Jeep Wrangler, Cherokee oder Grand Cherokee: Sie sind nicht alle rotlackiert, tragen keinen Federschmuck und die Pferdestärken stählern. Trotzdem: In Jeeps fließt uramerikanisches Westernblut, und die „Indianer“ fühlen sich nicht nur in Prärie wohl, sondern auch im heimischen Jagdrevier. Von Peter Brade
Ein Jeep? Gerade im direkten Vergleich kristallisieren sich die Vor- und Nachteile eines Geländewagens deutlich heraus. Vom ungehobelten Wrangler über das gezähmte Rauhbein Cherokee bis zur nahezu perfekten Synthese Grand Cherokee wurden alle Jeeps getestet.
Das Original: Zum PS-starken Cabrio-Wrangler gibt es kein ebenbürtiges Pendant. |
Der Wrangler
Der Wrangler ist durch das Cabrio-Verdeck vor allem laut und reagiert auf geringste Berührungen des Gaspedals ungestüm grob, wie ein vor Kraft strotzender Hengst, der erst noch zugeritten werden muss.
Wer sich an Schub und extrem direkte Lenkung gewöhnt hat, weiß schnell den Wrangler zu schätzen. Zwei Starrachsen tragen das an den Einstiegsleisten wannenförmig hochgezogene Chassis. Durch geringes Gewicht und die stattliche Breite sind Sperren im Gelände kaum notwendig. Zum Heckantrieb kann die Vorderachse während der Fahrt zugeschaltet werden.
Bezeichnend, dass in der Ausstattungsliste der „Teppichboden“ ausdrücklich erwähnt ist. Trotzdem fehlen Fahrer- und Beifahrer-Airbag, ABS und Servolenkung nicht. Ist die Rücksitzbank ausgebaut, haben zwei Jäger reichlich Platz. Der eigentliche „Kofferraum“ ist eher als eine nützliche Erweiterung des Handschuhfaches zu sehen.
Direkt vergleichbare Fahrzeuge gibt es nicht. Es gab den KIA Rockstar, der wie eine Wrangler-Miniatur wirkte. Dann gibt es noch den indischen Mahindra 340/540 mit einer Dieselmaschine von Peugeot.
Aber nur der 4.0-Liter-Wrangler vermag es, das einzigartige Gefühl eines Ritts in die Prärie zu vermitteln. Wenn man das Gaspedal durchtritt, spürt man tatsächlich den schneller werdenden Takt des V-6-Triebwerks. Mit einem sanften Klopfen jedes einzelnen Zylinders, das nur zu stark an das Galoppieren eines Pferdes erinnert.
Der Cherokee
Der Normalkrieger hat kaum mehr etwas von seinem Vorgänger. Lediglich die eckigen Radkästen und die stattliche Breite sind noch vom alten Design geblieben. Selbst das seit Jahrzehnten links im Kofferraum stehende Reserverad ist verschwunden und einfach an der Heckklappe angeschraubt.
Die typischen sieben senkrechten Luftöffnungen des Kühlergrills von oben nach unten sind besonders markant. Die Form ist rundlicher und das Auto wirkt kompakter und höher. Die großen runden Scheinwerfer erinnern an das Mercedes-Familiengesicht. Die Rundung der C-Säule ist ebenfalls aus der T-Klasse bekannt.
Der Cherokee bietet in weiten Bereichen des Unterbodens viel mehr Bodenfreiheit als die 20 Zentimeter unter dem Differential. Das Ein- und Aussteigen in die hohe Karosse bedarf einiger Beweglichkeit, wird aber durch Haltegriffe erleichtert.
Die Heckklappe schwingt für Deutschland vorbildlich nach links aus, wobei sich zunächst die Heckscheibe öffnet und sich dann die Schwenktür wie eine Stalltür öffnen lässt. Es fallen zwei Dichtungen auf, die etwas ungefällig rechts und links in der Luft enden. Für ein Fahrzeug dieser Klasse ist der Kofferraum kurz ausgefallen.
