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Der Saustopper

19811

Manchmal reicht selbst der Revolver in .44 Magnum nicht aus. Gleich doppelt soviel Energie liefert die .454 Casull, aber mit horrendem Rückstoß. Ruger produziert jetzt eine neue Patrone, die zwischen beiden Kalibern liegt – und liefert den Revolver gleich mit: Ruger Super Redhawk in .480 Ruger.

Von Norbert Klups

Super Redhawk von Ruger

Den Super Redhawk gibt es jetzt schon seit gut zwölf Jahren. Zunächst war er für die .44 Magnum eingerichtet. Dann baute Ruger diesen schweren Double-Action-Revolver auch in Kaliber .454 Casull.

Technische Ausstattung

Das Flaggschiff der Firma Ruger ist mit dem Schlosswerk der Modellreihe GP 100 ausgestattet. Auf einen Blick erkennbar wird das nach Abnahme der Griffschalen oder besser des Griffstückes. Denn der Gummi-Griff des Super Redhawk mit Holz-Einlagen besteht aus einem Stück. Statt des üblichen Griffrahmens kommt nur ein kurzer „Griffstummel“ zu Tage.

In diesem Stummelgriff befindet sich die Hahnfeder auf einer Federführungsstange. Typisch Ruger ist der massive Rahmen ohne abnehmbare Seitenplatte. Der leicht herausnehmbare Schlossmechanismus ist mit dem Abzugsbügel verbunden und sehr servicefreundlich.

Wie alle Ruger-Revolver besitzt auch der Super Redhawk einen separat im Rahmen gelagerten Schlagbolzen. Nur bei durchgezogenem Abzug kann der Hahn den Schlagbolzen erreichen. Ruger Revolver sind damit weitgehend fallsicher.

Das Abzugsgewicht der Testwaffe betrug Single Action 1700 und Double Action 4200 Gramm. Der Abzug kommt trocken ohne spürbaren Weg.

Auch bei der Verriegelung der Trommel geht Ruger eigene Wege. Die eigentliche Verriegelung wird nicht von der Trommelachse übernommen, sondern liegt in der Rahmen-Rückseite und im Kran. In den Kran ist eine kleine, gefederte Klinke eingebaut, die beim Einschwenken der Trommel in eine Einfräsung am vorderen Rahmensteg eingreift. Gelöst wird die Trommel-Verriegelung über einen griffigen Drücker am linken Stoßbodenschild. Die 45-mm-Trommel hat spiegelblank polierte Kammern, und die Hülsen ließen sich problemlos auswerfen. Wegen des hohen Drucks wird als Trommel-Material 465er Stainless-Stahl verwandt.

Rahmen und vor allem Rahmenoberseite fallen ausgesprochen wuchtig aus und prägen entscheidend den Gesamteindruck der Waffe. Mit 18 mm Breite und 9,5 mm Dicke ist die Rahmenbrücke sehr massiv. Der Rahmen wurde um ein ganzes Stück nach vorn verlängert, um auf der Rahmen-Oberseite die Nuten für die Zielfernrohrmontage anbringen zu können, die ja einen gewissen Mindestabstand haben müssen.

So kann eine Zieloptik ohne vorheriges Anbringen einer Montageschiene mit der Ruger-Klemmmontage direkt auf den Rahmen angebracht werden. In die Unterseite der Rahmenverlängerung ist das Ejektorstangengehäuse integriert.

Auffallend ist der tief angesetzte Hahnsporn des Super Redhawk. Um ein Spannen des Hahnes auch bei aufgesetzter Zieloptik, die ja nach hinten über den Hahn herausragt, bequem zu ermöglichen, haben die Ruger-Techniker den Hahnsporn einfach tiefer gelegt.

Komfortable Visierung

Die Visierung besteht aus einem in die Rahmenbrücke eingelassenen Mikrometer-Visier mit präzisem Verstellmechanismus und weiß umrandeten Kimmenblatt. Auf einem sehr massiven und damit gut zur Waffe passendem Kornsattel sitzt ein seitlich eingeschobenes, auswechselbares Rampenkorn mit rotem Farbeinsatz. Wechselkorne lagen der Waffe leider nicht bei.

Die Waffe ist bis auf die Visierung aus rostträgem Stahl gefertigt. Die Oberfläche ist nicht hochglanzpoliert, sondern grau gehalten. Dieser Effekt wird durch Trommeln der einzelnen Waffenteile unter Zugabe von Farbpulver in einer Poliertrommel erzielt. Die Testwaffe ist erstklassig verarbeitet und weist keine äußerlich sichtbaren Werkzeugspuren auf.

