Normalerweise berichtet entweder Erich Kaiser oder ein anderes Mitglied der DJZ-Redaktion über das Testrevier. Diesmal schreiben 2 angehende Berufsjäger. Von Daniel Bastian und Benjamin Bulst.
(Fotos: ROJ Erich Kaiser)
Den Beruf des Revierjägers zu erlernen, bedarf schon einer ordentlichen Portion Idealismus. Die 3-jährige Ausbildung umfasst 1 Berufsschuljahr in Northeim sowie 2 Praxisjahre in Ausbildungsrevieren, wie zum Beispiel dem Testrevier der DJZ in Bad Hönningen/Hausen (RLP).
Revierjäger und -Azubis sind organisiert im Bund Deutscher oder im Bund Bayrischer Berufsjäger und unterstützen natürlich den Deutschen bzw. Bayerischen Jagdverband. Die Anforderungen sind hoch, das abverlangte Wissensspektrum ist gewaltig. Nach bestandener Prüfung muss der Berufsjäger örtlich sehr flexibel sein und hoffentlich bald seine Traumstelle finden. Trotz alledem: Die Jagdpassion lässt eine 7-Tage-Woche, harte Arbeit, schlechtes Wetter und so manche Entbehrungen vergessen.
Gästeführung
Es bereitet viel Freude, andere Jäger auf deren Stück Wild zu führen. War der Bock zum Beispiel schwer zu erlegen, musste umgangen, angepirscht und angeschreckt werden, kommt schon ein stolzes Gefühl auf – nach dem Motto: Ohne mich hätten wir den Bock heute nicht bekommen! Dabei sein ist alles. Aber die Freude, anderen zum Erfolg zu verhelfen, heißt nicht, dass man, insbesondere in jungen Jahren, nicht auch selbst gerne Beute machen möchte. Den Fuchs zu überlisten, die meisten passenden Stücke weiblichen Wildes zu erlegen, aber auch die ein oder andere Trophäe zu erbeuten, all das gehört zum Leben eines Berufsjägerlehrlings.
Freigabe
Bei uns im DJZ-Revier haben natürlich Gäste Vorrang. Ist das Jahr gut gelaufen und gibt der Abschussplan es noch her, können auch wir Lehrlinge jagen. Wir dürfen am Ende der Blattzeit einen mehrjährigen Bock erlegen. Knopfböcke sind generell frei. Wir jagen ganzjährig auf Schwarzwild auf schadensgefährdeten Flächen.
Nach den Herbstseminaren kann im Feld jedem Fuchs nachgestellt werden. Dies ist auch die Zeit, in der wir die noch fehlenden weiblichen Stücke zur Strecke bringen. War der Chef zufrieden, kann am Ende des Jahres auch auf einen passenden IIIer-Hirsch geweidwerkt werden.
Klein und unauffällig sollte der Sitz sein. Kosten durfte er ebenfalls nicht viel
Die Fichtenstangen hatten die Berufsjägerlehrlinge selbst geworben.Als Sitzbrett dient eine ausrangierte Eichenbohle
Kanzelbau
Um die Durststrecken besser zu überstehen, haben wir vergangenes Jahr die „Lehrlingskanzel“ gebaut, wo wir eigenverantwortlich jagen können. Voraussetzungen waren, dass 1. das restliche Revier nicht gestört werden darf und 2. der Hochsitz „nichts kostet“. Die Stelle im Revier war schnell gefunden. Das Baumaterial beschränkte sich auf selbst geworbene Fichtenstangen, eine alte Eichenbohle als Sitzbrett, 2 Ondalineplatten fürs Dach, ein paar Steinplatten, um den Sitz und die Leiter daraufzustellen, ein Sortiment Nägel und 10 Kabelbinder.
Auch das Dachmaterial ist nichts Besonderes: Hierfür nutzt der Bautrupp 2 Ondalineplatten
Ein Foto für die DJZ. und zwar nach dem Motto: Erst die Arbeit, dann die Freude
Gearbeitet wurde mit Motorsäge, einem Kombikanister Betriebs-, Schmierstoff, Stangensäge, Latthammer, Wiedehopfhaue, Arbeitsleiter und Zollstock. Störende helle Sägestellen wurden einfach mit Matschwasser und mittels eines alten Handfegers „imprägniert“. Die Kosten für Material und Betriebsmittel beliefen sich so auf deutlich unter 100 Euro. Von den Idealmaßen für Ansitzeinrichtungen (siehe DJZ 3/2016, Seiten 40/41) wurde deutlich abgewichen. Denn der Sitz sollte so klein und unauffällig wie möglich wirken.
Als sich eine Woche nach Fertigstellung der Lehrlingskanzel ein außergewöhnlicher Rehbock einstellte, wurde der Sitz vorübergehend zur „Chefkanzel“ umgetauft. Da die Lehrlings- bzw. Chef-Kanzel nur wenige 100 Meter neben der Reviergrenze steht, wurde nach Sichten des „Chefbockes“ Reviernachbar Werner Jüssen gebeten, diesen Bock zu schonen. Bei guter Nachbarschaft ist das möglich. Um es kurz zu machen: Der Bock wurde schon beim 1. Ansitz – der allerdings von 16 bis 22 Uhr dauerte – erlegt.