Bären, Blauschaf, Bigfoot
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Guter Blauschaf-Widder in mehr als 6.000 Metern Höhe. Ein Höhepunkt in Messners Jägerleben. (Foto: privat) |
Dutzende von Expeditionen führten Messner nicht nur auf die höchsten Berge der Kontinente. Auch unerforschte Landstriche und extrem unwirtliche Gegenden ziehen ihn seit mehr als 50 Jahren magisch an. Vor allem sind es die Menschen dort. Je einfacher deren Lebensart, desto interessanter. Von Land und Leuten abseits der Zivilisation könne man so viel lernen, sagt er und nennt ein Beispiel: Zur Erkundung unberührter Höhen folgten die Menschen bereits vor 12.000 Jahren den Wildwechseln. Viel später folgten auf denselben Routen die Jägersteige, und darauf nutzten die Bergsteiger diese todsicheren Pfade.
Und er selbst habe auch schon davon profitiert, erinnert sich Messner: Bei einer Expedition habe ich mich mal in einem Tal in Tibet verstiegen. Tagelang fand ich keinen Weg hinaus, bis ich eine frische Bärenspur fand. Sie führte mich aus dem Kessel.
Östlich von Nepal, im Königreich Buthan, hat Reinhold Messner auch sein bislang schönstes Jagderlebnis gehabt: Die Erlegung eines starken Blauschaf-Widders. Den darf dort eigentlich nur der König erlegen. Freundlicherweise hat er mir einen schriftlich freigegeben, erzählt der Globetrotter noch immer begeistert. Und er erinnert sich: Beim Aufstieg hat sich unser einheimischer Jagdführer auf 4.500 Höhenmetern verabschiedet. Ihm wurde die Luft zu dünn, er konnte nicht mehr. Meine Jagdkameraden und ich sind dem Rudel noch einmal 1.000 Meter höher nachgestiegen. Auf 80 Meter sei der Widder schließlich mit gutem Blattschuss aus einem Weltkriegs-Repetierer zur Strecke gekommen. Dann sei es aber erst losgegangen: Wir haben das Blauschaf zusammen mehr als 2.000 Höhenmeter bergab transportieren müssen. Vorsichtig, um das Wildbret zu schonen. Das war Knochenarbeit.
Von tierischen Begegnungen in großen Höhen könnte Messner ein (weiteres) Buch schreiben. Auf seinen Bergtouren ist ihm schon so manches Stück Wild in Anblick gekommen. Nichts besonderes auf 3.000 Höhenmetern, erwähnenswert auf 6.000: Da trifft man häufig noch Bären. Ich habe gerade im Himalaja mehrmals Braunbären steile Eiswände hochkraxeln sehen.
Und spätestens jetzt muss die Frage nach dem Yeti kommen. Reinhold Messner grinst gar nicht genervt: Wenn einer nach dem Bigfoot geforscht hat, dann ich. Und das jahrelang. Die Antwort steht fest: Es handelt sich dabei um die zottelige Unterart des Braunbären im Himalaja. Dies hätten ihm Dutzende von Einheimischen unterdessen bestätigt und damit das letzte Kapitel einer Jahrtausende alten Legende geschrieben.
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