ANZEIGE

Prominenter Jäger: Augustinus von Papen

12905


Sein Großonkel Franz (1879-1969) war Vorgänger von Adolf Hitler als Reichskanzler: Augustinus v. Papen betreibt bei Leun (Hessen) die bekannte Schießanlage „Heisterberg“. Um keinen guten Spruch verlegen, berichtet der 65-Jährige von schlechten Schüssen und guten Jagden.

Von Hans Jörg Nagel

 

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen


Er ist der Grandseigneur des jagdlichen Schießwesens, begeisterter Weidmann und Großneffe eines Mannes, der Geschichte schrieb. Augustinus v. Papen betreibt seit 1978 bei Leun (Hessen) den Schießstand „Heisterberg“. Auf rund 10 Hektar gibt es hier nicht nur die klassischen DJV-Schießbahnen, sondern auch 5 Bereiche für den praxisnahen Schuss: 4 Bereiche mit je 20 WurfmaschiWurfmaschinen für Tontauben, 1 Bahn für Büchsen auf die ziehende Rotte. Traumhaft schön – in leicht hügeligem, teils dicht bewachsenem Gelände eingebettet – vermitteln die Stationen Reviercharakter. Und das kommt an: Rund 200.000 Schuss werden hier jährlich zu Übungszwecken abgefeuert, und das nur aus Flinten.
 
Neben Vereinen, Gruppen und Einzeljägern hat auch schon so mancher Promi hier gezeigt, was er kann oder auch nicht. Augustinus v. Papen: „Unter anderem schossen hier Ex-Bundespräsident Walter Scheel, der ehemalige Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, Thyssen-Mann Berthold Beitz oder erst kürzlich Ex-Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius.“
 
Vor allem zieht es Jäger aus ganz Deutschland wegen der hervorragenden Anlage zum Heisterberg, aber ebenso lockt die Art und Weise, wie der Schießlehrer seinen „Unterricht“ gestaltet und moderiert. Der 65-Jährige ist um keinen Spruch verlegen und würzt sein Training gerne mit feinem Humor.
 
Oft gehört: „Ihr Schuss hatte mehr Salutcharakter!“ Und noch ein paar Kostproben: „Wenn ich Waidmannsheil-Patronenpulver rieche, ist das für mich wie Muttermilch“, „Die Jägerprüfung ist eine mit Kraftnahrung aufgezogene Fehlgeburt“, „Pulverdampf hält jung!“…
 

Mit der Flinte des Reichskanzlers

 

Seine Kindheit verbrachte v. Papen auf einem Gutshof bei Werl (NRW). Obwohl auch sein Vater den Jagdschein hatte, bezeichnet er seinen Patenonkel Gustav Freiherr v. Fürstenberg als jagdlichen Förderer. Aber begonnen hat alles mit der „Flitsche“. Er erinnert sich: „Mir war keine Schweinerei fremd. So manche Taube, viele arme Hühner und auch Katzen befunkte ich mit der Steinschleuder. Nach dem Streckelegen setzte es allerdings nicht selten Prügel!“
 
Seine ersten Schrotschüsse gab er im Alter von 12 Jahren ab. Hierfür bekam er die alte 16er-Flinte seines Großonkels, dem ehemaligen Reichskanzler Franz v. Papen, in die Hand gedrückt. Bei Minus 20 Grad stand der zitternde Junge unterhalb einiger Pappeln – und zu allem bereit: „Halb verhungerte Tauben strichen aus den Rapsfeldern in die Bäume. Nach 50 Schuss keine einzige am Boden.“ Immerhin habe ihm sein Bruder heimlich einen Vogel in die Hand gedrückt, so dass er seinem Vater zumindest etwas vorzeigen konnte.
 
1970 machte er den Jagdschein. Zu dieser Zeit betreute sein Vater nicht nur eine kleine Eigenjagd rund um den Gutshof, sondern auch ein Hochwildrevier bei Brilon im Sauerland. Hier erlegte v. Papen noch im selben Jahr seinen 1. Bock. Er berichtet: „Juni. Abendansitz im Antfelder Wald. Unser Förster führt mich auf einen bestätigten Knopfbock. Punkt 19.15 Uhr wird er erwartet, und pünktlich tritt das arme Geschöpf auf den Wildacker. Der Förster pfeift es an – aber ich werde nicht fertig.“
 
Hop, hop, hop, sei der Bock wieder im Wald verschwunden. Einen „Einlauf vom Feinsten“ hätte es gegeben, doch auf einmal habe er den Jährling auf gut 130 Meter im Bruch ziehen sehen. „Ich schoss. Es folgte eine Jubelarie vom Förster – aber ich war mir unsicher“, so v. Papen weiter.
 
Er ließ sich einweisen und suchte in den Erlen. Tatsächlich fand er den Bock und staunte nicht schlecht: Ich konnte ihn drehen wie ich wollte, kein Ein- oder Ausschuss war zu finden. Dann griff ich ihm in die kurze Trophäe. Die wackelte wie die losen Zähne eines Erstklässlers. Ich hatte dem Roten ins Haupt geschossen. Ein reiner Zufallstreffer!“
 
 

Heiße Läufe am „glorious 12th“

 

Bis heute hat der begeisterte Motorradfahrer und Musikfreund kein eigenes Revier gepachtet. „Ich kaufe mir lieber Abschüsse – gerne im Ausland“, bekennt er. So hat er schon mehrfach in Schottland, England und Spanien sein Lieblingswild bejagt: „Taube und Fasan. Das sind prima Flintenvögel, die nehmen die Schrote gut an. Das ist jedesmal ein Event“, erzählt er begeistert. Ganz besonders gerne erinnert er sich an eine Grouse-Jagd am „glorious 12th“ (12. August) 1978 in Schottland. „Da gab es richtig heiße Läufe. Mit 8 Schützen erlegten wir rund 500 Vögel. Es war fantastisch.“
 
Aber nicht nur die Flinte ist sein Steckenpferd, auch die Büchse führte der Jäger schon an vielen Ecken der Erde. So erlegte er Rotwild auf der britischen Insel und in Spanien, stellte Schneeziegen und Dallschafen in Alaska nach und knipste einen „Jahrhundert-Gamsbock“ in Tirol.
 
