Im Gelände super, im Alltag unpraktisch. Eine Eigenschaft, die wohl jedes Quad mit sich bringt. Ob das auch für den Can-Am Outlander gilt, hat die Redaktion getestet.
80 Kilometer pro Stunde. Das klingt nach einer gemütlichen Fahrt. Nicht mit dem Outlander von Can-Am. Auf einem Schotterweg im Revier versuche ich das Teil an seine Grenzen zu bringen. Der Wind bringt kühle Luft an meine Beine. Zum Glück! Ansonsten hätten meine Schenkel-Innenseiten bereits Blasen vom heißen Motor. Plötzlich gibt der Spiegel dem Fahrtwind nach und flattert wie ein Segel. Nachdem ich angehalten habe, um dem Spiegel Erste Hilfe zu leisten, stellt sich heraus, dass ihm bereits mit dem Nachziehen einer Schraube geholfen ist. Mal sehen, wie lange es anhält. Aber vorerst kann die Fahrt durchs Revier weitergehen.
Über Stock und Stein
Egal ob matschige Wiesen, verschlammte Rückegassen oder zum Bergen direkt durch den Bestand, der Outlander lässt sich nicht unterkriegen. Die Terracrossreifen, getrieben von 89 Pferden, bahnen sich ihren Weg. Auch Steigungen sind da kein Problem. Während mir bei der Schräglage bereits schlecht wird, steht das Gefährt noch bombensicher.
Foto: Sophia Lorenzoni
Die Bodenfreiheit von knapp 28 Zentimeter und ein Radstand von etwa 150 Zentimeter bieten großartige Geländegängigkeit und Wendigkeit. Der Outlander ist mit einer 15,2 Meter langen 1.361-Kilo-Seilwinde von WARN ausgestattet. Die Firma entwickelt, produziert und vertreibt Offroad-Ausrüstung sowie -Zubehör und ist für ihre Seilwinden bekannt.
So wird auch das Bergen des Keilers mit 100 Kilo Lebendgewicht zur Freude. Aufgebrochen kann er dann hinten auf dem Träger transportiert werden. Dieser hat eine maximale Kapazität von 90 Kilogramm. Vorne hingegen passt gewichtsmäßig maximal der 45-Kilo-Überläufer drauf. Aber das reicht. Und wer mehr Beute macht, kann sich zum Outlander eine Anhängerkupplung mit einer Stützlast von gebremst 750 und ungebremst 395 Kilo (177 Euro plus Montage) für Wildträger oder Anhänger bestellen. Voraussetzung ist jedoch, dass die Wildkammer im Revier steht und ohne öffentliche Straßen zu erreichen ist. Denn eine Straßenzulassung hat der Kraftprotz nicht.
Sozius-Komfort
Eine Lehne für den Beifahrer in der Serienvariante ist unüblich, aber vorhanden. Mehrere Beifahrergriffe sorgen für zusätzlichen Komfort. Für einen Jäger wäre aber wohl ein serienmäßiger Gewehrkofferhalter sinniger als die Lehne. Dieser müsste für 177 Euro plus Montage zugekauft werden. Sowohl Fahrer als auch Sozius merken nicht viel, wenn der Outlander automatisch vom einen in den anderen Gang schaltet. Er verfügt über ein stufenloses Getriebe mit Motorbremse. Der Fahrer muss zu Beginn der Fahrt nur den Schalthebel auf 2-Rad- oder 4-Rad-Antrieb stellen.
Ein recht übersichtliches Display, das allerdings sehr weit unten liegt und daher vom Weg ablenkt, gibt dem Fahrer Infos über Geschwindigkeit, Drehzahl, Uhr, Kraftstoffanzeige und mehr. Die Karosse verfügt vorne sowie hinten über einen verstärkten Rammschutz.
Insgesamt ist der Can-Am Outlander MAX XT-P 1000R ein spaßiges Spielzeug fürs Revier. Aber auch nur dann, wenn nicht viel mitgeführt werden muss. Der Teckel lässt sich im Rucksack noch transportieren, mit einem Vorstehhund wird es eng. Für den Alltag taugt er ohne Zulassung nichts. Als Fahrzeug zum Bergen und um im Revier von A nach B zu kommen, macht er sich hingegen nützlich.
Der Polaris Sportsman 1000 XP wurde im DJZ-Test (siehe 10/2018, Seite 102 f.) bereits mit den Worten „mit knapp 16.000 Euro kein Schnäppchen“ verabschiedet. Mit 1.000 Euro mehr muss der Outlander-Käufer noch tiefer in die Tasche greifen.
Sophia Lorenzoni