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Mit Wasser leben

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Wasser ist auch für das Wild ein unersetzliches Lebenselement. Rot- und Schwarzwild brauchen es aber nicht nur zum Schöpfen. Suhlen sind für beide Wildarten lebenswichtig.

Von Hans Joachim Steinbach

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Sauen lieben ein Schlammbad in tiefem Morast. Wenig Wasser reicht aus, Hauptsache es gibt richtig klebenden Schlamm.

Rot- und Schwarzwild suhlen nicht immer, aber bevorzugt im Sommer. Gerade in der warmen Jahreszeit, wenn es schwülwarm und heiß ist, wenn beißende Insekten (Bremsen, Mücken, Schnaken, Zecken, Flöhe) besonders aktiv und lästig sind, suchen Rot- und Schwarzwild feuchte Stellen im Wald auf. Das können Moore, Teiche, Tümpel, Feuchtbiotope oder Pfützen auf Waldwegen und feuchte Senken sein, die vom Regenwasser gefüllt sind, so genannte Himmelsteiche. Dort, im schlammigen Erdreich, wälzen sie ihren ganzen Körper im Morast. Wenn dadurch ihre Decken und Schwarten mit Schlamm verkrusten, führt das zu einem besonderen Schutz vor lästigen, blutsaugenden Insekten.

Ein Schlammbad gehört somit bei beiden Wildarten zur Körperpflege und zum Wohlbefinden. Kleine Waldteiche, nicht sehr tief und störungsarm gelegen, werden auch tags-über von Schwarz- und Rotwild sehr gern aufgesucht, um sich abzukühlen und ein Bad zu nehmen. Anschließend wird die Decke oder Schwarte durch ein Schlammbad im Uferbereich mit Schlamm versiegelt. Die lästigen Plagegeister backen in der Kruste fest und werden von den Sauen an „Malbäumen“ durch Scheuern abgerieben. Gerade bei der lichten Sommerschwarte der Sauen ist die Schlammkruste ein wirksamer Schutz, sie vermindert die Angriffsfläche von Mücken und Bremsen.

Das Bad im Schlamm ist so weniger eine Maßnahme der Abkühlung, sondern bei beiden Wildarten ein Mittel, um beißende, blutsaugende Insekten abzuwehren.

Wer einmal Rotwild an einem heißen Sommertag beobachtet, kann sehen, welche Schwärme von Bremsen, Mücken und Fliegen das Wild umkreisen und dabei peinigen. Das Wild ist unruhig, wirft wild die Häupter hin und her und schlägt mit den Läufen immer wieder nach den Insekten. Besonders die gut durchbluteten Geweihe der Basthirsche werden von den Insekten aufgesucht und sind manchmal schwarz vor Fliegen.

Naturtränken und Suhlen

Die besten Suhlen und Tränken sind natürliche Wasser-Tümpel, die sich im Revier befinden oder die der Jäger ohne großen Aufwand im Revier anlegen kann. Wichtig sind dabei die Bodenverhältnisse, denn der Boden muss aus Lehm, Ton oder auch Schluff sein, damit das Wasser über lange Zeit halten kann. Am besten eignen sich aber natürliche Quellen, die auch in Zeiten längerer Trockenheit Wasser spenden und so nass bleiben. Dagegen werden „Himmelsteiche“ nur vom Regenwasser gefüllt, das in Trockenperioden mehr oder weniger schnell verdunstet.

Legt man künstliche Suhlen an, benötigt man bei Wasserflächen über zehn Quadratmeter und neben der Genehmigung durch den Grundeigentümer auch eine Genehmigung der Unteren Naturschutzbehörde. Macht man das Ganze sehr professionell und schafft mit der Suhle gleich ein größeres Feuchtgebiet, kann die Maßnahme sogar mit öffentlichen Mitteln aus dem Naturschutzfond oder der Jagdabgabe gefördert werden. Man muss aber beachten, dass immer nur der Grundeigentümer antragsberechtigt ist.

Wenn Feuchtbiotope für Suhlen geeignet sein sollen, müssen sie sehr flach gehalten werden. Wassertiefen von zehn bis 50 Zentimeter sind ausreichend. Die Uferzonen werden relativ schnell verlanden, dort siedeln sich Torfmoose und andere Sumpfpflanzen an. Solche Biotope werden auch zu Refugien für viele Insekten, Frösche, Kröten und andere Amphibien im Revier und erfüllen so vielfache ökologische Funktionen. Größere Wasserflächen sollten im Hinblick auf ihre ökologische Wertigkeit mit einer geschwungenen und dadurch längeren Uferlinie angelegt werden. Bei solchen größeren Wasserflächen empfiehlt sich auch, den Aushub zu einer Insel aufzuwerfen. So eine Insel schützt Bodenbrüter vor Raubwild.

Suhlen kann man schon schaffen, wenn man an feuchten, schattigen Quell-Standorten im Wald kleine Vertiefungen anlegt. Solche Stellen findet man bei einem Revier-Rundgang. Man erkennt sie daran, dass die Sauen sich dort „probesuhlen“. Für eine Suhle reicht die Größe von zwei mal zwei Metern aus. Die Größe ist aber immer sehr standortabhängig. In Revieren sollte man aber immer natürlich vorhandene feuchte Stellen vorziehen, bevor man künstliche Suhlen anlegt.

Künstliche Suhlen schaffen

In Revieren ohne staunasse Bodenbereiche oder auf sandigen Böden kann man künstliche Suhlen schaffen. Dazu wird der Boden etwa 60 bis 80 Zentimeter tief ausgehoben, und die Vertiefung wird dann mit einer dicken Tonschicht abgedichtet . Je größer die Fläche, um so mehr Regenwasser kann sich sammeln.

Auf die Tonschicht bringt man zusätzlich eine 30 bis 40 Zentimeter starke Bodenschicht aus lehmiger und/oder toniger Erde auf. Solche künstlichen Suhlen, die nur vom Regenwasser abhängig sind, werden in langen Trocken-Perioden austrocknen. Aber gerade dann braucht das Wild die Suhle. Deshalb muss man sie so anlegen, dass man sie mit dem Wasserfass anfahren kann, um sie immer feucht zu halten.

Suhlen, die standortgerecht angelegt sind und immer feucht gehalten werden, können Rot- und Schwarzwild an ein Revier binden. Sie müssen aber sehr störungsarm sein. Auf keinen Fall soll man Suhle und Kirrung miteinander verbinden, wie es immer wieder fälschlicherweise gemacht wird. Die Suhle ist kein Ansitzort zum Erlegen von Wild, auch wenn es verlockend ist.

Die Wassertiefe richtet sich nach der Hauptwildart. Bei Rotwild kann die Wassertiefe ruhig etwas größer sein. Benutzt nur Schwarzwild die Suhle, reichen pfützenartige Wasserflächen im Schlamm aus. Suhlen benötigen, wenn sie richtig angelegt wurden, keinen großen Pflege-Aufwand. Nur der Wasserstand muss ab und an kontrolliert werden; herabgefallene Äste und Zweige sollen regelmäßig entfernt werden. Suhlen sollten versteckt, inmitten der Einstände angelegt werden, damit sie von Unbefugten als solche nicht gleich erkannt werden.Foto: Uwe Schäfer

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Revierkunde

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