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Prominente Jäger: Dr. Knut Bellinger

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Mit hochwertigen Bekleidungsartikeln machte sich Dr. Knut Bellinger einen Namen und Millionen. Das Geld investierte er sinnvoll: Seit den 1950er Jahren jagte er auf fast allen Erdteilen. In seinem Shangri La zeugen ungezählte Trophäen von aufregendem Weidwerk.

Von Hans Jörg Nagel

 

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Foto: Hans Jörg Nagel

Er nennt es Shangri La. Dr. Knut Bellingers „Paradies auf Erden“ ist eine etwa 400 Quadratmeter große Halle. Auf 2 Ebenen reiht sich Trophäe an Trophäe. Antilopenarten, Bären, Raubkatzen, Büffel und Bergwild sind nach Vorkommen platziert. Alles full mount.

Mehr noch: An den hohen Wänden eine Schulter-Montage neben der anderen: Das geht von Kudus, Gnus und Oryx bis Marco-Polo-Argali und Steinböcken einmal rund um den Globus. Lange dauert es, bis der Besucher einen groben Überblick hat, Neues entdeckt er noch nach Stunden. Eine einmalige Sammlung!

„Ich bin vor allem ein Abenteurer“, betont Dr. Knut Bellinger, der konsequent in englischer Kolonial-Kleidung auftritt. „Dazu gehört aber eben auch die Jagdausübung“, legt er nach. Sein Blick schweift durch die Halle, als er sagt: „Für mich stehen all diese Trophäen für besondere Erlebnisse, größtenteils in den unwirtlichsten Winkeln der Erde. Für lange, kalte Nächte im Busch oder Berg, für Begegnungen mit Einheimischen und für spannende Pirsch.“ Gezählt hat er die Präparate nie, aber es werden wohl so um die 400 sein.

Nur mit Nachdruck überrede ich den heute 83-Jährigen zu einer geschätzten Auflistung: „Hier stehen und hängen so etwa 20 Antilopen-, 5 Katzen- und 4 Bärenarten, 8 unterschiedliche Hirschartige, 10 verschiedene Schafarten. Mit den Reptilien, Ziegen usw. sind es wohl 50 verschiedene Wildarten.“

 

Schon mit 14 den Jagdschein

 

Der kleine Knut wuchs abwechselnd auf Gütern in Westpreußen und der Magdeburger Börde auf. Mit 8 Jahren bekam er sein erstes Luftgewehr.

Bereits mit 14 Jahren machte Bellinger die Jägerprüfung. „Dem privatReichsjägermeister sei Dank“, sagt er und schmunzelt etwas verlegen. Göring habe wegen des Krieges Jäger gebraucht, um das Schalenwild zu reduzieren und Fleisch für die Soldaten zu bekommen. Deshalb durften Söhne von Gutsbesitzern und Bauern statt mit 16, bereits mit 14 Jahren den Jagdschein machen.

Der spätere Großwildjäger fing allerdings ganz klein an: „Noch 1944 erlegte ich mein erstes Stück Wild. Einen Eichelhäher. Den schoss ich mit einem KK vom Baum.“ Danach war erstmal für einige Jahre Schluss mit der Jägerei. „1945 flohen wir vor den Russen Richtung Westen. Über viele Umwege landete meine Familie in Köln.“

Erst 1954 ging´s jagdlich wieder los. Bellinger hatte zwischenzeitlich die Tochter des Firmengründers Dykhoff geheiratet – eine gute Partie! „Mein Schwiegervater hatte in der Eifel bis 1982 ein Revier. Das Jagen dort hat mir viel Spaß gemacht, aber meine Passion hat mich in die große, weite Welt gezogen“, bekennt er.

Und die brachte ihn erstmal nach Kenia. Das war 1957. „Ein Onkel von mir hatte mich zum Camp-Meat-Schießen eingeladen. Das war der Startschuss. Afrika hat mich mein Leben lang nicht mehr losgelassen.“

 

Lebensretter Medizinmann

 

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Als es noch möglich war: In Brasilien erlegte Dr. Knut Bellinger einen gewaltigen JaguarFoto: privat

So ging es bereits 4 Jahre später nach Mosambik. „Das waren noch Zeiten“, strahlt der begeisterte Zigarrenraucher und geht ins Detail: „Das ganze Land war voller Wild. Wir jagten nach Herzenslust – ohne Telefon, GPS und Laptop.

