Sauer 101 Artemis – Speziell für Frauen

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Sauer bringt mit der 101 Artemis eine Büchse auf den Markt, die speziell auf Frauen zugeschnitten ist. Was anders ist und ob das wirklich Vorteile bringt, haben wir ausprobiert.

Von Norbert Klups

Der Anteil jagender Frauen steigt ständig und liegt heute schon beinahe bei 15 Prozent. Damit übertrifft er bereits den Anteil der Linkshänder in der Jägerschaft, die ebenfalls auf besonders ausgelegte Waffen angewiesen sind und dabei auch eine gute Auswahl haben.

Bei „Damenwaffen“ sieht das hingegen anders aus. Das scheint sich nun zu ändern, denn neben der neuen Sauer finden sich spezielle Damenbüchsen mittlerweile auch bei Haenel, Merkel und Savage.

Was muss anders?

Sicher gibt es Frauen, die sich in Statur und Körpergröße kaum von Männern unterscheiden und die problemlos mit normalen Büchsen klarkommen. Anders sieht es bei eher zierlich gebauten Frauen aus. Sie brauchen nicht nur entsprechend leichte und handliche Waffen, sondern der Schaft muss zudem auf die weibliche Anatomie zugeschnitten sein. Dabei spielt nicht nur Körpergröße eine Rolle, sondern auch Armlänge, Handgröße und Fingerlänge.

Der Abstand vom Abzug zum Pistolengriff muss so ausgelegt sein, dass mit dem Übergang vom 1. zum 2. Fingerglied abgezogen wird. Die Hand muss den Pistolengriff dabei sicher und fest umschließen. Zudem sollte der Vorderschaft schlank ausfallen, damit ihn auch kleine Damenhände sicher umfassen können.

Die Artemis

Das Modell Artemis basiert technisch auf der Sauer 101, die wir bereits vorgestellt haben. Die wichtigsten Fakten noch einmal in Kürze: Die Verriegelung übernehmen 6 Warzen direkt im Lauf. 60 Grad beträgt der Öffnungswinkel, was eine flache Zielfernrohrmontage ermöglicht. Ab Werk ist der Direktabzug auf 950 Gramm eingestellt. Der Abzug der Testwaffe löste sogar bereits bei 750 Gramm trocken aus. Die Schiebesicherung auf dem Kolbenhals wirkt direkt auf den Schlagbolzen. Das Einsteckmagazin aus Kunststoff nimmt 5 Standard- oder 4 Magnumpatronen auf.

Die Schlagbolzensicherung sitzt auf dem Kolbenhals, die schöne Kammergriffkugel ist aus Holz gefertigt (Fotos: Norbert Klups)

Die Artemis wird in den Medium-Kaliber .243 Win., .270 Win., .308 Win., 7 x 64, .30-06, 8 x 57 IS und 9,3 x 62 angeboten. Die Lauflänge beträgt lediglich 51 Zentimeter, wobei noch 17 Millimeter Mündungsdurchmesser vorhanden sind. Damit liegt das Gesamtgewicht bei knapp 3 Kilogramm – ein guter Kompromiss zwischen Führigkeit und Schießkomfort. Die Testwaffe wurde im Kaliber .308 Win. zur Verfügung gestellt. Schaftlänge variabel

Ausgeliefert wird die Artemis mit einem 33 Zentimeter langen Hinterschaft, der einen etwas höheren Schaftrücken besitzt und mit einer Gummikappe abgeschlossen wird. Durch den Austausch der Schaftkappe kann die Schaftlänge um 1 Zentimeter verringert oder bis zu 2 Zentimeter verlängert werden. So eine Wechselschaftkappe kostet 22 Euro: preiswerte Schaftanpassung!

Im Schaft sowie im Pistolengriff liegt das größte Geheimnis der Artemis. Sie sind speziell für Frauen angepasst und lasergraviert

Wesentlich interessanter als die Schaftlänge ist aber der Pistolengriff. Mit etwas Aufwand lässt sich die Schaftlänge eines Standardschaftes korrigieren, beim Pistolengriff sind Änderungen aber viel schwieriger. Frauen benötigen einen schlanken Pistolengriff, der sich gut umfassen lässt sowie einen geringeren Abstand zum Abzug. Darauf wurde bei der Artemis besonders Wert gelegt.

Der auch etwas steiler als bei der Normalversion gestellte Pistolengriff ist schlank gehalten und lässt sich mit kleinen Händen gut umfassen. Auch der Abstand zum Abzug ist mit 6 Zentimeter etwa 2 Zentimeter geringer als bei herkömmlichen Büchsenschäften. Da reichen auch kurze Finger, um den Abzug geradlinig zu bedienen.

Die schlanke Linie setzt sich beim Vorderschaft fort. Er kann auch mit kleinen Händen gut gefasst werden und sorgt so für festen Halt im Schuss. Die Artemis wird mit Holzschaft geliefert, der eine erstaunlich gute Maserung aufweist – und das ohne Aufpreis. Sauer hilft der Natur in diesem Fall etwas nach. Das Holz der Artemis wird mit einem Laser graviert, die Maserung nachträglich ins Holz gebrannt. Auch wenn man die Waffe anfasst, bleibt der Eindruck, einen hochwertigen Nussbaumschaft in der Hand zu haben.

Gutes Handling

Die Artemis ist gut ausbalanciert. Der Schwerpunkt liegt etwas vor dem Magazin, was der Büchse eine ganz leichte Vorderlastigkeit beschert. Die Kammergriffkugel aus Nussbaum ist 22 Millimeter dick und lässt sich gut greifen.

Bildunterschrift

Die Testwaffe wurde mittels Leupold Quick Release Montage mit einem Zeiss Conquest 3–12 x 50 ausgestattet. Mit der neuen RWS HIT 10,7 Gramm schoss die Testwaffe einen Streukreis (5 Schuss auf 100 Meter) von 28 Millimeter. Ein gutes Ergebnis! Danach ging es ins Schießkino, und die Büchse wurde von mehreren jagdlich erfahrenen Damen geschossen. Der Schaft fand großen Beifall, und auch das Handling überzeugte bei allen. Trotz des geringen Gewichts fiel der Rückschlag nicht unangenehm aus.

Resümee

Die Artemis ist eine speziell auf Frauen mit eher zierlicher Figur zugeschnittene Jagdbüchse. Der an den richtigen Stellen angepasste Schaft und die gute Gewichtsverteilung ermöglichen ein unverkrampftes Schießen. Die Artemis ist mit 1.995 Euro ein interessantes Angebot für Jägerinnen!

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