Der Bayerische Jagdverband hegt Zweifel an den angeblichen neuesten Forschungsergebnissen, die ganz Bayern robuste Gamsbestände bescheinigen sollen.
Vertrauter Gamsbock in den Bayerischen Alpen. Werden die fraglichen neuesten Forschungsergebnisse zur Berechnung der Abschusspläne herangezogen, könnte dies ein noch seltenerer Anblick werden. (Foto: BJV/ Thomas Huber)
Letzten Samstag ließ das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in einer Pressemitteilung verlauten, die Sorge über zu geringe Gamsbestände sei unbegründet. Dem widerspricht der Bayerische Jagdverband e. V. entschieden. Präsident Ernst Weidenbusch zeigte sich angesichts der angegebenen Zahlen höchst schockiert: „Wir können nicht ausschließen, dass das Ministerium von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) getäuscht wurde.“
Wurde das Ministerium getäuscht?
Hintergrund ist, dass dem Ministerium nur Schätzungen einer norwegischen Gruppe von Wissenschaftlern vorliegen, die bisherige Aussagen des LWF bestätigen sollen. „Eine besondere Expertise der Norweger für die Gams ist uns im Bayerischen Jagdverband nicht erklärlich, möglicherweise haben sich keine mitteleuropäischen Wissenschaftler gefunden, die diese Erhöhung der Gamspopulation von tatsächlichen 800 Individuen auf geschätzte 1.350 mitverantworten wollten; wir wissen nicht einmal, ob die zwischenzeitlich erlegten Gams abgezogen wurden,“ so Ernst Weidenbusch.
Für den Bayerischen Jagdverband e. V. steht aufgrund der tatsächlich auf der betreffenden Fläche genetisch identifizierten knapp 800 Individuen fest: Mit einer aus diesen Ergebnissen abgeleiteten bayerischen Gesamtpopulation von ca. 14.000 Tieren ist die Gams erheblich gefährdet. Diese Zahlen rechtfertigten nicht die in keinem Verhältnis stehenden, überhöhten Abschusszahlen und Schonzeitaufhebungen der letzten Jahre. „Der zuständige Projektleiter beim LWF hat sowohl die Öffentlichkeit über Jahre vertröstet und ersetzt nun Fakten mit Mutmaßungen“, so der Präsident des BJV. „Das muss Konsequenzen haben“.
In ganz Bayern herrscht Entrüstung über nicht-repräsentative Zählergebisse
Mit Blick auf die Kürnach im Bayerisch-Baden-Württembergischen Grenzgebiet, in dem seit einigen Jahren eine erbitterte Diskussion über die Daseinsberechtigung einer kleinen Gamspopulation schwelt, passt es ins Bild, dass dort 15 Gams geschossen werden sollen, obwohl de facto überhaupt nur 18 Individuen nachgewiesen werden konnten. Auch anderswo sollen durch gezielte Ausweitung der Zählgebiete und Vermehrung der Zähler und somit auch potenzieller Doppelzählungen statistische Zählergebnisse massiv manipuliert worden sein, so der begründete Verdacht des BJV. Diese Beobachtung wird flächendeckend von ortsansässigen Jägern bejaht.
PM/ BJV