Olympia-Zweite in Athen (2004), Weltmeisterin in Berlin (2009) nur 2 von unzähligen Erfolgen, die Steffi Nerius in ihrer langen Karriere einheimste. Die Sportlerin des Jahres 2009 hat längst den Speer zur Seite gelegt, dafür schultert sie jetzt Flinte und Büchse. Willkommen im Klub.
Von Hans Jörg Nagel
Steffi Nerius: Mit dem Speer wurde sie berühmt. Nun gilt ihre ganze Leidenschaft der Jagd. Dabei darf ihre Vizsla-Hündin nicht fehlen (Foto: Hans Jörg Nagel) |
WM-Gold 2009 (rechts) war ein Höhepunkt ihrer Karriere (Foto: Hans Jörg Nagel) |
Mittlerweile hat sie ihr obligatorisches Sport-Stirnband mit der grünen Jägermütze getauscht, feuert keinen Speer mehr ab, sondern Büchse und Flinte. Seit November vergangenen Jahres gehört Steffi Nerius zur grünen Zunft. Vom Speer zum Gewehr kann da ein Zusammenhang hergestellt werden? Schon als Aktive war mir bewusst, dass ich mit einer historischen Jagdwaffe Wettkämpfe bestreite. Seinerzeit habe ich zu Trainingszwecken mit meinem Sportgerät gewissermaßen auch ,jagdlich geübt: Würfe auf kleine Hütchen nannte ich Niederwildjagd, Würfe auf größere Hochwildjagd. Das diente der Fokussierung, berichtet Nerius aus ihrer Anfangszeit.
Ohne jede jagdliche Wurzel
Die 42-Jährige warf viele Jahre lang den Speer in der absoluten Weltspitze (Foto: DLV) |
Waffenkunde ist Männerwelt
Den Jagdschein machen stand nun für sie fest. Nur wann und wo? Da ich beim TSV Bayer 04 Leverkusen als hauptamtliche Trainerin arbeite und viele Wettkämpfe begleite, ist meine Zeit sehr begrenzt. Deshalb entschied ich mich für einen Kompaktkurs. Den absolvierte sie in der Jagdschule Falknerschmiede bei Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern). 17 verdammt harte Tage. Der Unterricht ging täglich von 8-17 Uhr. Danach büffelte ich immer noch 3-4 Stunden. Probleme hatte sie dabei nur in Waffenkunde. Kaliberspezifikationen, Bauteile, Technik. Das sei eben Männerwelt, sagt sie völlig gelassen und zeigt dabei ihr fraulichstes Lächeln.
Um die 1. Beute gebracht?
Seit November hat die ehemalige Spitzensportlerin den grünen Lappen. Sie mag die Ansitzjagd (Foto: privat) |
Bis zum DJZ-Interview hat Steffi Nerius noch keine Beute gemacht, und trotzdem glänzen ihre Augen, wenn sie vom Weidwerk berichtet. Was reizt sie so sehr daran? Es ist das Naturerlebnis, gepaart mit Spannung. Ebenso ist das, was nach dem Schuss kommt, aufregend. Ich habe schon Rotwild aufgebrochen und ein frisch erlegtes Kaninchen küchenfertig gemacht. Auch das ist für mich erfüllende Jagd. Die Sportlerin liebt Wild, auch auf dem Teller.