Die Dieselmaschine ist drehmomentstark aber nicht gerade leise. Die Schaltwege sind extrem kurz, fast wie bei einem Sportgetriebe. Die Kraft-Entwicklung nimmt bei höheren Drehzahlen nochmals zu, dennoch lässt sich der Cherokee auch gut mit Umdrehungen unter 2000 pro Minute fahren. Der Motor verbrauchte neun Liter bei gemischter Fahrweise und verschiedenen Fahrtstrecken.
Das neue Cherokee-Fahrwerk mit Einzelrad-Aufhängung vorn hat durch einen unbeirrbaren Geradeauslauf überzeugt. Schlaglöcher, Schräglagen und seitenungleicher Fahrbahnschlupf konnten den Cherokee nicht vom Kurs abbringen. Bei höheren Geschwindigkeiten liegt der Amerikaner auch ohne elektronische Stabilisationshilfen sicher auf der Strasse. Vergleichbare Fahrzeuge sind der Opel Frontera oder der Mercedes M.
Grand Cherokee
Der Grand ist der nobelste der Jeep-Flotte, und beim Umstieg vom normalen Cherokee fällt zuerst der ungeheuer leise Motor auf. Er kommt einem beinahe wie ein Benziner vor, wenn da nicht das Glühsymbol für die Dieselkerzen beim Starten erschiene. Der 2,7 Liter Turbodiesel mit 163 PS wird in Stuttgart-Untertürkheim produziert.
Aber nicht nur der Motor ist europäisch, der ganze Grand wird bei Steyr-Daimler-Puch im österreichischen Graz gebaut und verfügt über leistungsfähigere Bremsen. Alle Fahrzeuge werden mit Automatik angeboten. Eine manuelle Umschaltung für verschiedene Schaltprogramme gibt es nicht, vielmehr registriert die Steuer-Elektronik unter anderem durch die Bewegung des Gaspedals den individuellen Fahrstil.
Ein Getriebe zwischen vorn und hinten sowie Kupplungen an den Achsen verteilen die Kraft. Wenn man mit dem Gaspedal vorsichtig umgeht, funktioniert das System in Verbindung mit der Automatik sehr gut. Nur bei zu ungezügelten Kraft-Attacken des Motors dreht schon mal ein Rad durch und das Heck bricht leicht aus, da der Hauptteil der Kraft normalerweise auf die Hinterachse übertragen wird.
Das Fahren mit dem Grand ist sportlich und komfortabel, die Seitenneigung in Kurven ist gering. Letzteres ist auf die beiden Starrachsen zurückzuführen. Diese Konstruktion ist im Gelände unschlagbar, sorgt allerdings für die typischen Wankbewegungen des Chassis bei schnellem Richtungswechsel.
Der Grand ist insgesamt niedrig gehalten (1,8 Meter hoch) und zwingt die Fonds-Passagiere zum Sitzen mit stark angewinkelten Knien. Die programmierbare Schließanlage für zwei Nutzer speichert Sitzposition, Außenspiegel und Musikprogramm.
Der Gepäckraum ist mit 2047 Litern großzügig. Der Überblick ist recht gut. Getrennte Klimasteuerung, Regen-Sensoren für Scheibenwischer, Alufelgen, getönte Scheiben und Metallic-Lack sind bei der Limited-Ausführung Serie.
Vergleichbare Fahrzeuge: Range Rover (Luftfederung), Lexus GX 470 (V 8, 4,7 Liter, 235 PS, Achtsitzer, USA), Mercedes G 270 CDI, 156 PS (eckiges Design 20 Jahre alt), BMW X 5 (Einzelradaufhängung, viel Elektronik).Foto: Peter Brade
Edler Sportler und robuster Geländewagen: der Grand Cherokee mit zwei Starrachsen. |
Bilder