Auch ein Blick in das Innere trübt den guten Eindruck nicht. Auch hier fehlen grobe Bearbeitung oder Werkzeugspuren. Timing und Fluchtung der Trommel-Bohrungen zum Lauf sind erstklassig und zeigen den hohen Qualitätsstandard der Waffe.

Das Kaliber .480 Ruger

Behilflich bei der Entwicklung der neuen Patrone war die Firma Hornady, die auch die neuen Patronen .450 Marlin oder .376 Steyr mitentwickelt hat. Ursprung der .480 Ruger war wohl die .475 Linnebough: eine Revolverpatrone, die auf Basis der .45-70 Government Hülse entwickelt wurde. Die Linnebough hat allerdings erheblich mehr Leistung und passt mit 40,64 Millimeter auch nur nach erheblichen Umbauten in einen Revolverrahmen. Kurze Zeit später gab es dann auch schon eine auf 35,6 Millimeter Hülsenlänge verkürzte Linnebough, die aber immer noch reichlich groß war und über entsprechende Leistung verfügte.

Die neue .480 Ruger ist eine nochmals verkürzte Version der .475 Linnebough und hat nur noch 32,5 Millimeter Hülsenlänge. Der Geschoss-Durchmesser ist aber mit der .475 Dia identisch, auch wenn Ruger als Kaliberbezeichnung .480 gewählt hat.

Die neue Patrone ist jetzt für die Rahmengröße gängiger .44 Magnum Revolver kompakt genug, so dass lediglich durch Austausch von Trommel und Lauf eine Waffe im Kaliber .480 Ruger geschaffen werden kann.

Schnell reagiert hat Taurus, die ihren Ranging Bull bereits auch im Kaliber .480 Ruger anbieten.

Laboriert wird die .480 Ruger mit 325 Grains schweren Teilmantelgeschossen. Die Hornady Werksladung wird mit 411 m/s angegeben, was einer Mündungsenergie von 1779 Joule entspricht. Eine .44 Magnum wird so deutlich übertroffen. Interessant an der neuen Patrone ist, dass diese Leistung bereits bei einem Gasdruck von 2400 bar erreicht wird.

Auf dem Schießstand

Zum Zeitpunkt des Tests standen noch keine Fabrikpatronen in Deutschland zur Verfügung, denn die Hornady-Laborierung ist mit hier nicht zugelassenen Hohlspitz-Geschossen bestückt. Hornady fertigt aber für den deutschen Markt eine Laborierung mit Teilmantelgeschossen, die in Kürze lieferbar ist.

Für den Test wurden daher Patronen mit Teilmantelgeschossen des belgischen Herstellers Degol geladen. Vor 24,8 Grains Hodgdon H 110 (Ladeangaben ohne Gewähr) in originalen Hornady Hülsen wurden aus dem 7,5 Zoll-Lauf des Ruger 410 m/s erreicht, was ziemlich genau der Fabrikpatrone entspricht. Auf 25 Meter schoss der Super Redhawk aufgelegt vom Sandsack damit auf Anhieb einen 45-Millimeter-Streukreis.

Der Rückstoß liegt durch das hohe Waffengewicht von 1458 Gramm und dem dämpfenden Gummigriff etwa auf .44-Magnum-Niveau. Wer in der Lage ist, einen .44 Magnum sauber zu schießen, hat auch mit der .480 Ruger keine Probleme.

Fazit: Wer sich mit einem .44 Magnum unterbewaffnet vorkommt, aber einen .454 Casull, der ja glatt die doppelte Energie hat, für etwas überzogen hält, findet in der neuen .480 Ruger genau die Erfüllung seiner Wünsche. Bei deutlich mehr Energie, als sie eine .44 Magnum zu bieten hat, ist das Schießverhalten noch nicht wirklich unangenehm, und der Super Redhawk ist mit 1723 Mark auch noch erschwinglich.

Das Präzisionspotential kann sich dazu sehen lassen, sodass die Waffe auch auf dem Schießstand eine gute Figur macht. Was fehlt, ist eine leichte Scheibenpatrone, wie sie die .44 Magnum in der .44 Spezial und die .454 Casull in der .45 Long Colt hat, die sich aus diesen Waffen ja auch verschießen lassen. Warten wir also auf eine .480 Spezial. Pläne dafür liegen wahrscheinlich schon in irgendeiner Schublade.

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