Der Name Mauser steht für klassische Repetierbüchsen. Auch mit dem neuesten Spross, der M 12, verlassen die Allgäuer diesen Pfad nicht. Modern kommt die günstige Büchse dennoch einher.
Norbert Klups
Kunststoff-Schäfte sind im Kommen. Bei der M 12 ist er immerhin 200 Euro günstiger als der Nussbaumschaft. Foto: Norbert Klups
Das Konzept hinter der M 12 ist dasselbe wie bei der Sauer 101: Ein Repetierer im mittleren Preisbereich, bei dem auf kostenintensive Ausstattung verzichtet wird. Hinzu kommt eine bewusst klein gehaltene Modellpalette, die aus 2 Varianten besteht: Der Käufer hat die Wahl zwischen Holz- und Kunststoffschaft.
Außer einer optional erhältlichen Kontrastvisierung anstelle der Serienversion, einer zusätzlichen Riemenbügelöse fürs Zweibein (40 Euro) und einem Sonnenschliff auf der Kammer (80 Euro) gibt es keine weiteren Ausstattungsoptionen.
Hinzu kommt, dass die Entwicklung parallel zur Sauer 101 gelaufen ist und einige Teile sicher bei beiden Waffen Verwendung finden. So sind etwa die Magazine identisch, und auch die Läufe werden auf dieselbe Art befestigt. Dass beide Modelle eine 6-Warzen-Verriegelung haben, ist mit Sicherheit auch kein Zufall.
Der Preis von 1.495 Euro für die Version mit Kunststoffschaft ist für eine Büchse, die in Deutschland produziert wird, sehr knapp kalkuliert. Deutlich günstiger sind da nur die Großserienprodukte aus den USA. Da hapert es dann aber meist am Design und den Abzügen, deren Charakteristik deutsche Jäger nicht mögen. Auf gleichem Preisniveau bewegen sich Büchsen von Tikka, die in Suhl produzierte Haenel Jaeger 10 oder auch die Browning X-Bolt.
Reichlich Auswahl
Foto: Stefan Meyers
Bei der Kaliberpalette hat der Käufer eine ganz ansehnliche Wahl. Als Standardpatronen sind .22-250 Rem., .243 Win., 6,5 x 55 SM, .270 Win., .308 Win., .30-06, 8 x 57 IS und 9,3 x 62 zu haben. Wer auf Magnum steht, kann zwischen 7 mm Rem. Mag., .300 Win. Mag. und .338 Win. Mag. wählen. Damit sind große Bereiche abgedeckt. Die Kaliberpalette (völlig identisch mit der Sauer 101) zeigt aber auch, dass eine deutliche Ausrichtung auf den US-Markt erfolgt ist.
Leider besitzt die M 12 keine Handspannung, dafür aber immerhin eine Schlagbolzen-Sicherung. Foto: Norbert Klups
Beim Verschluss hat Mauser die traditionelle Form mit offener Oberseite und 2 Hülsenbrücken gewählt. Sie haben die Kontur des Oldtimers M 98, so dass alle Zielfernrohrmontagen für das 98er-System verwendet werden können. Da gibt es reichlich Auswahl. Verriegelt wird über 6 Warzen direkt im Lauf. Im Hülsenkopf sind seitlich positionierte Gasentlastungsbohrungen angebracht. Auszieher und Ausstoßer sind ebenfalls am Verschlusskopf angeordnet, wobei 2 Ausstoßerstifte parallel montiert sind. Das ergibt doppelte Sicherheit und einen waagerechten Hülsenauswurf.
Die Testwaffe besitzt einen satten Verschlussgang und kaum Kammerspiel in der Hülse. Der Öffnungswinkel von 60 Grad ermöglicht eine flache Zielfernrohrmontage. Griffgünstig endet der Kammerstengel in Höhe des Abzuges. Der Schlosshalter ist in Form eines zierlichen Druckknopfes an der linken Seite der hinteren Hülsenbrücke angebracht. Er lässt sich gut bedienen,ist aber trotzdem geschützt positioniert, so dass eine ungewollte Betätigung kaum vorkommen wird.
