Im Praxistest:Hohlspitz-Munition im Kaliber .45 ACP

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Der dicken .45 ACP wird schon mit Vollmantel-Geschossen eine hohe Stopp-Wirkung nachgesagt. Doch lässt sich die Zielwirkung mit Hohlspitz-Munition noch steigern, und sind die Patronen schnell genug, um überhaupt aufzupilzen?

Von Norbert Klups

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Im Kaliber .45 ACP ist die Munitionsauswahl groß. Für den Test wurden sieben Laborierungen ausgewählt. Für den Gelatine-Beschuss wurde eine Les Bear benutzt.

Die .45 ACP (Automatic Colt Pistole) kam 1905 auf den Markt und ist eine Browning-Entwicklung. Die USA machte 1899 bei dem Aufstand auf den Philippinen die böse Erfahrung, dass der gerade eingeführte .38er Revolver in seiner Wirksamkeit weit hinter der abgelösten .45 Long Colt Revolverpatrone zurückstand.

Die Militärs wollten das dickere Kaliber .45 zurück und dazu möglichst eine der gerade aufkommenden Selbstladepistolen. Nach intensiven Erprobungen machte schließlich die Colt Government 1911 im Kaliber .45 ACP das Rennen, und diese Waffen/Patronen-Kombination blieb ein dreiviertel Jahrhundert lang die Dienstwaffe und Ordonanzpatrone der US-Armee. Es wurden sogar Revolver für die randlose Pistolenpatrone eingerichtet, als während des Krieges nicht genügend Pistolen hergestellt werden konnten.

Heute ist die .45 ACP weitgehend von der 9mm Luger im militärischen Bereich abgelöst, denn hier sind bedeutend höhere Magazin-Kapazitäten bei kompakteren Waffen-Abmessungen möglich. Die .45 ACP startete aber eine zweite Karriere als Sportpatrone und wird auch von vielen zivilen Anwendern als Gebrauchspatrone nach wie vor bevorzugt.

Auch viele Jäger führen eine .45er Pistole als Fangschusswaffe und vertrauen dem zwar nicht sehr schnellen, aber immerhin 15 Gramm schweren Geschoss der .45 ACP.

Auch für die .45 ACP gibt es eine ganze Reihe von Laborierungen mit Hohlspitz-Geschossen, meist von amerikanischen Herstellern, denn in den Staaten genießt die alte Coltpatrone einen gewissen Kultstatus.

Funktionstest mit drei Waffen

Wie schon bei der 9mm Luger, wurde auch die .45 ACP mit drei Pistolen-Modellen auf die Funktion überprüft. Benutzt wurden eine Les Baer, eine Colt Government Serie 70 und eine Sig Sauer P 220. Die Messung der Mündungsgeschwindigkeit und der Beschuss der Gelatineblöcke wurden mit der Les Baer vorgenommen, die eine Lauflänge von fünf Zoll hat. Es wurden Gelatineblöcke mit und ohne Knochen beschossen. Zur Verfügung standen sieben Patronen mit Geschossgewichten von 185 bis 230 Grains (11,98 bis 14,9 Gramm).

Federal Hi Shock 185 Grains

Das Hi Shock ist ein klassisches Hohlspitzgeschoss mit großer Lochspitze. Um die Funktion in Pistolen zu verbessern, reicht der Mantel bis zur Geschossspitze. Mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 284 m/s aus dem Fünf-Zoll-Lauf der Les Baer ist diese Laborierung sehr schnell. Federal verlädt hier 5,5 Grains eines groben Blättchenpulvers.

Die Präzision war mit 26 Millimetern auf zehn Meter zwar nicht schlecht, aber in diesem Test bildete die schnelle Federal Laborierung damit das Schlusslicht. In der Sig Sauer 220 kam es zudem zu Funktionsstörungen. Mehrmals verklemmten sich leere Hülsen im Auswurffenster. Die beiden anderen Waffen schossen störungsfrei.

Das Mündungsfeuer ist sehr grell, der Rückschlag kurz und hart. Im Gelatineblock sprach das schnelle 185 Grains Geschoss sofort an und vergrößerte rasant seinen Durchmesser. An der Blattschaufel eines Überläufers zerlegte sich das Geschoss schließlich in mehrere Teile.

Es schaffte zwar gerade noch den Durchschlag, doch direkt danach war Schluss und es fanden sich mehrere Geschossteile im Gelatineblock. Der Restkörper war auf 26 Millimeter Durchmesser aufgepilzt. Die Tiefenwirkung ist hier zu gering.