Wochenlang waren wir im Busch unerreichbar. Abenteuer pur!“
Absicherung oder gar Angst kennt Bellinger nicht: „Wenn es einen erwischt hat, muss auch ein bisschen gestorben werden“, fügt er eiskalt hinzu.

Einmal hätte es ihn fast selbst erwischt. Gejagt wurde auf Giant Eland und Waldelefant im Grenzbereich zum Süd-Sudan. Ein Insekt stach ihm in die Kniekehle. „Kurz darauf bekam ich Sehstörungen und Schüttelfrost. Mir wurde schwindelig. Auf der Haut bildeten sich rote Flecken“, erinnert sich Bellinger. Tagelang verabreichtes Penizillin blieb wirkungslos.

In der Not wurde ein Medizinmann geholt. Der Kölner: „Ein kleines Männchen mit ascheweiß gefärbter Haut, Knochenketten und einem Lederbeutel voller Kräuter und Säfte kam an mein Lagerbett. Ich war damals mehr tot als lebendig. Er wickelte meinen ganzen Unterleib mit Blättern ein. Es brannte wie Feuer. Dann musste ich noch aus einem Affenschädel eine braun-klumpige Flüssigkeit trinken. Es war furchtbar.“

Danach habe er 2 Tage geschlafen und sei anschließend wieder völlig beschwerdefrei gewesen. „Der Schamane hat mir das Leben gerettet“, ist sich der Großwildjäger sicher.

Als Dank schickte er dem Medizinmann vom Stamm der Dinkas eine Büffelkeule. Als „Empfangsbestätigung“ kamen 2 Floating bones – Schlüsselbeinknochen des Leoparden – zurück. Und er wurde informiert: Der Medizinmann wird kein 2. Mal kommen. Sein Zauber wirkt bei einem Menschen nur einmal!

Doch nicht alle Jagdabenteuer gingen so gut aus. Es gab auch Tote. Zum Beispiel einen Amerikaner in den 1970er Jahren in Tansania. Der ranke Weidmann berichtet: „Ein Ami aus unserem Camp wollte Fotos von Flusspferden machen. Dazu setzte er sich frühmorgens ausgerechnet an einem Wechsel an. Das nahm ihm eine Flusspferdmama krumm. Sie zerstampfte den Mann, so dass nur noch Matsch übrigblieb. Ein grauenvoller Anblick.“

Etwa 100 Jagdreisen hat Knut Bellinger in 44 Jahren gemacht. Auf fast allen Kontinenten führte er Büchse und Flinte: „Ich war nie ziellos unterwegs, hatte immer klare Jagdstrategien.“

Das funktionierte nicht immer: 3 mal sei er als Schneider aus dem Tian-Shan-Gebirge (Kirgistan) zurückgekehrt, ehe es ihm gelang, einen kapitalen Marco-Polo-Widder zu erlegen. Gleichviele Anläufe benötigte er, um schließlich einen Bongo in Zentralafrika zur Strecke zu bringen.

 

Lieblingstrophäe: ein Trapphahn

 

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Dr. Knut Bellinger liebt den besonderen Auftritt: Hier im Kolonialstil,…Foto: privat

„Kompromisse kommen für mich nicht in Frage. Meine Vorgaben sind klar: Das Wild muss reif und kapital sein“, bekennt der Unternehmer im Ruhestand. Auf der anderen Seite sind ihm „Inch-Jäger“ zuwider: Ich kenne weder Länge, Durchmesser noch Gewicht meiner Trophäen!“

Vom Ansitz aus Wild zu erlegen, war nie seins. Bellinger ist Pirschjäger. Allerdings: Früher haben ihn auch Treibjagden auf Hase und Fasan begeistert: „Wir erlegten seinerzeit bei Zurndorf im österreichischen Burgenland auf 12.000 Hektar pro Jagdtag bis zu 2.000 Hasen. Doch das war für mich eher Schießsport als echte Jagd.“