Auf der Jagd im In- wie auch Ausland zeigt sich der Schießtrainer bei der Waffenwahl eher spartanisch. „Ich führe eigentlich nur 2 Gewehre regelmäßig. Meine Steyr-Mannlicher GK im Kaliber 8 x 57 und eine Ferlib-Querflinte in 12/70.“ Ebenso treu führt er seinen 10-jährigen Kopov-Bracken-Rüden „Kasper“. Als Schießstandbetreiber hat Augustinus v. Papen eine klare Meinung zum immer häufiger geforderten Schießnachweis für Jäger – könnte man meinen: „Klar, aus beruflichen Gründen Daumen hoch. Aber diese typisch deutsche Bürokratie ist mir zuwider. Reine Gängelei!“ Das heißt? „Ich habe so meine Probleme mit Ansichten von Funktionären. Würde gerne die Verantwortlichkeit für den sicheren Schuss beim Jäger selbst sehen.“ Und dafür sei es natürlich vorteilhaft, sich regelmäßig auf Schießständen fit zu halten.
 
 

Guter Rat

 

Papen selbst lernte viel von seinen Ausbildern, Freiherr v. Fürstenberg und den bekannten britischen Trainern Rex Gage, Ken Davies und Paul Bentley. Er vermittelt auf dem Heisterberg sein Wissen, ohne Mathematik oder Physik zu bemühen: „Die hierzulande verbreitete Lehre vom Schrotschuss ist eine Irrlehre“, behauptet der 65-Jährige und meint damit Laufschieneneinsatz und Vorhaltemaß. Nicht die Flinte dürfe im Fokus des Schützen stehen, alleine das Ziel müsse ins Auge gefasst werden – und zwar in beide. Ebenso sei das Vorschwenken beim Anvisieren von Flugwild nur Theorie. Mit der passenden Waffe und einiger Erfahrung steuere alleine das Gefühl die Handlung – und Treffer kämen wie von selbst.
 
Als Universalflinte empfiehlt der Schießtrainer eine 12er- , gegebenenfalls auch 20er-Flinte mit 6er Schroten und 28 bzw. 26 Gramm Vorlage. Sie sollte nicht zu leicht und nicht zu schwer sein. Er empfiehlt um die 3 Kilo.
 
Ein paar Tipps hat er parat:
  • beide Augen aufs Ziel
  • mit den Augen das Ziel fokussieren und Blick mit Händen synchronisieren Führhand am Vorderschaft deutet, wie mit einem gedachten Laserstrahl, aufs Ziel
  • bei Schussabgabe nicht die Flinte in Schulter ziehen
  • grundsätzlich gefühlsmäßig „drauf“ gehen – keine Experimente mit Vorhaltemaß
  • Fehlschüsse ertragen lernen
 
 

v. Papen – Segen oder Fluch?

 

Augustinus ist ein Nachfahre des alten Reichskanzlers Franz v. Papen. Der war ein Vorgänger von Adolf Hitler und im 3. Reich erst dessen Vizekanzler sowie später deutscher Gesandter in Wien und Botschafter in Ankara. „Großonkel Franz war Jäger – aber wenig passioniert. Die großen Einladungen vom Reichsjägermeister Hermann Göring in die Schorfheide lehnte er so gut es ging ab, was nicht immer einfach war!“
 
Bis zu dessen Tod 1969 traf Augustinus häufig mit seinem Großonkel zusammen. Auch jagdliche Themen wurden besprochen: „Der Flintenschuss war nicht so seins, dafür traf er mit der Kugel ganz ordentlich. Er ging wohl vor allem aus diplomatischen Gründen zur Jagd.“
 
Ist der Name v. Papen für Augustinus eher Segen oder Fluch? „Natürlich wurde und werde ich ständig auf meinen Namen angesprochen. Das ging schon in der Schule los. Damals wurde ich deshalb auch gelegentlich gemieden – dagegen ging ich allerdings selbstbewusst und entschlossen vor!“
 
Er hat festgestellt, dass es viele Menschen gibt, die ihn wegen seines Nachnamens kritisch beäugen, aber auch so manche, die ihn gerade deshalb bewundern. Das liegt sicher auch an seiner Schießfertigkeit. Sie kommt ihm vor allem bei Drückjagden zu Gute. Mit schelmischem Lächeln bekennt er: „Ich bekomme oftmals sehr gute Stände!“
 


Steckbrief

 

papen
Augustinus Michael Ida Mara v. Papen kam am 18. Juni 1949 als 3. von 7 Kindern im Haus Lohe zur Welt. Der altansässige Gutshof steht bei Werl (NRW). Nach einer Lehre arbeitete v. Papen als Bankkaufmann in Düsseldorf. Den Jagdschein machte der begeisterte Klarinettenspieler 1970. 4 Jahre später pachtete er von seinem Patenonkel Gustav Freiherr v. Fürstenberg dessen Schießanlage bei Münster (NRW). 1976/77 absolvierte er bei „Holland & Holland“ in London eine Ausbildung zum Schießtrainer. Den Jagdparcours „Heisterberg“ eröffnete der Sportfan 1978. Augustinus v. Papen lebt in Wetzlar. Er ist geschieden und hat einen Sohn (26).
 
 
 


ANZEIGE
Aboangebot