Untergräser sowie 25 Prozent Klee. Die Mischung zog – trotz der einfachen Zusammensetzung ganzjährig interessant – das Schalenwild an. Auch von Sauen wurde die Fläche sehr stark frequentiert. Ein Pflegeschnitt oder Mulchen unterblieb aufgrund des starken Verbisses.
2. Universalmischung 2
Sie erwies sich als gut geeignet auf kalkarmen Böden. Neben Gras- und Kleesorten findet man darin Futtererbse, Lupinen, Stoppelrüben, Buchweizen, Waldstaudenroggen, Phacelia, Malve und einige schmackhafte Kräuter sowie Wiesenblumen. Gleich nach dem Auflaufen der Saat (Roggen plus Buchweizen) war die Fläche ein Wildmagnet. Sie wurde ganzjährig sehr gut vom Wild angenommen. Die Stehzeit soll 5 Jahre betragen, lässt jedoch, wie bei allen Wildackermischungen, von Jahr zu Jahr an Attraktivität nach. Bei starker Verunkrautung sollte die Saatgutmenge je Hektar leicht erhöht werden. Kalk- und Düngemuffel unter den Jägern haben hier zwei geeignete Mischungen. Allerdings kann keinesfalls auf eine Grunddüngung mit Thomaskali verzichtet werden.
Beide Mischungen wurden von Winfried Müller entwickelt. Müller ist Landesbeauftragter des Artenschutzprogramms vom LJV Baden-Württemberg und erteilt Auskünfte per E-Mail: winfried@mueller-lauda-koenigshofen.de
3. Pioniermischung
Für geringe Böden und insbesondere für Erstanlagen von Wildäckern eignet sich die Pioniermischung der Firma Jehle. Die bodenerschließenden Pflanzen gedeihen schon bei geringem Aufwand. Bereits kurz nach der Einsaat
sprießen Waldstaudenroggen und Buchweizen. Durch entsprechendes Düngen schließt sich schnell die Bodennarbe mit diversen Kleesorten, Malve, Herbstrübe, Phacelia, Hafer, Weizen, Lupinen, Raps und Kohl. Die Pioniermischung liefert ganzjährig Äsung. Sie hat eine zweijährige Standzeit. Bei der Neuanlage von Äsungsflächen in unserem Testrevier haben wir mit der Pioniermischung beste Erfahrungen gemacht.
4. Herbst- und Wintermischung nach Dr. Günther
Diese Saatmischung der Firma Jehle kann ab Mai ausgebracht werden. Wir säen sie jedoch direkt nach der Getreideernte als Winter- und Zwischenfrucht. Je früher die Aussaat, desto stärker können die Raps- und Kohlsorten wachsen. Eine ordentliche Düngung (Stickstoff) erhöht Masse und Schmackhaftigkeit. Dies lenkt dann von den landwirtschaftlichen Ackerflächen ab. Die Herbst- und Wintermischung ist ein echter Pansenfüller für Wiederkäuer. Aber auch Schwarzwild tummelt sich in Kohl und Raps. Eine einfache Mischung mit hoher Lock- und Sättigungswirkung.
Weitere Informationen erteilt die Firma Jehle Sämereien www.samenhaus-jehle.de
 

Saatgutstreuer

 

DJZ-Berufsjägerlehrling Björn Guthard testet den Saatgutstreuer. (Foto: Erich Kaiser)
DJZ-Berufsjägerlehrling Björn Guthard testet den Saatgutstreuer. (Foto: Erich Kaiser)
Bewährt hat sich im vergangenen Jagdjahr der Saatgutstreuer von Jehle. Sowohl beim Ausbringen von Düngemitteln und granuliertem Kalk auf kleineren Flächen, als auch bei der Aussaat von jeglichem Saatgut. Von kleinkörnigem Klee, Kohl oder Raps bis hin zu Erbsen-, Lupinen- und Roggensamen lässt sich der manuelle Streuer – vergleichbar der Kleegeige – effektiv einsetzen.
Verblüffend war die gleichmäßige und sparsame Ausbringung von Wildackermischsaaten, die vom Kleinstkorn bis hin zur Erbsengröße reichten. Ausgelegte weiße Leintücher brachten den Beweis – das Saatgut war gleichmäßig, sparsam, aber flächendeckend verteilt. Auch Wildackergrößen von einem Hektar lassen sich so problemlos und schnell einsäen.
Im Testrevier ziehen wir diese Art des Ausbringens (weil gleichmäßiger und sparsamer) der maschinellen Saat vor. Das nur etwa 3 Kilogramm schwere Gerät ist absolut wartungsfrei, einfach zu bedienen und während des Streuens verstellbar. Es hat bei einer Füllmenge von bis zu 9 Kilogramm(!) eine Streubreite von bis zu 6 Metern. Die Anschaffungskosten von etwa 100 Euro sind im Hinblick auf die Effizienz allemal gerechtfertigt.
Und nun frisch und fröhlich ans Werk!
Denn Äsung ist ein Eckpfeiler der Wildhege.
 

 

 

 

 

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