Jedes Jahr dasselbe Spiel: Wenn der Raps gedroschen wird, wählen zahlreiche Landwirte oder Lohnunternehmer eine viel zu hohe Schnitt höhe. So ist bei ebenerdigem Stand nicht nur der Kugelfang ein großes Problem, sondern auch die Sichtbarkeit eventueller kleiner Frösche sowie das nicht vorhandene freie Schussfeld.
All diese Probleme lassen sich so lösen, wie es in Mecklenburg Vorpommern bereits seit einigen Jahren Pflicht ist: Bei Erntejagden darf dort nur von Ansitzeinrichtungen geschossen werden. Der Grund: Zu häufig kam es zu teils tödlichen Jagdunfällen. Das Aufstellen von Drückjagdböcken an geeigneten Stellen rund um den Rapsschlag (Fernwechsel, Plätze mit ausreichend Kugelfang, nahegelegene Deckungen/Dickungen) ist eine Möglichkeit. Eine andere ist der Erwerb oder aber die Konstruktion von Ansitzeinrichtungen, die mit dem Auto verbunden sind.
Fotos: Hersteller
Fakten zum Recht
Immer wieder stellen sich Jäger dabei die Frage, ob die Jagd vom Auto aus nicht verboten ist. Dazu möchte ich aus einem Artikel von unserem Rechtsexperten RA Dr. Heiko Granzin zitieren (DJZ 10/17, S. 8 ff.): „Nach Paragraf 19 Abs. 1 Nr. 11 Bundesjagdgesetz ist zwar die Schussabgabe aus dem Auto heraus verboten, aber nicht vom Auto herunter. Ein durchschnittlicher Geländewagen er reicht an die 2 Meter ‚Widerrist höhe’ und somit veritable Drückjagdbockdimensionen.“ Damit ist im Grunde alles gesagt. Abgesehen von einzelnen Landesjagdgesetzen, in denen diese Form des Ansitzes teilweise verboten sein mag, hat der Gesetzgeber nichts dagegen, dass Jäger von der Ladefläche ihres Pickups oder aber vom Autodach aus jagen. Fahren darf das Auto dabei allerdings nicht. Zu beachten ist außerdem die UVV Jagd, die zu diesen Ansitzeinrichtungen nichts Spezifisches sagt. Insofern gilt für sie dasselbe, was für mobile Drückjagdböcke oder aber stationäre Hochsitze gilt: vor allem fachgerechte Errichtung sowie Standsicherheit!
Dies ist sowohl mit Produkten möglich, die der Markt anbietet, als auch mit Eigenkonstruktionen. Mit die günstigste und einfachste Variante ist sicherlich das Befes tigen eines Drückjagdbockes auf der Ladefläche eines Pickups. Mit Spanngurten lässt er sich bombenfest fixieren, und für das Besteigen der Ladefläche wird keine extra Leiter benötigt. Eine Stand höhe von etwa 2 Metern ist damit unproblematisch zu erreichen.
Etwas schwieriger wird es, wenn lediglich ein Autodach inklusive notwendiger Dachreling zur Verfügung steht. Aber auch dafür lässt sich mit konstruktivem Geschick eine Ansitzeinrichtung fertigen – ob aus Metall oder Holz. Wer sich das nicht zutraut, kann eben so wie bei der Pickup Ladefläche auf Kauf Angebote zurückgreifen. Beispielhaft seien hier für die Pick up Ladefläche sowie für Autodächer 2 Varianten vorgestellt:
Bassner Pick-up- Drückjagdbock
Unter der Bezeichnung „Bock BP_240“ verkauft Bassner Holz bau (www.jagdkanzeln.de) einen für Pickup Ladeflächen zugeschnittenen Ansitzbock. Das Grundmaß am Boden beträgt 120×120 Zentimeter, die Podest höhe liegt 130 Zentimeter oberhalb der Ladefläche. Sein Gewicht beträgt etwa 80 Kilogramm, und für 145 Euro (zzgl. Versand) wechselt er den Besitzer. Mit entsprechenden Vorrichtungen auf der Ladefläche des Pickups wird dieser Bock mittels Spanngurt(en) fixiert. Wahlweise auch auf einem Anhänger und als 3 Meter hohe Variante. Insgesamt eine günstige „Ernte Bock“Möglichkeit.
Mit Spanngurten fixiert, bieten solche Pick-up-Böcke Sicherheit.
Betker Jagdkanzel
Teurer wird es, wenn Metall als Material zum Einsatz kommt und das Ganze aufs Autodach soll. Eine überzeugende Konstruktion kommt von Metallbau Betker (www.betkerjagdkanzel.de). Der aus Leichtmetall gefertigte Aufbau wiegt nur 40 Kilogramm und ist zusammenklappbar. In lediglich 6 Schritten ist der Ansitz inklusive Sitzbrett aufgebaut. Ebenso schnell ist er wieder flach auf 24 Zentimeter zusammengefaltet. Die Maße betragen 126 x 105 x 100 Zentimeter. Das Aluminium ist pulverbeschichtet, regulär in Tannengrün. Es sind aber auch andere Farben erhältlich. Über eine ausklappbare Leiter ist dieser Ansitz seitlich oder aber von hinten zugänglich. Stattlich ist der Preis: Ab 2.999 Euro ist die Konstruktion zu haben.
Diese Kanzel lässt sich auf dem Autodach auf 24-Zentimeter zusammenklappen.
Resümee
Könnte sich hier ein Ansitz lohnen? Ein Probesitz wird`s zeigen.
Egal ob Ladefläche oder Autodach, selbst konstruiert oder gekauft – Fakt ist, dass die Konstruktionen auf geländegängigen Fahrzeugen ein Höchstmaß an Flexibilität und Sicherheit bei der Erntejagd bieten. Und das trifft nicht nur bei dieser Jagdart zu. In Verbindung mit Tarnnetzen eignen sie sich auch für Spontanansitze an wildschadensträchtigen Stellen, für den Ansitz in einer hochsitzfreien Revierecke oder aber für das Ausloten eines neuen Ansitzplatzes. Einzige Voraussetzung: ein halbwegs ebener Boden. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Tüfteln und Weidmannsheil bei der sicheren Erntejagd!
Erntezeit – Saujagd am Raps