Das Schlösschen ist elegant geformt, und durch die geschlossene Form kann kaum Schmutz eindringen. Die Schlagbolzenmutter tritt im gespannten Zustand hinten heraus und ist rot eingefärbt, um den Spannzustand auch optisch anzuzeigen.
Nach klassischer Mauser-Art ist die horizontale 3-Stellungs-Schlagbolzensicherung konstruiert. Sie ist auf dem Schlösschen platziert, rastet sauber ein und lässt sich lautlos bedienen. Die Kammersperre kann im gesicherten Zustand aufgehoben werden.
Das Zerlegen des Verschlusses geht wesentlich einfacher als beim alten 98er. Mittels Druckknopf lässt sich das Schlösschen von der Kammer trennen, so dass Schlagbolzen und Schlagbolzenfeder entnommen werden können.
Ein in den Schaft eingesetzter Magazinschacht ist nicht vorhanden. Die Bodenplatte mit Abzugsbügel besitzt einen Durchbruch für das Einsteckmagazin und besteht aus Aluminium. Der Magazinknopf liegt in der Bodenplatte versenkt direkt vor dem Magazin.
Das Kunststoffmagazin mit Mauser-Logo auf der Unterseite nimmt 5 Patronen auf, wenn ein Standardkaliber gewählt wird. Greift man zu einem der Magnum-Kaliber, muss man mit einer weniger leben. Der bei Standardkalibern 56 Zentimeter lange Lauf besitzt einen Mündungsdurchmesser von 17 Millimeter und eine sauber angesenkte Mündung. Er ist nicht in das System eingeschraubt, sondern wie bei der Sauer 101 „eingeschrumpft“.
Bei Standardkalibern fasst das herausnehmbare Kunststoff-Magazin 5 Patronen. Foto: Norbert Klups
Dazu wird die aus einem Stück Schmiedestahl gefertigte Verschlusshülse erhitzt und der heruntergekühlte Lauf eingeschoben. Erreichen beide Teile wieder Normaltemperatur, sitzt der Lauf bombenfest. Die System-Laufverbindung ist dadurch äußerst spannungsarm, ein späterer Laufwechsel ist daurch aber nicht mehr möglich.
Erstklassiger Abzug
Der Abzug arbeitet als Direktabzug und löst bei 650 Gramm knochentrocken aus. Für einen „Mittelklasserepetierer“ ist das erstklassig! Die M 12 wird serienmäßig mit Kimme und Korn ausgeliefert. Heute ist das längst keine Selbstverständlichkeit mehr.
In Höhe und Seite verstellbar sind Dachkantkimme mit U-Einschnitt und Silberperlkorn. Sie werden auf mattierten Visiersätteln angebracht. Die Kimme ist im „Leseabstand“ vom Auge des Schützen montiert und genau richtig positioniert. Eine sehr gute Fluchtvisierung, der lediglich etwas mehr Kontrast fehlt.
Der ist bei der gegen Aufpreis zu bekommenden 3-Dot-Visierung vorhanden, kostet aber 85 Euro extra. Für Jäger, die öfter mal „oben ohne“ schießen, lohnt sich das jedoch allemal.
Clevere Bettung
Der einteilige graue Synthetikschaft hat eine weiche Gummibeschichtung, die sich sehr gut anfühlt. Mauser nennt das „Soft Touch“, was den Nagel auf den Kopf trifft. Pistolengriff und Vorderschaft sind zusätzlich mit einer groben Fischhaut versehen, die die Griffigkeit noch erhöht.
Abgeschlossen wird der Schaft mit einer dicken, weichen Gummikappe. Riemenbügel sind ab Werk montiert, und der vordere Bügel ist in die Stirnfläche des Vorderschaftes geschraubt. Damit liegt er 26 Zentimeter von der Laufmündung entfernt und ermöglicht ein angenehmes Tragen der Büchse.
