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Raubwildserie, Teil VI: Schaffe, schaffe Röhrle baue . . .

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Winterzeit – die Bälge sind längst reif. Am Fuchsbau macht der passionierte Bodenjäger Strecke. Wie ein künstliches Röhrensystem erstellt wird und worauf bei der Baujagd zu achten ist, erklärt der DJZ-Raubwildexperte Anton Ganz.

Von Anton Ganz

 

Die Bau- oder Bodenjagd
ist eine erfolgversprechende Jagdart. Sie kann bei entsprechendem Engagement die Jahresstrecke erheblich steigern. Dazu werden allerdings gut eingejagte Bauhunde benötigt. Den Bau sucht Reineke vor allem im Winter bei nasskaltem Wetter auf, um sich vor dem Auskühlen zu schützen. Bei Schneefall und Graupel wählt er bevorzugt oberirdische Unterschlupfe. Auch die bisherige Annahme, dass der Fuchs den Bau mit nassem Balg nicht aufsucht, wurde mit Telemetrie-Auswertungen widerlegt. Die größte Wahrscheinlichkeit, dass ein Rotrock steckt, besteht während der Ranz. Weiterhin wird der Bau zum Wölfen und zur Aufzucht der Welpen genutzt. Sind diese etwa sieben Wochen alt, wird der Bau von der Fähe kaum noch befahren.
 
 

Natur-/Kunstbau

 

Der Fuchs nimmt bereits vorgegrabene Kaninchen- oder verlassene Fuchs- und Dachsbaue an. Er gräbt sie allerdings auch selbst, besonders vor der Wurfzeit. Reineke bevorzugt ruhiggelegene, trockene, zugfreie Baue und bringt im Gegensatz zum Dachs kein Polstermaterial in den Kessel ein. In der Ranzzeit sind die Roten häufig auf den Läufen und stecken meistens zu mehreren im Bau. Nicht selten findet die Ranz unter Tage statt. Raubwildjäger wissen, dass Kunstbaue bei richtiger Handhabung zu erheblichen Streckensteigerungen beitragen. Entscheidend dabei ist das Angebot an Rückzugsalternativen im Revier. Das kann der Jäger unterstützen, indem er Naturbaue, Drainagerohre, Strohhaufen und Unterführungen verschließt und/oder verstänkert.
 
Tipp: Findet man unbekannte Unterschlupfe, werden sie in die Revierkarte eingetragen. Bau-Arbeiten Reineke liebt es trocken und warm. Ein Kunstbau hat folgende Vorteile:
  • Verlauf des Baues bekannt
  • vom Fuchs nicht umzubauen
  • Wittrung vom Hund hält nicht so lange an wie im Naturbau
  • Hund kann nicht verschüttet oder verklüftet werden
  • kurze Sprengzeit
Für 100 bis 150 Hektar empfiehlt sich ein Bau. Das wichtigste Kriterium bei der Erstellung ist die Wahl des Standortes. Windgeschützte, sonnige Südlagen, die ganzjährig relativ trocken bleiben und ausreichend Schussfeld bieten, sind ideal. Baue, die durch Regenfälle, steigendes Grund- oder Sickerwasser und Zugluft beeinträchtigt werden, nimmt der Rotrock nicht dauerhaft an.
 
Der Kunstbau wird überwiegend und sinnvollerweise in der Feldflur errichtet. Böschungen, trockene Gräben, Erdhügel, leicht abfallende Hänge, Sandgruben, Heckenstreifen usw. bieten sich dazu an. Auch in lichten Altgehölzen, auf geräumten Windwurfflächen oder Kahlschlägen ist ein Kunstbau möglich, allerdings wird die Strecke nicht so gut ausfallen wie in der Feldflur.
 

Ran ans Werk

 

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Schweißtreibende Maßarbeit: Mindestens zehn Meter lang muss die Röhre sein, sonst bleibt der Fuchs aus. Der Kessel muss höher liegen als der Röhrenverlauf. Dadurch wird verhindert, dass Feuchtigkeit eindringt. Keine Folie über die gesamte Röhre legen, sonst schwitzt der Kunstbau (Fotos: Anton Ganz)
Beim Anlegen eines Kunstbaus gibt es verschiedene Formen und Varianten. Ob als Ringbau, in U- oder M-Form, mit einem oder mehreren Kesseln, ist vom Gelände und der Bodenbeschaffenheit abhängig. Ob Bauelemente aus Kunststoff, Beton, Eternit oder Tonziegel verwendet werden, entscheidet jeder Revierinhaber nach Abwägung des Zeitaufwandes und der Kosten.
 
