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Auf der Pirsch

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Die Einzeljagd übt man zum Beispiel auf dem Ansitz, Anstand und auf der Pirsch oder auf einem Reviergang aus. Pirsch und Reviergang erfordern viel Erfahrung.

Von Hans Joachim Steinbach

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In den bürstendichten Verjüngungen hat man nur wenig Sichtfeld. Rehwild bummelt aber gern an den Wegen entlang. Leise und langsame Pirsch ergibt so manche Überraschung.

Pirsch und Reviergang sind Jagdarten, bei denen der Jäger zu Fuß geht. Deshalb ist neben der üblichen jagdlichen Ausrüstung, zu der auch eine leichte Pirschbüchse zählt, das Schuhwerk am wichtigsten. Wenn es trocken und das Gelände kein Bruchwald oder vernässt ist, ziehen viele Jäger Schuhe, sogenannte „Pirschstiefel“, den Gummistiefeln vor. Pirschstiefel sollten leicht und bequem sein, wichtig ist ein hoher Tragekomfort, damit die Schuhe weder drücken noch reiben. Die Sohle muss robust sein, aber nicht zu dick, damit man mit dem Fuß noch das Bodenprofil spürt. Dann kann der Jäger geräuscharm pirschen und zertritt nicht weit hörbar jeden Zweig.

Die zweite Voraussetzung ist eine bequeme, geräuscharme, gut tarnende Kleidung. Die Auswahl der Kleidung ist bei Pirsch und Reviergang wichtiger als auf dem Ansitz. Auf dem Ansitz sitzt der Jäger ruhig und bewegt sich so gut wie nie. Dadurch verschmilzt er mit dem Hintergrund und fällt nicht so leicht auf. Das Wild ist „Bewegungsseher“, das heißt, es nimmt sich bewegende Objekte und Personen wesentlich besser wahr als ruhende. Die Kleidung darf weder rauschen noch rascheln, noch im Wind flattern. Ein besonders guter Tarneffekt wird durch Muster auf der Kleidung erreicht, wie zum Beispiel Fleck-Tarn.

Die Kunst des Pirschens heißt: Viel sehen, ohne selbst gesehen zu werden. Zu einem Revier- oder Pirschgang gehören nur wenige Ausrüstungsgegenstände: neben der Waffe ein leichter Rucksack, damit die Hände frei sind, ein Messer, ein leichtes Pirschglas (8×30) und nach Möglichkeit einen Pirschstock, der auch als Zielstock dient.

Das Wild eräugt nicht nur gut Bewegungen, es vernimmt und wittert auch gut. Deshalb muss der Pirschjäger vor allem auf den Wind achten. Das heißt konkret, dass man immer gegen oder auf kurze Distanzen mit halbem Wind pirscht und auch beim Reviergang immer den Wind von vorn haben muss.

Und schließlich muss sich für eine erfolgreiche Pirsch das Gelände eignen. Der Jäger muss in guter Deckung gehen und möglichst einen Pirschsteig benutzen, von wo er äsendes Wild ansprechen kann.

Wer ungeschickt im Revier pirscht, macht mehr Schaden als Nutzen, denn er wird das Wild vertreten und damit verprellen. Es wird noch heimlicher!

Auf dem Reviergang

Reviergänge dienen dem Kennenlernen des Reviers oder zur Aufklärung nach einer längeren Jagdpause. Neben der Kontrolle (UVV) der jagdlichen Einrichtungen, sucht man Raubwildbaue, Wildwechsel, Suhlen, Einstände oder Äsungsplätze auf. So kann man auch Wildschadens-Situationen beurteilen. Frische Fege- oder Plätzstellen deuten auf Einstände der Böcke hin. Reviergänge während der Aktivitätsphasen des Wildes verlangen große Umsicht, damit das Revier nicht nachhaltig beunruhigt wird. Besonders mitgeführte Jagdhunde müssen gehorsam bei Fuß gehen.

