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Prominenter Jäger: Carl Fürst zu Wied

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DJZ 07/2014

Carl Fürst zu Wied lebt mit Familie in seinem Residenzschloss in Neuwied (Rheinland-Pfalz). Der 52-Jährige weidwerkt auf rund 3.000 Hektar, wovon ein Großteil Eigenjagd ist. Sein besonderes Steckenpferd ist das Rotwild. Aber ihn zieht es auch ins Ausland zur „Jagd mit Freunden“.

Von Hans Jörg Nagel

 

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2013 erlegte der Fürst in Namibia einen Warzenschwein-Keiler (Foto: privat)
Direkt am Rhein liegt Schloss Neuwied. Zur Zeit werden Teile des Hofs saniert, trotzdem fesselt die dreiflüglige Residenz den Blick des Betrachters. Mächtig steht sie da, tip-top gepflegt die Außenanlage, wuchtig und glänzend das Wappen auf dem Torbogen. Die wehende Familienflagge auf dem Dach verkündet: Der Hausherr ist vor Ort.
Er bittet ins Schloss hinein. Märchenhaft auch der Innenbereich: Hohe Säle, Ahnengalerien, Skulpturen, mächtige Gemälde, dicke Teppiche, breite Treppen. Eine davon führt hoch ins Waffenzimmer. Eine echte Schatzkiste. Museumsgleich stehen hier in mehreren Sicherheits-Glasvitrinen Büchsen und Flinten aus Urzeiten. Auf Hochglanz poliert, aber „spürbar“ mit Geschichte. „Es sind wohl annährend 200. Alle wurden von meinen Vorfahren geführt.“ Hausherr Carl Fürst zu Wied ist sichtlich stolz auf die Sammlung, die zudem die Entwicklung der Jagdgewehre einzigartig veranschaulicht: „Das geht von Radschlossgewehren, Steinschloss- und Perkusions- über Zündnadelgewehre, bis hin zu Windbüchsen und natürlich modernen Hinterladern“, erklärt der Fürst.
Er verweist mit einem Lächeln auf den Schaft einer alten Büchse: „Hier sind die Wildarten und Abschusszahlen des wohl bekanntesten Mitglieds meiner Familie, dem Amerika-Forscher Prinz Maximilian, eingraviert. Man sieht: Die Waffe war auch fleißig in Gebrauch.“
Das „ordentlich Streckemachen“ hat die Familie zu Wied beibehalten. Auch der amtierende Schlossherr ist ein fleißiger Weidmann: „Ich bejage meine knapp 3.000 Hektar große Jagd mehr oder weniger alleine – mal abgesehen von den Drückjagden. Und da kommt so einiges zusammen.“ Im Durchschnitt pro Jahr: 80 Stück Rotwild, 140 Sauen und 130 Stück Rehwild.
 

„Schnepfen-Mist“ und der Nase nach

 

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Carl zu Wied hat sein erstes Jagderlebnise detailgetreu im Kopf (Foto: Hans Jörg Nagel)
„Jagd war in meiner Familie immer ein Thema“, erinnert sich der 52-Jährige. Sein Vater Friedrich Wilhelm hat ihn schon früh an das Weidwerk herangeführt. Aber es war nicht so, dass alles Grüne gleich schmeckte: „Als ich 5 Jahre alt war, nahm mich mein Vater im Frühjahr mit zum Schnepfenstrich. Davon sind mir nur noch Kälte, Stillsitzen und Langeweile in Erinnerung. Das war Schnepfen-Mist!“
Trotzdem entwickelte sich in Carl zu Wied die Passion, die auch sein Vater innehatte. „Mein Großvater und Urgroßvater haben auch gejagt, aber durch die Erfahrungen aus beiden Kriegen war ihre Lust am Waffengebrauch deutlich reduziert“, berichtet der großgewachsene Fürst. Außer Spatzen mit dem Luftgewehr habe er als Kind und Jugendlicher keine Strecke machen dürfen. Sein Vater war da streng.
Nach einem Studium der Betriebswirtschaft war es dann aber 1984 soweit. Der Fürst löste seinen 1. Jahresjagdschein. Die Laufbahn als Weidmann begann standesgemäß: „Ich erlegte einen Knopfbock“, berichtet er und betont, dieses erste Erlebnis noch detailgetreu im Kopf zu haben: „Mit einem Berufsjäger pirschte ich abends durch den Wald. In einer Fichtenkultur im Gegenhang entdeckten wir das Unglückstier. Ich legte an und ließ auf 120 Meter fliegen. Am Anschuss war alles, nur nicht mein Bock. Aber es lag etwas in der Luft!“ Die beiden folgten der herben Wittrung und standen alsbald vor dem längst verendeten Knopferl. Der Schuss saß etwas weit hinten – weich.
 