Bei den Kunstbauanlagen gibt es zwei Varianten: entweder mit zwei Röhren (gegenüber/nebeneinander) oder versetzt abzweigend. Dem Vorteil, dass bei dieser Anlage auch ein weniger scharfer Hund den Fuchs zum Springen bringen kann, stehen als Nachteile der größere Arbeitsaufwand, die höheren Kosten sowie oftmals Zugluft im Bau entgegen. Aufgrund dieser Nachteile setzen sich immer mehr Anlagen mit nur einem Rohr im Kessel durch. Will der Jäger einen Kunstbau anlegen, sollte er sich vorher darüber im Klaren sein, ob die Anlage ober- oder unterirdisch und im Eigenbau oder als Bausatz (Kosten ab 100 Euro) angelegt werden soll. Wird oberirdisch verlegt, erspart man sich das mühevolle Ausgraben oder Ausbaggern. Die Anlage wird mit Erde, Sand, Stroh, Zweigen, Reisig, Gras oder Ähnlichem abgedeckt.
 
Eine gute Möglichkeit besteht nach Absprache mit dem Landwirt darin, die Anlage zwischen Strohballen einzubauen. Dadurch bleibt sie trocken, warm und hat den Vorteil, dass dort lebende Mäuse den Fuchs und andere Raubwildarten, wie Marder und Waschbär, durch ihre Wittrung magisch anziehen. Soll ein Kunstbau unterirdisch verlegt werden, ist eine Tiefe von 80 bis 100 Zentimetern ratsam. So bleibt die Anlage frostfrei. Der Erdaushub dient gleichzeitig als Abdeckmaterial.
 
Die Mehrzahl der im Handel angebotenen Bauarten werden unterirdisch verlegt. Länge fängt Verlegungsablauf: Nach dem Graben beginnt man mit dem Kesselboden. Dafür eignet sich eine runde oder eckige Steinplatte, ein Gitterrost oder eine Betonschicht. Sie verhindern, dass sich der Fuchs eine Sackröhre gräbt, die das Sprengen mit dem Hund erschwert. Darüber wird der Kessel errichtet, der an der höchsten Stelle liegt. Er kann gemauert werden, oder es wird ein Schachtring aus Eternit bzw. ein sogenannter Straßeneinlauf aus Beton verwendet.
 
Die Maße von 50 Zentimetern Länge und Breite, sowie eine lichte Höhe von 40 bis 50 Zentimetern sollten beachtet werden. Bei diesen Abmessungen sorgt die abgegebene Körperwärme des Fuchses für ein vorteilhaftes Bau-Klima. Führt nur eine Röhre in den Kessel, so muss dort ein Keil oder eine Mittelsäule eingebaut werden. Dies ermöglicht dem Fuchs, ohne direkten Kontakt zum Hund aus dem Kessel zu flüchten. Der Kessel wird mit einer rund 10 Zentimeter dicken trockenen Sandschicht aufgefüllt. Heu oder Stroh begünstigen nur Parasiten- oder Pilzbefall.
 
Nun werden Röhren oder Kantsteine, die innen rauh sind, vom Kessel wegführend mit einem leichten Gefälle (gegen Stau- oder Sickerwasser) direkt auf der Erde oder dem Kiesbett verlegt. Pro Meter einen Zentimeter Gefälle ist ausreichend. Es können Vier-, Sechs- oder Achtecksteine benutzt werden. Bei einem Röhrendurchmesser von mindestens 25 Zentimetern kann sich der Hund besser in der Anlage bewegen. Allerdings kann sich der Fuchs bei diesem Durchmesser im Rohr drehen. Die Rohrlänge sollte mindestens 10 Meter betragen. Länge fängt! Kann aufgrund des Baumaterials keine Biegung beim Rohrverlauf eingebaut werden, verlegt man einen Knick auf den letzten Metern. Dieser beugt der Zugluft vor.
 