Auf dem Reviergang sollte der Jäger immer ein kleines Notizbuch bei sich führen, um sich Aufzeichnungen zu machen. Welche jagdliche Einrichtung zu reparieren oder neu zu errichten ist, wo günstig ein Wildacker angelegt werden kann und andere Entscheidungsvorschläge sind schnell aufgeschrieben.

Reviergänge sollte der Jäger zu jeder Jahreszeit einplanen. Zum Beispiel:

  • Vor der Bockjagd, um Fege- und Plätzstellen zu bestätigen.
  • Vor der Drückjagd, um Einstände zu bestätigen und Drückjagd-Stände einzuplanen.

    Auf einem Reviergang muss der Jäger die Zeichen des Wildes richtig deuten können. Das sind: Spuren, Fährten und Geläufe, Suhlen und Malbäume, Wechsel, Betten, Plätz- und Fegestellen, Federn, Losung und Geschmeiß, Gestüber, Rupfungen, Fraß und Äsungszeichen, Lager, Kessel, Brunftkuhlen, Sassen, Baue, Röhren, aber auch Brunftgeruch und Laute des Wildes und anderes mehr.

    Richtig pirschen

    Die Pirsch nennen viele Jäger die Krone der Jagd, weil sie viel spannender ist als der Ansitz. Es verlangt viel mehr Erfahrung, das Wild anzupirschen, um es zu erlegen, als im Hinterhalt auf das Wild zu passen (Ansitz).

    Für die Pirsch muss ein Revier geeignet sein. Es muss groß genug und so strukturiert sein, dass der Pirschjäger gute Chancen hat, das Wild zu überlisten, ohne selbst bemerkt zu werden. Auf der Pirsch entscheiden nicht die zurückgelegten Kilometer. Viel wichtiger ist, dass der Jäger sich zurücknehmen kann und nicht sofort weiter geht, wenn er kein Wild sieht . Der Jäger muss eine gute Synthese zwischen Pirschen-Gehen und Pirschen-Stehen finden, manchmal auch Pirschen-Sitzen vorziehen.

    Pirschen sollte man aber nicht auf „Teufel komm raus“-Manier, um das Wild so wenig wie nötig zu stören, sondern nur dann und dort, wo eine Pirsch Erfolg verspricht:

  • Sauen im Gebräch angehen. Das kann nachts bei Mondschein im Wald unter Eichen und Buchen sein, oder im Feld auf dem Kartoffel- oder Maisacker
  • Den Brunfthirsch im Wald angehen (mit dem Hirschruf)
  • Zur Blattzeit eine Stehpirsch mit dem Reh-Blatter durchführen
  • Eine Pirsch auf Enten an einem Graben entlang.

    Eine Pirsch sollte immer nur bei guten Chancen, passendem Wind und Wetter und nie nur aus Verdacht unternommen werden.

    Merke:

  • Es sind weit mehr Hochwildreviere leer gepirscht als leer geschossen worden; das Rehwild wird heimlich, aber nicht den Einstand aufgeben.
  • Eine Pirsch muss immer so angelegt werden, dass die Pirschbezirke, Einstände oder Suhlen, Salzlecken, Äsungsflächen und Kirrungen gegen den Wind angegangen werden können.
  • Für eine erfolgreiche Pirsch zählt vor allem Erfahrung. Aus Erfahrung wird man klug, aber auch das Wild „lernt“ mit.
  • Die Ausrüstung des Pirschjägers muss leicht, zweckmäßig, geräuscharm, bequem, eng anliegend sein, und der Jäger muss gut getarnt mit dem Hintergrung verschmelzen.
  • Je kleiner dass Revier ist, desto weniger darf gepirscht werden, wenn Wild dadurch vergrämt werden kann.Foto: Bernd Stöcker und Hans-Joachim Steinbach
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Der Pirschweg zur Ansitz-Einrichtung muss geharkt sein, damit man lautlos seinen Sitz beziehen kann.
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