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Prominente Jäger: Reinhold Messner

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„Eine Trophäe muss man sich erst verdienen!“

Alle Achttausender dieser Welt hat er erklommen und so manchen „hochalpinen Rekord“ aufgestellt. Reinhold Messner ist der weltweit bekannteste Bergsteiger. Dass der Südtiroler aber auch ein leidenschaftlicher Jäger ist, wissen nur wenige. Alleine am „Wisch“ fehlt’s ihm.

Von Hans Jörg Nagel

 

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Dass der weltweit bekannteste Bergsteiger Reinhold Messner ein leidenschaftlicher Jäger ist, wissen nur wenige. (Foto: H.J. Nagel)
In seinem Buch „13 Spiegel meiner Seele“ beschreibt Reinhold Messner, wie es begann: „Als ich im gestandenen Alter von 40 Jahren erstmals auf die Jagd ging, war ich zunächst zögerlich. Mit dem Tun aber schwanden die Vorurteile, und die Begeisterung wuchs. Im Burgenland schoss ich einen Mufflon, im Silbertal Hirsche und Gemsen …“
 
Reinhold Messner ist seit 27 Jahren Jäger. „Aber ohne Jagdkarte“, betont der Mann, der als Extrembergsteiger weltbekannt wurde. Er habe diesen „Wisch“ nie gebraucht. Jagd sei für ihn etwas ganz Natürliches, wofür es grundsätzlich keiner Dokumente bedarf. Ein Verdacht drängt sich auf: Ist Messner etwa ein Wilderer? Er lacht. „Ich habe zwar Wildererblut in den Adern – immerhin waren mein Urgroßvater, Großvater und Vater als Freischützen kräftig unterwegs – aber ich habe nie verbotenerweise Wild erlegt.“ Nein, die Antwort läge vielmehr im „Wo“! In seiner Heimat Südtirol hat Messner nie den Finger krumm gemacht. Ohne Jagdkarte geht da nichts. Seine jagdlichen Abenteuer erlebte der heute 67-Jährige im Ausland – meist im Zusammenhang mit seinen unzähligen Expeditionen auf allen Kontinenten. „Aber selbst in den wildesten Gegenden hatte ich stets einheimische Jagdführer dabei, die mich beim Angehen und Ansprechen des Wildes unterstützten“, betont er ausdrücklich.
 
Überhaupt ist für Reinhold Messner weidgerechte und korrekte Jagd ein Muss. Immer und überall. Und dazu gehört nach Ansicht des Bergsteigers nicht der Trophäenkult: „Der Jäger muss mit gleicher Freude weibliches wie männliches Wild bejagen. Alleine um Hornlänge und Schlauchdicke darf es nicht gehen.“ Und: „Ein Jäger muss die natürlichen Abläufe kennen, in das Empfinden des Wildes einsteigen und mit der Natur eins sein. Das unterscheidet den Scheinwerfer-Schießer vom Weidmann.“
 

„Jagd bereichert mein Leben“

 

Als Abgeordneter der italienischen Grünen im Europaparlament und später in Südtirol ist er wegen seiner Jagdleidenschaft häufig kritisiert worden. Und er gibt zu, dass er damit anfangs ein Problem hatte – doch nur anfangs: „Ich empfinde die Jagd als Bereicherung meines Lebens und sage das heute jedem, der es hören will oder auch nicht.“ Er ergänzt aber ebenso kraftvoll: „Das Zeremoniell von Jägerlatein und Trophäenschau ist mir ebenso zuwider wie das ,Berg-Heil’ am Gipfel.“ Allerdings gesteht der Abenteurer jedem Weidmann durchaus auch eine starke Trophäe zu, wenn die „Hausaufgaben“ erfüllt sind. „Mit jagdlichen Methoden muss ein Gleichgewicht geschaffen werden. Das betrifft den für eine Region verträglichen Gesamtbestand einer Wildart ebenso wie das Geschlechter-verhältnis. Ist das erreicht, spricht nichts gegen die Erlegung eines guten Trophäenträgers.“
 
Und dieses „Gleichgewicht“ liegt Messner gerade für seine Heimat Südtirol am Herzen. Er kennt einige Geschichten, die hier falsch gelaufen sind. So habe gerade die Räude fast den gesamten Gamsbestand hingerafft. Es seien einfach zu viele gewesen. Dort hätte im Vorfeld stärker eingegriffen werden müssen. Oder aber die Geschichte vom Bären. Reinhold Messner: „Der kam kürzlich vom Trentino zu uns rüber und hat in einer Nacht gleich 20 Schafe gerissen. Das geht nicht.“ Ebenso müsse der Jäger auch das Murmelwild kurzhalten, um Almschäden zu verringern. „Es geht hierbei auch um wirtschaftliche Verluste, die durch die Jagd so gering wie möglich gehalten werden müssen“, sagt der Brixener.
 