Da Betonrohre an den Krümmungen nicht bündig passen, werden die Zwischenräume mit Teerpappe oder starker Folie abgedichtet und mit Zementmörtel zubetoniert. Der Kesseldeckel kann aus einer angepassten Steinplatte, aus Holzbohlen oder Metall bestehen. Wichtig ist, dass sich kein Schwitzwasser bildet. Sind alle Bauelemente verlegt und angebracht, wird die gesamte Anlage mit Erde, Sand, Grassoden o.ä. abgedeckt und ortsüblich verblendet. Arbeitsaufwand mit fünf Mann und gut zu bearbeitendem Boden: 6 bis 8 Stunden.
 
Tipps: Wird im Kesseldeckel eine Rohrhülse eingebaut, kann mit einer Metallstange durch Schlagen, einem Stück Gartenschlauch durch Hineinblasen oder durch Ausleuchten mit einer Lampe der Fuchs auch ohne Bauhund zum Springen gebracht werden. Nach der Saison den Bau verschließen. Schützt vor Verunreinigung, zum Beispiel durch den Dachs.
 
 

Am Bau

 

Die Bau- oder Bodenjagd stellt an den Hundeführer, den Hund und den Schützen folgende Anforderungen: Ob Teckel oder Terrier eingesetzt werden, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass der Hund vernünftig, beweglich und raubwildscharf ist. Ängstliche oder übertrieben scharfe Hunde, die keiner Beißerei aus dem Weg gehen, sind unerwünscht.
 
Ab Mitte November, wenn der Fuchsbalg reif ist, werden Natur- und Kunstbau regelmäßig, aber nicht zu häufig kontrolliert. Vor der Ranz: alle 2 Wochen; in der Ranz: wöchentlich.
 
Schon beim Angehen an den Bau wird weiträumig abgestellt. Gesprochen wird nicht. Anweisungen erfolgen durch Handzeichen. Dabei ist die Windrichtung besonders zu beachten. Die angenommenen Fluchtrichtungen werden besetzt. Ist Deckung vorhanden, wird sie genutzt. Allerdings ist Sicht wichtiger. Der Fuchs muss beim Anwechseln beobachtet werden können. Außerdem ist darauf zu achten, dass er den angestellten Schützen am Ausgang nicht eräugen kann. Deshalb sind die Röhren von hinten oder seitwärts zu besetzen.
 
Merkt Reineke, dass vor dem Bau Gefahr lauert, beißt er sich eher mit dem Hund, als dass er den Bau verlässt. Für die Schützen gilt: Es wird nie in Richtung Bau geschossen! Bei oberirdischen, weitläufigen Hügelbauen ist es oftmals angebracht, die Jäger aus Sicherheitsgründen Rücken an Rücken auf dem Bau zu platzieren. Die Anzahl der Schützen richtet sich nach der Bauart, -größe und dem Gelände. Beim Kunstbau mit einem Rohrstrang genügt ein Jäger, wogegen bei einem großen Naturbau mit etlichen Röhren in unübersichtlichem Gelände mehrere Schützen erforderlich sind.
 
Nachdem die Stände bezogen wurden, betritt nur der Hundeführer die Bauanlage. Er bestimmt das Geschehen. Manchmal dauert es eine halbe Stunde oder länger, bis Reineke springt. Deshalb sind Ruhe und Geduld bei der Baujagd unerlässlich. Auch ist es nicht selten, dass mehrere Füchse im Bau stecken.
 
 

Feuer frei!

 

Wird der Hund angesetzt, sucht er nach der Wittrungsaufnahme die passende Röhre selbst aus. Will der Jagdhelfer nicht einschliefen, ist davon auszugehen, dass sich hier kein Fuchs aufhält. Die meisten Roten springen innerhalb der ersten zehn Minuten. Das ist auch von der Schärfe des Hundes abhängig. Manchmal verhofft Reineke im Röhrenausgang, äugt in die Umgebung, verschwindet wieder und kommt an einer anderen Röhre wieder zum Vorschein. Springt der Rotrock, beschießt man ihn erst, wenn er einige Meter von der Ausfahrt entfernt ist. Wurde er krankgeschossen, ist sofort nachzuschießen. Liegt er im Knall, wird er noch einige Sekunden beobachtet. Nicht selten hat sich ein totgeglaubter Fuchs auf und davon gemacht. Solange sich der Hund im Bau befindet oder wieder einschlieft, werden die Röhren und die Umgebung aufmerksam weiter beobachtet. Wird der Hund von seinem Führer abgerufen und angeleint, kann die Beute aufgenommen werden.
 
 
 
 
 
 


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