Kapitale Hirsche, magere Rehe

 

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In Ungarn streckte der Fürst einen Hirschen (Foto: privat)
Der Großteil der Wiedschen Jagd ist Wald. Die wenigen Ackerflächen am Rand gehören ihm ebenfalls und sind größtenteils gezäunt. Deshalb nennt er seine Wildschäden „nicht nennenswert“. „Natürlich bricht mal eine  Sau im Grünland, und auch so manche Fichte ist geschält“, zeigt sich zu Wied nervenstark: „Wir achten allerdings auch konsequent darauf, dass die Schäden nicht überhandnehmen!“
Auf das Rotwild wirft der Fürst ein besonderes Auge. Alles andere ordnet er dieser Wildart unter. Zu Wied: „Vor allem im Wald vermeide ich jede unnütze Störung!“
Das scheint Erfolg zu haben: „Mein Vater hat alle 10 Jahre einen guten Hirsch erlegt, ich in den vergangenen 10 Jahren bereits 8.“ Ob das an höheren Wildbeständen oder am vorsichtigeren Ansprechen der Alten liegt – da ist sich der 52-Jährige nicht ganz sicher. Er hat aber festgestellt, dass konsequente Ruhe in den Waldeinständen und revierübergreifende Zusammenarbeit in Hegegemeinschaften Waldschäden deutlich reduziert.
Das heißt aber nicht, dass zu Wied bei anderen Schalenwildarten den Finger gerade lässt. „Ganz und gar nicht! Durch die Größe des Reviers gibt es jahraus, jahrein genug Plätze, wo ich nach Herzenslust weidwerken kann“, bestätigt er.
Und das tut er, so oft es sein Terminplan zulässt. Im Mai hat der Fürst bereits 6 Böcke erlegt. Aber hierbei auch etwas festgestellt: „Darunter sind 2 Jährlinge. Der eine brachte gerade mal 8 Kilo auf die Waage, der andere 10. Vermutlich ist sowohl der innerartliche als auch der Druck von Schwarz- und Rotwild zu groß.“ Fakt ist jedenfalls: Aus den Aufzeichnungen der Jagdstrecken geht hervor, dass das Rehwildgewicht vor 20 Jahren durchschnittlich 16 Kilogramm betrug, während die fürstlichen Rehe heute im Schnitt 12 Kilo auf die Waage bringen.
 

„Erlebnisse mit Freunden teilen“

 