Knut Bellinger hat Bücher über seine Jagdreisen geschrieben und Filme gedreht (zum Film) Er erinnert sich an alle Abenteuer, kann jede Trophäe dem Erlebnis zuordnen. Aber da sind 2 freie Flächen in seinem Shangri La: „2 Wildarten waren mir nicht vergönnt. Zum einen ein Markhor.“ Zweimal sei er ganz nah dran gewesen, in Pakistan und Turkmenistan. Aber geklappt hat es mit der Schraubenziege nicht.

„Und dann ein Schneeleopard.“ Den habe er in Nepal zwar vorgehabt, sich aber zum Schuss nicht entschließen können. „Ich war zu überwältigt von dieser wunderschönen Katze.“ Auch auf diesen großen Vogel, der extrem scheu sei, habe er jahrelang in Tschechien und Rumänien erfolglos gejagt. Erst in Ungarn sei es ihm geglückt.

Von dieser Reise nahm der Großwildjäger übrigens den Namen für seine Trophäenhalle mit. Und in der findet sich auch das Präparat eines Trapphahns. „Meine Lieblingstrophäe“, bekennt der Abenteurer überraschenderweise.

Auch auf diesen großen Vogel, der extrem scheu sei, habe er jahrelang in Tschechien und Rumänien erfolglos gejagt. Erst in Ungarn sei es ihm geglückt.

 

„Wie lange lebst Du noch?“

 

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… oder auf dem Balkon seines Shangri LaFoto: Hans Jörg Nagel
Seit 2000 jagt Dr. Knut Bellinger nicht mehr. Ihm ist die Jagd heutzutage zu „überorganisiert“. Ihm fehlt das Abenteuer, die Einsamkeit, die Spannung, das Unvorhersehbare. Dafür verbringt er so viel Zeit wie möglich in seinem Kölner Shangri La.

Natürlich sind dem Jäger alle Präparate hier ans Herz gewachsen. Herausragend aber ist ein Walross, das er in den 1980er Jahren vor Alaska erlegte, und ein 6 Meter großes Salzwasserkrokodil, das er 1986 in Tansania streckte. „Übrigens war das über viele Jahre hinweg das größte Afrikas“, ergänzt der rüstige Rentner im Tropenoutfit.

Und wegen eines ganz speziellen Präparats bangt Bellinger sogar um sein Leben. Eine Saiga-Antilope. Die hat er in den 1970er Jahren in Kasachstan erlegt. Er berichtet mit einem Lächeln: „Die Fullmount-Trophäe zeigte ich vor langer Zeit einem befreundeten Museumsleiter. Der war völlig von den Socken. Er ist sich absolut sicher, dass das die einzige im Winterhaar ist – weltweit! Ich versprach ihm, dass er sie nach meinem Tod für sein Museum geschenkt bekommt. Seitdem ruft er alle 6 Monate bei mir an und fragt, wie lange ich noch zu leben gedenke.“

 
 

Steckbrief:

 

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Dr. Knut Bellinger kam am 20. Februar 1930 in Oberhausen (NRW) zur Welt. Seine Jugend verbrachte er auf Gutshöfen in Westpreußen und der Magdeburger Börde. Seinen Jagdschein machte er (auf Grund einer Ausnahmeregelung) bereits mit 14 Jahren. Auf der Flucht vor den herannahenden Russen verschlug es die Familie Bellinger schließlich nach Köln (1952). Hier studierte er Betriebswirtschaftslehre, promovierte und wurde Vorstandsassistent bei Ford. 1957 heiratete Bellinger seine Freundin Marga, eine geborene Dykhoff, und 1960 stieg er in das bekannte gleichnamige Bekleidungsunternehmen ein. 1962 übernahm er die Geschäftsführung des Bekleidungsherstellers bis zum Verkauf des Unternehmens 1984. Aus der Ehe mit Marga gingen 3 Töchter hervor, nach Scheidung und erneuter Heirat kamen 3 Söhne hinzu.
 
 

 

 
 
 


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