Bären, Blauschaf, Bigfoot

 

Guter Blauschaf-Widder in mehr als 6.000 Metern Höhe. Ein Höhepunkt in Messners Jägerleben. (Foto: privat)
Guter Blauschaf-Widder in mehr als 6.000 Metern Höhe. Ein Höhepunkt in Messners Jägerleben. (Foto: privat)
Dutzende von Expeditionen führten Messner nicht nur auf die höchsten Berge der Kontinente. Auch unerforschte Landstriche und extrem unwirtliche Gegenden ziehen ihn seit mehr als 50 Jahren magisch an. Vor allem sind es die
Menschen dort. Je einfacher deren Lebensart, desto interessanter. Von Land und Leuten abseits der Zivilisation könne man so viel lernen, sagt er und nennt ein Beispiel: „Zur Erkundung unberührter Höhen folgten die Menschen
bereits vor 12.000 Jahren den Wildwechseln. Viel später folgten auf denselben Routen die Jägersteige, und darauf nutzten die Bergsteiger diese todsicheren Pfade.“
 
Und er selbst habe auch schon davon profitiert, erinnert sich Messner: „Bei einer Expedition habe ich mich mal in einem Tal in Tibet verstiegen. Tagelang fand ich keinen Weg hinaus, bis ich eine frische Bärenspur fand. Sie
führte mich aus dem Kessel.“
 
Östlich von Nepal, im Königreich Buthan, hat Reinhold Messner auch sein bislang schönstes Jagderlebnis gehabt: Die Erlegung eines starken Blauschaf-Widders. „Den darf dort eigentlich nur der König erlegen. Freundlicherweise hat er mir einen schriftlich freigegeben“, erzählt der Globetrotter noch immer begeistert. Und er erinnert sich: „Beim Aufstieg hat sich unser einheimischer Jagdführer auf 4.500 Höhenmetern verabschiedet. Ihm wurde die Luft zu dünn, er konnte nicht mehr. Meine Jagdkameraden und ich sind dem Rudel noch einmal 1.000 Meter höher nachgestiegen.“ Auf 80 Meter sei der Widder schließlich mit gutem Blattschuss aus einem Weltkriegs-Repetierer zur Strecke gekommen. Dann sei es aber erst losgegangen: „Wir haben das Blauschaf zusammen mehr als 2.000 Höhenmeter bergab transportieren müssen. Vorsichtig, um das Wildbret zu schonen. Das war Knochenarbeit.“
 
Von „tierischen Begegnungen“ in großen Höhen könnte Messner ein (weiteres) Buch schreiben. Auf seinen Bergtouren ist ihm schon so manches Stück Wild in Anblick gekommen. Nichts besonderes auf 3.000 Höhenmetern, erwähnenswert auf 6.000: „Da trifft man häufig noch Bären. Ich habe gerade im Himalaja mehrmals Braunbären steile Eiswände hochkraxeln sehen.“
 
Und spätestens jetzt muss die Frage nach dem Yeti kommen. Reinhold Messner grinst gar nicht genervt: „Wenn einer nach dem Bigfoot geforscht hat, dann ich. Und das jahrelang. Die Antwort steht fest: Es handelt sich dabei um die zottelige Unterart des Braunbären im Himalaja.“ Dies hätten ihm Dutzende von Einheimischen unterdessen bestätigt und damit das letzte Kapitel einer Jahrtausende alten Legende geschrieben.
 


Steckbrief

 

So kennt man ihn: Abenteurer Reinhold Messner im Hochgebirge am Nanga Parbat/Himalaya (Foto: privat)
So kennt man ihn: Abenteurer Reinhold Messner im Hochgebirge am Nanga Parbat/Himalaya (Foto: privat)
Reinhold Messner, geboren am 17. September 1944 in Villnöß/Südtirol, gilt als der berühmteste Bergsteiger und Abenteurer unserer Zeit. Er hat alle 14 Achttausender bezwungen und rund 100 Erstbesteigungen vollbracht. Zu Fuß durchquerte er unter anderem die Antarktis und Grönland. Insgesamt veröffentlichte der Weltenbummler bis heute knapp 50 Bücher. Vorträge sowie Fernseh- und Radioauftritte sind ungezählt. Der heute 67-Jährige hat Vermessungskunde studiert und war von 1999 bis 2004 für die italienischen Grünen im Europaparlament. Messner ist vierfacher Vater und lebt mit seiner Familie in Meran und auf Schloß Juval in Südtirol, wo er Bergbauernhöfe bewirtschaftet. Insgesamt unterhält der Abenteurer 5 Museen unter dem Namen „Messner Mountain Foundation“.
 
Website Reinhold Messners: www.reinhold-messner.de
 


 

 
 


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