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Steinbock-Jagd: Wenn die Hörner krachen

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Ein faszinierendes Schauspiel – die Steinbock-Brunft, die im Januar zu Ende geht. Was abgeht in Höhen über 2000 Metern – hier der Bericht.

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Der gegenwärtige Gesamtbestand des Steinwildes in den Alpen wird auf deutlich über 25.000 Stück geschätzt Stand 1999). Seinen alpinen Lebensraum findet das Fahlwild zwischen Waldgrenze und ewigem Schnee in Höhen von 2000 bis 3500 Metern.

Dort entwickelte sich im Laufe der Jahrtausende der bis heute gezeigte Biorhythmus. Für die arttypische Vorbereitung der Brunft des Steinwildes und für die Fortpflanzung selbst haben unterschiedliche Verhaltensweisen Bedeutung.

Im Frühjahr trennen sich die über dreijährigen Böcke von den Geißen und Jungtieren. Nicht selten erreichen die dann entstehenden Bockrudel eine Stärke bis zu 50 und mehr Stücken.

In den sommerlichen Bockrudeln besteht eine klare soziale Rangordnung. Die wird bestimmt von den sichtbaren Stärkeunterschieden (Alter usw.) und zwischen Böcken gleichen oder ähnlichen Alters durch Kommentkämpfe (nach festen Regeln ablaufende Kämpfe zwischen Artgenossen, die das Töten des Gegners weitgehend verhindern).

Die Böcke richten sich auf die Hinterläufe auf und schlagen von oben mit den Gehörnen zusammen. Bis zu 100 mal prasseln die Schädel aufeinander.

Die dicke Hirnschale und die bis zur Basis hohlen Hörner mindern die Wirkungen des Aufpralles und schützen so vor Verletzungen. Manchmal drängen die Böcke auch mit überkreuzten Hörnern Stirn an Stirn oder mit eingehakten Hörnern seitwärts gegeneinander. Diese vorhandenen Rangordnungsbeziehungen erklären, weshalb schwere Auseinandersetzungen während der späteren Brunft eher selten sind.

Angepaßt an den hochalpinen Lebensraum, äst sich das Steinwild unter „Normalbedingungen” während der Vegetationsperiode eine dicke Feistschicht an. Sie isoliert in der kalten Jahreszeit und spendet bei Bedarf Energie.

Die Brunft im Dezember/Januar

Erwachsene, vollfeiste Böcke besitzen einen Fettanteil von etwa 35 Kilogramm. Diese Reserve benötigen sie während der in die kälteste Jahreszeit fallenden Brunft: Sie beginnt im Dezember und endet im Januar.

In dieser Zeit steht das Fahlwild in gemischten Rudeln, die meist aus einem älteren Bock, jüngeren Böcken, Geißen und Jungtieren bestehen. Die alten Böcke befinden sich dabei in verschiedenen Gruppen. Diese ranghohen Stücke signalisieren mit umgeklapptem Wedel, dessen weiße Unterseite weithin leuchtet, ihre Brunftbereitschaft. Außerdem liegt bei umgeklapptem Wedel ein Drüsenfeld frei, das starke Duftsignale aussendet.

Der dominante Bock umwirbt die Geiß mit der charakteristischen „Streckhaltung”, die an die Körperhaltung erinnert, die der Bock zum Beispiel auch beim Unterkriechen eines Zaunes einnehmen würde. Die langen Hörner liegen dabei auf dem Rücken auf.

Zusätzlich klappt der Bock die Oberlippe hoch und „flippert” mit dem Lecker. Gelegentlich rotiert dabei der im Verhältnis zum Körper kleine Kopf, und der Vorderlauf pendelt zögernd in Richtung Geiß.

Die Geißen weichen anfangs den sich nähernden Böcken aus. Während der beiden Tage des Eisprungs dulden die Geißen schließlich das Unterschreiten der Intimdistanz durch den Bock. Die Geißen schwenken kurz vor der Kopulation mit dem Wedel und animieren so zum Aufreiten.

Nach der nur wenige Sekunden dauernden Begattung begleitet der dominante Bock die Geiß noch einige Zeit, um danach wieder mit den anderen Böcken an der Gemeinschaftsbrunft teilzunehmen.

Die Steingeiß setzt Ende Mai oder im Juni meist ein Kitz. Zwillingskitze sind selten. Schon am Tag des Setzens folgt das Kitz der Mutter. Im Alter von vier, fünf Wochen schließen sich die Kitze zu Jugendverbänden zusammen.

Obwohl die Kitze schon ab der zweiten Lebenswoche Pflanzenäsung aufnehmen, werden sie von der Geiß bis in den Winter hinein gesäugt.

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Schon vor der Brunft wird die Rangordnung festgelegt.Dabei schlagen die Böcke ihre Hörner aufeinander oder schieben sich beiseite. Verletzungen sind aber bei diesen Kommentkämpfen selten.

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