Im Schaft ist vorn eine Stahlplatte eingelassen, auf der sich der Hülsenkopf abstützt und vor der die Rückstoßplatte liegt. Foto: Norbert Klups
Maßgeblich für die Präzision ist bei Repetierern die spannungsfreie Systembettung. Mauser kommt ohne Kunstharzbettung aus. Die hintere Systemschraube wird durch ein Distanzröhrchen, Pilar genannt, geführt, und das hintere Ende des Systems liegt auf dem Pilar auf. Der Hülsenkopf liegt auf einer im Schaft befestigten Stahlplatte, und der am Hülsenkopf befestigte Rückstoßstollen stützt sich nach hinten an dieser Platte ab.
Am Rückstoßstollen ist eine Sechskantgewindebuchse angebracht, die bis zur Bodenplatte reicht. Dort greift die vordere Systemschraube ein. Sind beide Systemschrauben angezogen, liegt das System spannungsfrei und automatisch zentriert im Schaft. Der Lauf ist freischwingend gelagert. Eine sehr einfache, aber effektive Systembettung. Wie gut sie arbeitet, ist daran zu sehen,
dass im Testzeitraum mehrmals Schaft und System getrennt und jeweils die Treffpunktlage mit einem Probeschuss vor dem nächsten Jagdeinsatz überprüft wurde. Es waren keine Korrekturen am Zielfernrohr erforderlich.
Auf dem Schießstand
Die Testwaffe war mit einem Zeiss Duralyt 2–8 x 42 mit Leuchtabsehen ausgestattet. Montiert wurde die Zieloptik mit einer Leupold Quick-Release-Montage. Das graue Zeiss-Duralyt harmoniert optisch sehr gut mit dem grauen Kunststoffschaft der M 12.
Die Büchse im Kaliber 8 x 57 IS wurde wie üblich auf 100 Meter aus dem Schießgestell geschossen.
Zur Verfügung standen eine ganze Reihe von Patronen mit verschiedenen Geschossgewichten. Für den Präzisionstest wurden ausschließlich Jagdlaborierungen eingesetzt. Die beste Präzision wurde mit dem 13 Gramm schweren Evolution von RWS erzielt. Der 5-Schuss-Streukreis hatte einen Durchmesser von lediglich 18 Millimeter. Auch das Warmschussverhalten war ausgezeichnet. 10 Schuss hintereinander sind kein Problem für die M 12, ein Wandern der Treffpunktlage oder Ausreißer vom Schussbild waren nicht festzustellen.
Die 3.250 Gramm schwere Büchse schießt sich sehr angenehm. Der nach hinten leicht ansteigende Schaftrücken zieht die Büchse im Rückstoß vom Gesicht des Schützen weg, die dicke weiche Gummikappe dämpft spürbar.
Im Schießkino wurde die weiche Kappe aber zum Ärgernis, denn sie gleitet nicht gut. Dafür schwingt die Büchse ausgezeichnet und besitzt eine angenehm leichte Vorderlastigkeit. Im Revier und auf einigen Drückjagden punktete sie durch ihren hervorragenden Abzug. Die Schlagbolzensicherung verleiht zudem ein gutes Gefühl. Wenn schon keine Handspannung, dann doch wenigstens ein festgelegter Schlagbolzen! Das Einsteckmagazin lässt sich leicht von oben durch den offenen Verschluss laden. Praktisch auf Drückjagden, um Munition schnell und ohne Zeitverlust aufzustocken. Der Kunststoffschaft ist auch mit kalten Händen angenehm anzufassen, die Gummierung dämpft sehr gut.
Foto: Norbert Klups
Resümee
Mit der M 12 bietet Mauser eine interessante hausinterne Alternative zur M 03. Das neue Modell ist sauber verarbeitet und schießt hervorragend. Der Abzug ist erstklassig, das Einsteckmagazin fasst 5 Patronen, und die Sicherung blockiert den Schlagbolzen. Ein erstklassiger Allrounder!