Wildenten kommen sehr zahl- und artenreich vor. Einige Arten sind jagdbar, andere geschont oder geschützt. Deshalb ist Arten-Kenntnis besonders wichtig.
Von Hans Joachim Steinbach
Stockenten und Pfeifenten in einem gemischten großen Schoof. Wegen der Gefahr, andere Enten mit Randschroten zu treffen, darf nicht „mitten rein“ gehalten werden. |
In Deutschland kommen 15 Wildenten-Arten als Brutvögel vor, weitere während des Zuges und als Wintergäste. Die bekannteste und am weitesten verbreitete Wildente ist die Stockente.
Zu den weiteren jagdbaren Arten zählen: Berg-. Zu den nichtjagdbaren Arten zählen: Eider-, Eis-, Knäk-, Kolben-, Löffel- , Moor-, Schell- und Schnatterente. Auch einige exotische Arten, wie die in Ostasien beheimatete Mandarinente oder die aus Nordamerika stammende Brautente, die in Deutschland als Ziergeflügel gehalten werden, sind in die freie Wildbahn entwichen und brüten bei uns vereinzelt.
Eine Sonderstellung nimmt die Brandente ein, die wegen ihrer zoologischen Stellung zwischen Ente und Gans auch als Brandgans bezeichnet wird. Sie weicht im Aussehen und in der Lebensweise stark von anderen Enten ab, ist aber auch in Deutschland Brutvogel (meist an der Küste).
Die bei uns vorkommenden Wildenten teilt man in drei Gruppen ein: in Gründelenten. Eine weitere Gruppe jagdbarer Entenvögel sind die Säger: Gänse-
Gründelenten
Diese Entenvögel erkennt man daran, dass ihr Bürzel beim Schwimmen deutlich über der Wasserlinie getragen wird. Ihren Namen tragen sie wegen ihrer typischen Haltung bei der Nahrungsaufnahme im flachen Wasser. Sie kippen nach vorn, tauchen nur mit Kopf, Hals und Vorderbrust unter, dabei ragt das Hinterteil über die Wasseroberfläche empor sie gründeln.
Stockente sowie Krick- und Pfeifente zählen zu den jagdbaren Gründel- oder Schwimmenten. Nicht jagdbare Gründelenten sind Knäk-, Löffel- und Schnatterente.
Die Stockente, die auch Märzente genannt wird, ist unsere häufigste, allgemein verbreitete Entenart. Das Aussehen der Erpel ist in der Balz (Prachtkleid) und Jagdzeit unverwechselbar. Die Stockente nutzt viele Gelände-Formen zur Brut. Sie brütet an Gewässern, in Brüchen, Wäldern, sogar in Baumhöhlen und weit ab vom Wasser im Feld, auch in städtischen Teich- und Park-Anlagen. Stockenten aus Osteuropa und Skandinavien überwintern bei uns. Die Stockente gilt als Stammform unserer Hausenten. Verpaarungen mit Hausenten sind möglich, deshalb gibt es auf stadtnahen Gewässern oft einige untypisch gefärbte Bastarde.
Vorsicht: Es besteht bei Unaufmerksamkeit (im Schlichtkleid und bei weiblichen Enten) Verwechslungsgefahr mit der geschützten, deutlich kleineren Schnatterente, deshalb auf die blauen Flügelspiegel der Stockenten achten, die bei der Schnatterente kleiner und weiß gefärbt sind.
Krick- und Pfeifenten, die anderen jagdbaren Gründelenten-Arten, sind bei uns weitaus seltenere Brutvögel. Regional ist die Pfeifente sogar als besatzgefährdet eingestuft, deshalb hat sie in einigen Bundesländern auch keine Jagdzeit. Im Nordosten Deutschlands ist sie eher anzutreffen. Der ganzjährig zu hörende, laute, hohe Pfiff der Erpel hat der Art ihren Namen gegeben.
Die Krickente ist neben der geschützten Knäkente unsere kleinste Entenart. Auffallend sind die recht bunt gefärbten Erpel mit grünen Kopfseiten und grünen Flügelspiegeln, während die für Knäkenten leuchtend weißen Überaugenstreifen typisch sind. Charakteristisch ist auch ihr pfeilschneller, wendiger Flug.
Tauchenten
Von den fünf in Deutschland vorkommenden Tauchenten sind nur Tafel- und Reiherente häufig und jagdbar. Schell-, Moor- und Kolbenente sind relativ selten und haben keine Jagdzeit. Die Reiherente ist weit verbreitet, regional sogar sehr häufig und bei uns häufiger Wintergast. An ihrer schwarz-weißen Färbung und dem Schopf sind die Erpel sicher zu bestimmen.
Die Tafelente, etwa so groß wie die Reiherente, ist auch in Deutschland Brutvogel. Osteuropäische Enten überwintern bei uns. Die Erpel sind an ihrem rostroten Kopf gut bestimmbar.
Brutvogel bei uns ist auch die in einigen Bundesländern jagdbare Spießente. Sie ist etwa so groß wie die Stockente, aber schlanker und mit langem Hals. Die Erpel haben im Prachtkleid einen auffallend langen Stoß, nachdem die Art ihren Namen hat.
Meeresenten
Von den Meeresenten brütet nur die Eiderente in Deutschland und das größtenteils in Schleswig-Holstein.
Die anderen Arten Berg-, Eis-, Samt- und Trauerente kommen als Herbst und Winter-Gäste an den Küsten von Nord- und Ostsee vor. Eis- und Eider-Enten sind geschützte Arten. Jagdbar sind Berg-, Samt- und Trauerente. Diese Entenarten haben ihre Brutheimat im hohen Norden Norwegens, Islands, Schwedens, Finnlands und der russischen Tundra. Sie überwintern an Deutschlands Küsten, die Bergente auch auf den Voralpenseen. Die Meeresenten spielen jagdlich aber eine untergeordnete Rolle, weil sie sich zumeist fernab vom Ufer aufhalten.
Jagd auf Enten
Bei der Jagd auf Enten muss man berücksichtigen, dass es zahlreiche Entenarten gibt. Jagdbare, geschonte und geschützte Arten müssen dem Jäger in Aussehen und Lebensweise bekannt sein. Vorwiegend wird in Deutschland auf die Stockente gejagt. Zur Entenjagd gehören neben einer guten Artenkenntnis aber auch Treffsicherheit und ein brauchbarer Hund.
Zur Jagd braucht man Erfahrung und Übung, die man sich auf dem Schießstand aneignen kann, um das Vorhaltemaß und das Mitschwingen zu erlernen. Immer wieder hört man von großem Munitionsverbrauch und kleinen Strecken. Aber durch schlechte Schussleistungen werden einige Vögel nur angebleit. Deshalb darf die Schussentfernung nicht zu groß sein. Als Anhalt gilt die Regel, dass man die Farbe des Schnabels deutlich erkennen sollte, denn dann ist die Ente in schussbarer Entfernung. Kommt ein Schoof, darf man nur abseits fliegende Enten beschießen.
Ohne brauchbaren Hund wird nicht auf Enten gejagt, denn nur mit dem Hund ist eine Nachsuche im Schilf und Bruch und auf dem Wasser möglich. Bei der Jagd auf Enten soll an Gründel-Gewässern nicht mehr mit Bleischrot gejagt werden, um Bleivergiftungen der gründelnden Enten auszuschließen.
Eine beliebte Jagd ist die auf dem Entenstrich. Dabei erwartet man die Enten an den Schlafgewässern und bejagt sie beim Einfallen. Verbreitet ist auch die Stöberjagd an Fließgewässern.
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