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Bereicherung

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Katrin Burkhardt, Freie Journalistin und Buchautorin, schrieb in der DJZ 9/2013 das Editorial zum Thema „Frauen auf der Jagd“.

 

editorial 9_2013
Die Meinung, dass Frauen auf der Jagd nichts zu suchen haben, hat sich zumindest in der älteren Jägergeneration lange Zeit hartnäckig gehalten. Auch ich habe das oft erlebt. Bei meiner 1. Drückjagd vor 10 Jahren wurde ich von mehreren Nimroden mit den Worten begrüßt: „Nett, dass Sie unsere Treiberwehr verstärken.“ Die Blicke, als ich dann als Schützin eingeteilt wurde, sprachen Bände. Beim Aufbrechen beobachtete eine Handvoll dieser jagdlichen Experten jeden meiner Handgriffe mit Argusaugen – nach dem Motto: „Mal sehen, ob die das auch kann.“ Das war kein schöner Einstieg in das gesellschaftliche Jägerleben.
 
Auch später wurde es zum Teil nicht besser: Ob es um Diskussionen zur Rotwildbejagung, Ansprechen des Wildes oder andere jagdliche Themen ging, war unerheblich. Es wurde mir unmissverständlich zu Verstehen gegeben, dass „Mann“ mir weder Jagdverstand, noch das Ausüben des weidmännischen Handwerks zutraute. Und das, obwohl mein Gegenüber keinerlei Ahnung von meinem jagdlichen Hintergrund hatte. Schon seit Längerem lasse ich mich auf solche Gespräche gar nicht mehr ein. Ich war es irgendwann einfach leid, mich für meine Passion rechtfertigen zu müssen, nur weil ich weibliche Gene habe. Zum Glück sah es privat schon immer anders aus. Ich jage in einem Freundeskreis, in dem weder das Geschlecht noch das Alter eine Rolle spielen.
 
Wenn ich die Presse in den vergangenen Monaten betrachte, scheint es, dass jagende Frauen ein Phänomen sind, das gerade erst aufgetaucht ist. Dabei hat sich die Entwicklung in den letzten Jahren deutlich abgezeichnet. Dennoch rücken jetzt erst Jägerinnen verstärkt ins Licht der Öffentlichkeit. Ich freue mich darüber, da die Berichte über jagende Frauen nicht nur interessant zu lesen sind, sondern zeigen, dass Frauen ihre eigene Sichtweise der Jagd haben. Damit tut sich der eine oder andere männliche Traditionalist noch etwas schwer, doch auch er wird sich letztlich damit abfinden müssen, dass jagende Frauen mittlerweile längst in den Revieren angekommen sind – und dass dies eine Bereicherung darstellt.
 
Die Unterschiede, die zwischen jagenden Frauen und Männern gerne und häufig zitiert werden, sind keine anderen als die, die es ohnehin zwischen ihnen gibt. Ich würde mir wünschen, dass ein Miteinander noch mehr in den Vordergrund rückt. Schließlich wollen wir doch alle dasselbe: Entspannt unserer Passion nachgehen.
 
Weidmannsheil
Ihre
Katrin Burkhardt
Freie Journalistin und Buchautorin
 
 


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