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Fürstliche Gamsjagd (Fotos: privat)
Der Fürst liebt Drückjagden, aber nicht nur „weil da was los ist“, sondern weil es seiner Meinung nach die effektivste Jagdmethode ist. Ebenso gerne pirscht er „laut schreiend“ auf den Brunft-Hirsch: „Weil man da so herrliche Überlegungen zum Einstand des Hirsches, Windrichtung, besten Weg zu ihm, Rasierwasser und Hemdauswahl anstellen kann. Aber oft wäre es doch anders besser gewesen!“ Er erinnert sich an ein besonderes Brunfterlebnis, bei dem er statt Lockrufe beinahe Schmerzensschreie von sich gegeben hätte: „Das war vergangenes Jahr in Ungarn. Auf Einladung meines Schwiegervaters pirschte ich einen meldenden Hirsch an. Der mich begleitende Berufsjäger antwortete. Plötzlich brach der Geweihte aus der nahen Dickung und nahm uns mit gesenktem Haupt an. Er war stinksauer. Etwa 10 Meter vor uns drehte er zur Seite ab. Freigabe durch meinen Jäger. Tödlicher Schuss.“ Hirschjagd in ihrer schönsten Form.
Im selben Jahr ein weiteres Erlebnis. Zu Wied: „Diesmal in Rumänien, wo ich an einer Drückjagd auf Sauen teilnahm. Neben der Freude über eine gut organisierte Jagd und schöne eigene Strecke durfte ich einen Keiler mit ganz besonderer Trophäe erlegen. Der etwa 90 Kilo schwere Basse hatte doppelte Haderer. Eine Trophäe, die durch ihre Einzigartigkeit diese Jagd zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hat.“
Den Fürsten zieht es jagdlich aber auch nach England. 2 Mal im Jahr stellt er auf der Insel Fasanen nach. Auf die Frage: Wie sind Sie mit der Flinte?, antwortet er mit wohltuendem Humor: „Laut!“ Vergangenes Jahr wurde er bei einem Kurzbesuch in Namibia vom Afrika-Virus infiziert: 3 Stück Wild von Freitag bis Sonntag. Das ist Passion!
Viel Freude hat Fürst zu Wied auch an Monterias in Spanien oder bei der Gams- und Birkhahnjagd in Österreich. Der 52-Jährige: „Das Weidwerken im Ausland ist besonders reizvoll, weil man neben der Jagd mit gleichgesinnten Menschen anderer Länder in Kontakt kommt. So habe ich den in Kasachstan erlegten Argali in der Jurte des Jagdführes, von dessen Frau zubereitet, gegessen und auch hinreichend totgetrunken.“ Aber vor allem liebt er es, Jagdausübung und die Erlebnisse drumherum mit Freunden zu teilen. Die gemeinsame Freude darüber sei doppelte Freude, betont er.
 

Wildbret für Senioren (?)

 

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Jagen für die Küche: Was im Wiedschen Revier erlegt wird, landet auf dem Teller (Foto: privat)
Was im Wiedschen Revier erlegt wird, landet auf dem Teller. Natürlich nicht alles in der fürstlichen Küche, aber vorrangig in der Region. Der Fürst: „Vor 5 Jahren haben wir eine Wildkammer eröffnet. Dort verkaufen wir frisches Wildbret, Wurst, Schinken und so weiter. Der Renner sind Bratwürstchen und Wildknacker.“ Der Fürst hat aber festgestellt, dass vor allem die ältere Generation zu seinen Kunden zählt: „Es wäre sehr schön, wenn sich auch jüngere Menschen mehr für Wildbret interessieren ließen. Hier sollte die Öffentlichkeitsarbeit der Jagdverbände ansetzen!“
Er selbst hat mehrere „grüne Posten“ inne. So ist er Vorsitzender des Naturparks Rhein Westerwald, Kreisjagdmeister und darüber Mitglied im Landesjagdbeirat. Zudem Vorsitzender der Rotwildhegegemeinschaft Neuwied. Alles Ämter mit Tradition: Denn die sind, seit es sie gibt, fast durchgehend von Familienmitgliedern besetzt.
 

 

Steckbrief

 

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Friedrich August Maximilian Wilhelm Carl Fürst zu Wied kam am 27. Oktober 1961 in Neuwied zur Welt. Seine Eltern sind Friedrich Wilhelm Fürst zu Wied und Guda zu Waldeck und Pyrmont. Die Grafschaft Wied (seit 1784 Fürstentum) geht mit Umwidmungen bis auf das 12. Jahrhundert zurück. Als Begründer des Hauses gilt Metfried, Gaugraf vom Engersgau. Das Residenzschloss Neuwied wurde von 1707 bis 1756 erbaut. Der amtierende Schlossherr studierte Betriebswirtschaft. Er bewirtschaftet rund 5.500 Hektar Waldfläche und ist Anteilseigner einer Stahlfirma. Den Jagdschein machte er 1984. Carl Fürst zu Wied ist mit Isabelle Prinzessin von Isenburg aus Birstein verheiratet und hat zwei Söhne sowie eine Tochter.
Carl Fürst zu Wied verstarb im März 2015 im Alter von nur 53 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Nachruf der DJZ…
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