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Breite Schaufeln – weiße Punkte

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Damwild wird immer wieder als Faunen-Fremdling bezeichnet, dabei hat es in den Zwischeneiszeiten bei uns gelebt und sein Vorkommen ist seit 200.000 Jahren in Mitteleuropa nachgewiesen.

Von Hans Joachim Steinbach

Damwild
Damwild wurde ursprünglich als Gatter- und Parkwild angesiedelt. Heute ist es eine weit verbreitete Wildart in freier Wildbahn.

Damwild gehört zum Schalenwild, zoologisch zur Familie der Hirsche (Cervidae). Durch prähistorische Funde wurde bewiesen, dass Damwild in den letzten zwei Zwischen-Eiszeiten in Europa gelebt hat und sich im Verlauf der letzten Eiszeit nach Kleinasien zurückziehen musste. In unserer Zeitrechnung brachten zunächst die Römer das Damwild nach Spanien, Frankreich und England (150 bis 450 n. Chr.), im Mittelalter wurde es nach Dänemark eingeführt (13. Jh.). Eine stärkere Verbreitung erfolgte erst im 18. Jahrhundert. Nach Deutschland kam Damwild zunächst als Park- und Gatterwild großer Güter und Herrenhäuser.

Dazu eignet es sich vorzüglich, weil Damwild ein Grasfresser ist und nur bei zu hohen Beständen und nicht ausreichender Äsung schält oder verbeißt. Damwild kommt auch mit kleinen Beständen in relativ kleinräumigen Lebensräumen zurecht. Im Westen Deutschlands war es, bis auf Niedersachsen und Schleswig-Holstein, inselartig in viele Gebiete und kleine Vorkommen verteilt. Dagegen ist es in Mecklenburg und Brandenburg großflächig verbreitet. Traditionell lagen die einstigen Damwild-Gebiete in Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Brandenburg. Die Gesamtstrecke in Deutschland betrug vor 65 Jahren rund 12.000 Stück. Heute sind es 45.000, die meisten davon in Brandenburg (12.000), Mecklenburg-Vorpommern (9.400), Niedersachsen (7.900) und Schleswig-Holstein (6.900).

Eine durch Felder und Wiesen aufgelockerte Landschaft mit kleineren Waldgebieten sagt dem Damwild zu. Als tagaktive Wildart zieht es dort auf die Felder und Wiesen zur Äsung, lebt während der Vegetationszeit auch ganztägig in der Feldflur. Große, geschlossene Waldgebiete und höhere Mittelgebirgslagen sind ungeeignet.

Große Hirsche, kleine Tiere

Für Damwild typisch ist ein deutlicher Größenunterschied zwischen den Geschlechtern (Geschlechts-Dimorphismus). Die Körpermasse älterer Schaufler ist doppelt so groß wie die der Alttiere. Während die Hirsche Wildpret-Gewichte von 50 bis 90 Kilogramm aufweisen, bringen die weiblichen Stücke 30 bis 45 Kilogramm. Weitere Besonderheiten gegenüber anderen Hirscharten sind das gleichzeitige Aufsetzen aller vier Läufe bei der Flucht (ziegenartige Sprünge), das überwiegend gefleckte Haarkleid (ähnlich Sikawild), das oberhalb Aug- und Mittelsprosse schaufelartig verbreiterte Geweih, der an der Oberkante mit einem schwarzen Rand umkränzte Spiegel, ein langer Wedel und ein deutlich erkennbarer (langhaariger) Pinsel. In der Brunft zieht das Kahlwild zu den Schauflern.

In Rudeln leben

Damwild lebt meist in Rudeln, Standard sind Kleinrudel, die dem Familienverband entsprechen: Alttiere mit Kälbern, Schmaltieren und Schmalspießern. Nur zur Setzzeit (Juni) sondern sich Alttiere kurz ab, kehren aber zum Familienverband zurück. Die Hirsche bezeichnet der Jäger als Spießer, Knieper, Löffler, Halbschaufler und Schaufler. Diese leben in Hirschrudeln, einzelne Hirsche legen große Wanderungen zurück. Damwild kann relativ standorttreu sein, bei häufigen Störungen jedoch auch recht großräumig ziehen.

Damwild gilt als waldverträglicher als Rotwild, verursacht bei ausreichend vorhandener Äsung relativ geringe Wildschäden. Es äst Waldgräser, Kräuter, Blätter, Triebe, Früchte wie Kastanien und Eicheln, auch Pilze. Gern angenommene Feldfrüchte sind Hafer, Weizen, Mais, Rüben, Kartoffeln, Obst und Wintersaaten. Deshalb gelten in optimalen Lebensräumen Wilddichten von vier bis acht Stücken Damwild je 100 Hektar Waldfläche als tragbar, während es beim Rotwild zwei Stücke je 100 Hektar Wald sind. Diese absoluten Angaben sind jedoch immer als Richtwert zu verstehen, der, je nach Biotop-Kapazität, nach oben und unten schwanken kann.

Damwild ist mit 16 Monaten geschlechtsreif. Der Höhepunkt der Brunft liegt in der zweiten Oktoberhälfte. Damhirsche schlagen Brunftkuhlen, in denen sie sitzen und schreien. Ansonsten sind Damhirsche während der Brunft besonders rege, ziehen in ständiger Bewegung über die angestammten Brunftplätze, zu denen das Kahlwild wechselt. Die Brunftkämpfe verlaufen oft sehr intensiv, was dazu führt, dass nach der Brunft einige Hirsche schonen. Nach einer Tragzeit von 7,5 Monaten wird im Juni (zwei Wochen später als Rot- und Rehwild) meist ein Kalb (etwa fünf Prozent sind Zwillingskälber) gesetzt. Der Zuwachs, gerechnet auf den weiblichen Frühjahrsbestand, beträgt 70 Prozent.

Damwild hat einen gut ausgeprägten Gehör- und Geruchssinn und äugt außerordentlich scharf. Lautäußerungen sind rehwildähnliche Schrecklaute, der grunzende (rülpsende) Brunftlaut der Hirsche (lange nicht so weit zu hören wie beim Rotwild) , das Fiepen der Kälber und das Mahnen der Tiere.

Das Geweih ist bei Spießern ein Spieß, der auf einer mehr oder weniger deutlich ausgebildeten Verdickung sitzt. Ab dem zweiten Kopf ist eine Rose ausgebildet und die Stangen beginnen sich zu verbreitern (Knieper). Danach verbreitern sich die Stangen der Hirsche oberhalb der Aug – und Mittelsprosse zu mehr oder weniger breiten Schaufeln, die mit dem Alter an Breite, Länge, Wucht und Masse zunehmen (siehe Tafel). Ältere Schaufler mit tiefen V- oder O-Schlitzen gelten als Abschusstypen. Beim Damschaufler beträgt das Zielalter acht Jahre. Der Abwurf erfolgt Ende April bis Mitte Mai. Im September ist das neue Geweih aufgebaut und verfegt.

Die Jagd auf den Schaufler erfolgt am Brunftplatz und erfordert sehr viel Geduld und Ausdauer. Bei der Pirsch muss besonders vorsichtig agiert werden, weil Damwild einen sehr guten Gesichtssinn hat. Ansonsten wird Damwild auf der Einzel- und Bewegungsjagd so ähnlich bejagt wie Rot- oder Rehwild.Foto: Helge Schulz, Herbert Rödder

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