Der Revierinhaber und seine Mitjäger haben vielfältige Möglichkeiten, Wildschäden im Wald zu verhindern.
Von Hans Joachim Steinbach
Schälschaden an einer Kiefer. Rot-, Dam-, Muffel- und Sikawild schälen, Rehwild dagegen nicht. Nadelbäume harzen verstärkt, um die verwundeten Stellen zu überwallen und somit den Saftstrom wieder zu ermöglichen. |
Welche zusätzlichen Äsungsmöglichkeiten können in Waldrevieren geschaffen werden?
Wildäcker in der Nähe von Einstandsgebieten (Dickungen) und an den Wechseln anlegen. Grünlandflächen und Wildwiesen im Wald erhalten und pflegen (Mahd, Kalkung, Kräuter einsäen). Wildäcker und Wildwiesen sollen gleichmäßig im Revier verteilt sein. Masttragende Baumarten wie Eiche, Rosskastanie, Eberesche, Wildapfel, Wildbirne erhalten (auskesseln oder freischneiden) und vermehren. Pflege und Mehrung (mit Wildlingen aus dem Revier) von Beerensträuchern wie Him-, Brom- und Blaubeeren.
Anpflanzen von Verbissgehölzen, Schaffung von Strauchgärten und Prossholzflächen. Als Verbissgehölze, die vom Wild bevorzugt werden eignen sich zum Beispiel: Aspe, Weide, Liguster, Eberesche, Felsenbirne, Heckenkirsche und alle Strauchweiden.
Welche Auswirkungen haben häufige Störungen auf die Höhe von Wildschäden?
Ruhe und Störung haben erhebliche Einflüsse auf die Höhe der Wildschäden. Wird ein Revier vielfältig und oft gestört, ist das Wild gezwungen, sich in die Dickungen zurückzuziehen. Dort wird es vermehrt schälen und verbeißen, weil es zur notwendigen Äsung nicht oder nur in der Nacht zu den Waldwiesen oder Wildäckern ziehen kann.
Häufige Störungen führen zur Flucht des Wildes. Flüchtiges Wild verbraucht mehr Energie und muss mehr Äsung aufnehmen.
Wie kann der Revierinhaber Wildkonzentrationen vermeiden?
An erster Stelle steht die Regulierung des Wildbestandes (Wildbewirtschaftung). Wilddichte, Altersklassenaufbau und Geschlechterverhältnis müssen durch eine verantwortungsvolle Bejagung in Übereinstimmung mit den natürlichen Revierverhältnissen gebracht werden.
Um Wildkonzentrationen zu vermeiden, sollten viele kleine Äsungsflächen, gleichmäßig verteilt über das gesamte Revier angelegt werden.
Wie beeinflusst die Jagdausübung die Wildschäden?
Unsachgemäße Jagdausübung und hoher Jagddruck wirken als erheblicher Störfaktor im Revier. Häufiges Abfahren der Waldwege, Pirschen oder Ansitzen mit schlechtem Wind, häufiges Stöbern mit dem Jagdhund, viele kleine Jagden stören erheblich in den Wildeinständen und führen dazu, dass Wild heimlich wird und sich in die Dickungen zurückzieht, wo es mehr schält und verbeißt.
Welche zusätzlichen Verhütungsmaßnahmen von Wildschäden gibt es im Wald?
Die Zäunung von Kulturen und Sonderkulturen, insbesondere von Laubholzkulturen unter Nadelhölzern oder von Baumarten, die im Revier keine Hauptbaumarten sind. Einsatz von mechanischen und chemischen Wildverbissabwehrmitteln in Kulturen oder an Einzelbäumen, Fegeschutz an Einzelbäumen.
Welche Wildart hat besonders für waldbauliche Maßnahmen positive Effekte?
Schwarzwild, denn es bricht den Boden bei der Nahrungssuche um und schafft somit ideale Keimbedingungen. Aufschlagende Früchte und anfliegende Samen können so besser aussamen (Naturverjüngung). Außerdem vertilgen Sauen Mäuse, Kerfe, Schnecken und andere Forstschädlinge. In Forstkulturen und auf Wildäckern machen Sauen allerdings auch starke Schäden.
Foto: Svem-Erik Arndt