Federal Hi Shock 230 Grains

Die schwere Federal-Laborierung mit dem Hi Shock Geschoss ist 254 m/s schnell, schoss in allen drei Waffen störungsfrei und erzielte eine guten 20-Millimeter-Streukreis. Federal laboriert diese Patrone mit 5,0 Grains grobem Blättchenpulver.

Die 230 Grains Laborierung hat deutlich weniger Mündungsfeuer, schießt sich aber etwas rückschlagstärker. Im Gelatineblock verhielt sich dieses Geschoss zwar etwas weniger dramatisch und bildete einen kompakten Restkörper von 18,5 Millimetern Durchmesser ohne großen Masseverlust, doch die Tiefenwirkung war kaum besser als bei der leichten Laborierung.

Auch das 230 Grains Hi Shock blieb direkt nach der Blattschaufel stecken. Das Geschoss drehte sich dabei sogar und saß quer im Block. Auch hier ist nicht genügend Durchschlagskraft vorhanden, um bei schwerem Schalenwild die inneren Organe zu erreichen und nachhaltig zu schädigen. Bei einem Knochentreffer fehlt auch diesem Geschoss die Tiefenwirkung.

Speer Gold Dot 185 Grains

Das Gold Dot ist so gefertigt, dass sich Mantel und Blei nicht trennen können. Speer will damit Masseverlusten vorbeugen. Wie die vorherigen Tests zeigten, funktioniert diese Technik sehr gut. Die .45 ACP war aus der Testwaffe 286 m/s schnell und schoss mit 19 Millimetern einen sehr guten Streukreis bei fünf Schüssen. Als Pulverladung dienen hier 8,6 Grains feines Blättchenpulver.

Das Mündungsfeuer ist deutlich sichtbar, aber nicht so grell wie bei der Federal 185 Grains Hi Shock. Diese Patrone schießt sich sehr angenehm und erlaubt sehr schnelle Schussfolgen. Alle drei Testwaffen vertrugen diese Patrone gut und funktionierten problemlos. Mit 286 m/s ist die Speer-Patrone sehr schnell, und bei dieser Geschwindigkeit pilzte das Geschoss bis zum Boden hin auf. Der Restkörper maß eindrucksvolle 29,1 Millimeter. Das ist der größte Geschoss-Durchmesser im Test.

Dadurch wird das Geschoss natürlich im Zielmedium stark abgebremst, und die Tiefenwirkung bleibt gering. Für schweres Wild ist auch diese Laborierung nicht zu empfehlen. Als Verteidigungspatrone dürfte die Wirkung aber nichts zu wünschen übrig lassen. Dafür ist sie anscheinend konstruiert.

Speer Gold Dot 230 Grains

Die schwere Speer Gold Dot-Laborierung ist mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 256 m/s ausreichend schnell, um das Geschoss bis auf 18,6 Millimeter aufpilzen zu lassen. Speer verwendet hier 4,2 Grains feines Blättchenpulver.

Das Mündungsfeuer ist kaum sichtbar, und die Waffe lässt sich auch bei Serien noch gut kontrollieren, obwohl der Rückschlag deutlich stärker ausfällt als bei der leichteren Gold Dot. Die Tiefenwirkung ist hier deutlich besser, zumal kein Masseverlust bei dieser Geschosskonstruktion eintritt. Die Blattschaufel wurde sauber durchschlagen, und danach setzte der kompakte Restkörper seinen Weg noch geradlinig gut 20 Zentimeter im Gelatineblock fort. Damit ist diese Patrone gut zum Fangschuss auch bei schwereren Stücken zu gebrauchen.

Remington Golden Saber 230 Grains

Das Golden Saber wurde für den Behördeneinsatz entwickelt und hat einen harten Messingmantel. Steuerkerben im Geschosskopf sollen für eine maximale Expansion sorgen. Bei der Konstruktion wurde aber auch besonderen Wert auf tiefe Penetration gelegt, damit auch nach dem Durchschuss von Windschutzscheiben noch genügend Energie vorhanden ist.

Aus der Les Bear erreichte die Remington Laborierung eine Mündungsgeschwindigkeit von 262 m/s und erzielte einen sehr guten Streukreis von 19 Millimetern. Funktionsstörungen gab es bei keiner der drei Waffen. Die Pulverladung besteht aus 6,8 Grains feinen Blättchenpulver.

Das Mündungsfeuer hält sich in Grenzen, und durch das geringe Geschossgewicht schießt sich diese Patrone sehr angenehm. Beim Testbeschuss zeigte das Golden Saber eine hervorragende Tiefenwirkung. Das Geschoss pilzte sehr schnell bis auf 19,2 Millimeter auf, durchschlug den eingegossenen Knochen und drang dann noch weit in den Gelatineblock ein.

Der Geschossrest war sehr kompakt, doch ließ sich der Bleikern mit leichtem Zug aus dem Mantel ziehen. In der Praxis hätte das hier keine Auswirkungen gehabt, doch es zeigt, dass eine Trennung von Mantel und Kern grundsätzlich möglich ist. Trotzdem hat der Jäger hier eine sehr gute Fangschusspatrone im Kaliber .45 ACP.

Remington Golden Saber Bonded 230 Grains

Auch Remington hat anscheinend gemerkt, dass es zu einer Mantel-Kern-Trennung kommen kann und bietet eine zweite Laborierung mit einem “Bonded” Golden Saber an. Hier wird der Kern mit dem Mantel zusätzlich “verschmolzen”. Bei diesem Verbundprozess ist dann eine Mantel-Kern-Trennung ausgeschlossen. Sonst sind die beiden Patronen absolut identisch. Die Pulverladung beträgt ebenfalls 6,8 Grains.

Die Mündungsgeschwindigkeit wurde mit 260 m/s gemessen, und der Streukreis lag mit 18 Millimetern auf dem gleichen hohen Niveau wie die normale Golden Saber. Alle drei Waffen schossen mit dieser Patrone störungsfrei. Auch beim Test-Beschuss zeigten sich kaum Unterschiede. Der Restkörper sah nahezu gleich aus und maß 18 Millimeter. Die Eindringtiefe war ebenso identisch.

Nur ist es bei dem Golden Saber Bonded nicht möglich, den Bleikern aus dem Mantel zu ziehen. Das ist ein Vorteil, der genutzt werden sollte, obwohl die Bonded Laborierung deutlich teurer ist. Für den Fangschuss eine sehr gute Patrone.

Hornady XTP 200 Grains

In den vorangegangenen Tests zeigte das XTP von Hornady stets sehr gute Ergebnisse, und auch in der .45 ACP wird es seinem guten Ruf gerecht. Die 200 Grains Laborierung war aus dem 5-Zoll-Lauf der Les Bear 271 m/s schnell, und mit einem Streukreis von 18 Millimetern liegt das XTP präzisionsmäßig ganz vorn. Hornady laboriert diese Patrone mit 5,6 Grains grobem Stäbchenpulver, das nur wenig Mündungsfeuer produziert und ein angenehmes Rückschlagverhalten zeigt.

Das XTP spricht sehr schnell an und vergrößert seinen Durchmesser auf 20,4 Millimeter ohne großen Masseverlust. Der Knochen war kein Problem, und das Geschoss zeigte eine gute Tiefenwirkung. An die beiden Golden Saber Laborierungen von Remington kommt es zwar nicht ganz heran, aber für Fangschusszwecke reicht es auch für schwerere Stücke. Eine schnell aufpilzende Patrone, die sehr präzise ist und sich angenehm verschießt.

Resümee

Zunächst einmal ist festzustellen, dass die Geschwindigkeit der .45 ACP hoch genug ist, um Hohlspitzgeschosse ansprechen zu lassen. Die Geschosse pilzten bis weit über 20 Millimeter Durchmesser auf und gaben im Ziel sehr viel Energie ab. Daher stammt wohl auch der gute Ruf der .45 ACP als Verteidigungspatrone, besonders der leichten, schnellen Geschosse.

Solange sich der Gegner nicht hinter Verbundglasscheiben oder ähnlichem Material versteckt, war die Wirkung dieser Laborierungen stets sehr zufriedenstellend. Bei härteren Zielen fehlt es diesen Geschossen aber an Durchschlagskraft. Dafür wurden dann Spezialkonstruktionen wie das Golden Saber, Gold Dot oder XTP entwickelt, die eine wesentlich bessere Penetration erbringen.

Genau diese Patronen sind auch für den Fangschuss auf schweres Schalenwild die beste Wahl. Sie geben bereits beim Eindringen viel Energie ab, hinterlassen einen großen Schusskanal und haben die nötige Tiefenwirkung, um lebenswichtige Organe zu erreichen.

Die beste Tiefenwirkung im Test zeigten die beiden Golden Saber Laborierungen von Remington, dicht gefolgt vom Hornady XTP und vom 200 Grains Gold Dot. Auch bei der .45 ACP ist der Einsatz von Hohlspitzmunition für den Fangschuss sinnvoll.Foto: Norbert Klups

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Hier ist gut zu sehen, dass das 230 Grains Hi Shock von Federal direkt nach dem Durchschlag der Blattschaufel abgestoppt wurde und sich quer stellte.
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